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Ostseefluch

Titel: Ostseefluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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als Bianca Bockelmann. Von ausschweifenden Partys und Gelegenheitsprostitution wollte sie jedenfalls nichts mitbekommen haben.
    Zurück im Wagen, trank Pia den letzten lauwarmen Rest Wasser aus ihrer Eins-Komma-fünf-Liter-PET-Flasche und warf sie auf den Rücksitz. »Ich bin total ausgedörrt. Und halb verhungert. Irgendwelche kreativen Lösungsvorschläge?«
    »Wir können ans Wasser fahren und zusehen, dass wir ein Fischbrötchen in die Finger bekommen.«
    »Wenn wir uns in eine gesperrte Zone stellen und einen Polizeiausweis hinter die Frontscheibe klemmen, könnte es gehen«, antwortete sie. »Oder glaubst du, wir kriegen jetzt noch irgendwo am Wasser einen regulären Parkplatz?«
    »Vorteilsnahme im Amt«, sagte Rist. »Ich bin dabei.«
    »In Orth im Hafen gibt es einen Fischkutter, der leckere Fischbrötchen verkauft.« Pia startete den Wagen. Sie folgte der sich durch die flache Landschaft windenden Allee in Richtung Petersdorf. Die sich gen Osten neigenden Straßenbäume irritierten Pia und ließen sie einen kurzen Moment glauben, sie bewege sich auf einer schiefen Ebene. In den Kronen sah sie rote Beeren, und sie erinnerte sich dunkel, im Naturkundeunterricht mal was von Schwedischen Mehlbeeren gehört zu haben, die auf Fehmarn wuchsen. An der Abzweigung nach Orth bog sie nach links ab. Sie hatten Glück. Als sie sich dem Hafenbecken näherten, lag der Kutter noch an Ort und Stelle.
    Sie deckten sich mit Brötchen, belegt mit Fischfrikadellen und Bismarckhering, ein und suchten sich dann einen gemütlichen Platz zum Essen.
    Gegenüber der bunten Häuserzeile mit ihren Surfshops, Cafés und Kneipen befand sich eine schmale Landzunge, die weit in die Bucht ragte und den Hafen schützte. Pia und Rist gingen ein Stück dort entlang, setzten sich dann an der Böschung ins Gras und streckten die Beine von sich. Von hier aus hatte man einen Ausblick übers Wasser bis hin zum Flügger Leuchtturm.
    Auf dem Meer tummelten sich ein paar Windsurfer, die trotz der flauen Windverhältnisse ihr Glück versuchten. Die sonst allgegenwärtigen Kitesurfer waren heute nicht zu sehen, dafür schwamm ein Schwanenpaar in der Nähe des Ufers.
    »So lässt es sich aushalten.« Rist biss in ein Brötchen mit Bismarckhering. Er kämpfte mit den Zwiebeln, die üppig darauf verteilt waren. »Das Fehmaraner Wetter ist genau mein Ding. Ich mag es warm. Vielleicht sollte ich hier auf der Insel meine Zelte aufschlagen.«
    »Warte erst mal ab! Sechs, sieben Monate später im Jahr, und du fährst hier durch Schneewehen, die drei bis vier Meter hoch sind. Oder besser gesagt, du fährst eben nicht mehr.«
    »Ob die Ingwers deswegen einen Land Rover in der Garage stehen haben?«
    »Ein Schneemobil wäre sinnvoller.« Pia legte den Kopf schief. »Der Gestank eben war echt eindrucksvoll. Einen toten Fuchs einfrieren ... Auf Ideen kommen die Leute!« Rudolf Ingwers hatte ihnen zähneknirschend den Land Rover gezeigt, dem noch immer Aasgeruch anhaftete.
    »Wenn es denn stimmt.«
    Der Spaten, den Judith Ingwers’ mysteriöser Besucher in der Hand gehabt hatte, lag nun, in Plastik eingeschlagen, im Kofferraum ihres Dienstwagens. Die Tatwaffe, das Gartengerät, mit dem der Mord verübt worden war, hatte sich noch nicht gefunden. Vielleicht befanden sich auf dem Spatengriff nützliche Spuren. Mit möglichen Fußspuren im Garten verhielt es sich ähnlich wie auf Mordkuhlen. Der Boden war hart wie Stein. Einzig um Judith Ingwers’ Erdaushub herum hätte sich noch etwas entdecken lassen. Doch ihr Mann hatte am frühen Morgen ihr Werk beendet und den Fuchs beerdigt. Da war nun nichts mehr zu holen.
    »Was hältst du von der Aussage von Bianca Bockelmann?«, fragte Rist.
    »Der lieben Bibo?« Pia griff nach ihrem zweiten Brötchen. »Erschien mir glaubwürdig. Die Sache mit der Prostitution könnte wichtig sein. Milena Ingwers war noch minderjährig. Und wahrscheinlich ist da mehr gelaufen, als mal eben einem Typen an der Bushaltestelle einen runterzuholen. Bei der Obduktion ist doch eine Geschlechtskrankheit diagnostiziert worden. Vielleicht hat Milena, als sie davon erfahren hat, einen Schreck bekommen und jemandem gedroht, das kleine Geheimnis auszuplaudern.«
    »Du meinst, sie hat einen ehemaligen Freier erpresst?«
    »Vielleicht war jemand darunter, den sie kannte und der sich partout keinen Skandal leisten konnte. Ich denke dabei auch an die chronische Geldknappheit, von der Bibo gesprochen hat.«
    »Es kam doch zum Bruch. Milena hat sich von ihren

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