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Ostseefluch

Titel: Ostseefluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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fürchte, nein. Sie hassen es, wenn man sie für weltliche Zwecke vereinnahmen will. Die Geister haben schon eine neue Bewusstseinsstufe erreicht, so stelle ich es mir vor, und sie streben nicht die Art von Vergeltung an, die uns Menschen zur Verfügung steht.«
    »Milenas Geist will nicht, dass ihr Mörder überführt und verurteilt wird?«, wandte Pia ein.
    »Ich kann nicht für sie sprechen. Das wäre anmaßend. Aber wenn Sie mich so direkt fragen: Nein, diese Art von Gerechtigkeit ist für sie vollkommen uninteressant.«
    »Eine Sache noch.« Pia erhob sich. »Aleister, Ihr Künstlername. Etwa nach Aleister Crowley?«
    Rist sah sie irritiert an.
    »Oh, das wäre pure Anmaßung, oder? Der große Meister.«
    »Wer war dieser Crowley?«, hakte Rist scharf nach.
    »Ein berühmter Satanist«, erklärte Pia mit hochgezogener Augenbraue.
    Frank Albrecht schüttelte empört den Kopf. »Aleister hat sich später vom Satanismus abgewandt. Er war ein großer Magier. «
    »Wir bleiben mit Ihnen in Verbindung, Herr Albrecht«, sagte Pia, ohne auf die Belehrung einzugehen.
    »War das schon alles?«, fragte Aleister irritiert.
    »Haben Sie uns noch etwas zu sagen?«
    »Ja. Beim ersten Kontakt, dem mit dem Geist, mit dem ich ursprünglich sprechen wollte, da war etwas seltsam.«
    »Und zwar?«
    »Er hieß Bolt, was Sie nicht überraschen dürfte. Seit ein Mann dieses Namens in diesem Haus seiner Familie und sich selbst das Leben genommen hat, gibt es dort übersinnliche Phänomene. Der Geist war sehr leicht ansprechbar. Fast, als hätte er nur darauf gewartet, angerufen zu werden. Es kann natürlich sein, dass es mit seinem Selbstmord und gewissen Schuldgefühlen zu tun hat ...«
    »Oder?« Rist war nun ebenfalls aufgestanden und wippte genervt auf den Fußballen.
    »Oder es war damals gar kein Selbstmord.«
    »Hat Irma die Geisterbeschwörer jetzt endlich ein für alle Mal rausgeschmissen?«, fragte Patrick. »Oder muss ich darauf gefasst sein, im dunklen Treppenhaus noch mal diesem Knochenmann über den Weg zu laufen?«
    Es war früher Abend auf Mordkuhlen. Patrick Grieger und Arne Klaasen standen im Badezimmer und versuchten, eines verstopften Abflusses Herr zu werden, der ihnen immer wieder Probleme bereitete. Mal floss das Wasser aus der Badewanne nicht ab, dann wieder drückte es aus der Kloschüssel nach oben. Eine ebenso unerfreuliche wie mühsame Angelegenheit, die nicht eben dazu angetan war, die Laune der beiden Männer zu heben.
    »Wenn ich diese Spinner noch mal hier im Haus antreffe, dann fliegen die Fetzen«, sagte Arne Klaasen grimmig, während er die Spirale ansetzte. »Und danach ziehe ich aus. Dann kann Irma zusehen, wer ihren Scheiß hier macht!«
    »Anfangs war sie aber schwer beeindruckt von denen«, meinte Patrick, um Arne ein wenig zu triezen. »Muss ’ne gute Show gewesen sein, die der Typ da abgezogen hat.« Er richtete sich auf und rieb sich den Rücken.
    »Weiber! Glauben einfach alles, was mit dem gewissen Tamtam daherkommt. Die Welt will halt betrogen werden!«
    »Milena war auch ziemlich leichtgläubig.«
    »Meinst du, jemand hat sie in was verwickelt, das ihr nicht gut bekommen ist?«
    Sogar der wortkarge Arne greift, wenn es um den Tod geht, auf Umschreibungen zurück, dachte Patrick. Nein, der Hieb auf den Kopf war Milena nicht so gut bekommen. Er hatte ja selbst den zertrümmerten Schädel und sogar das Gehirn gesehen.
    »Man weiß eben nie, was im Kopf einer Frau vor sich geht«, sagte Arne, als er von seinem Mitbewohner keine Antwort erhielt.
    Patrick musste an seinen letzten gemeinsamen Morgen mit Milena denken: Er war aufgewacht und hatte sie neben sich schlafend vorgefunden. Das dünne Laken, das ihm im Sommer als Zudecke diente, bedeckte gerade noch ihre Hüften. Er hatte seine Hand unter das Laken geschoben. Ihre Haut war warm und leicht verschwitzt gewesen. Er war näher an sie herangerückt, hatte sich gegen sie gedrückt und war mit seiner Hand ihren leicht gerundeten Bauch hinunter zu ihrer Scham gefahren. Er hatte sie gestreichelt, aber sie hatte sich nicht gerührt. Milena hatte sich schlafend gestellt. Bis sie es nicht mehr ausgehalten hatte. Tief in ihr hatte er die Wellen ihres Orgasmus gespürt. Dann war er gekommen. Sie hatten beide kein Wort gesagt, sich noch nicht einmal angesehen.
    Am Abend zuvor hatten sie heftig miteinander gestritten – und den Streit später an jenem Morgen in der Küche gleich fortgesetzt. Jetzt, da es Milena nicht mehr gab, taten Patrick die

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