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Ostseefluch

Titel: Ostseefluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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machen ...«
    »Und das wäre?«, fragte Pia.
    Bianca Bockelmann starrte sie feindselig an und wandte sich dann Manfred Rist zu. »Die Clique, in der Milena und ich waren – wir hatten eine echt krasse Zeit. Besonders die Mädels ...«
    »Was war denn so krass?«, hakte Rist nach.
    Bianca kaute auf ihrer Unterlippe und biss einen kleinen Hautfetzen ab. »Ich hasse es, wenn Erwachsene so reden.«
    Manfred Rist trat einen Schritt auf sie zu. »Würden Sie jetzt bitte die Frage beantworten?«
    Sie starrte ihn an, dann sagte sie anscheinend gelangweilt: »Partys bis zum Abwinken. Rauchen, saufen, abtanzen. Aber auch anderes ... Ich hab dabei nicht mitgemacht. Ich hatte ja immer genug Kohle, wissen Sie. Doch einige der Mädchen, manchmal auch Milena, die sind anschaffen gegangen, wenn sie pleite waren. Für Zigaretten, Schminke und so.«
    »Wie und wo?«
    »Wo was ging. Völlig bescheuert. An der Bushaltestelle zum Beispiel. Da halten echt Typen an, im Benz und alles, und lassen sich für zehn Euro einen runterholen.«
    »Zehn Euro«, echote Pia. Sie war der Meinung, dass sie schon einiges gehört und gesehen hatte. Aber minderjährige Schülerinnen aus, wenn man so wollte, geordneten Verhältnissen, die sich für zehn Euro an der Bushaltestelle verkauften, das war dann doch ein bisschen heftig.
    »Kannten Sie einen von ihren Freiern?«
    Bianca Bockelmann überkreuzte abwehrend die Zeigefinger vor der Brust. »Keinen einzigen.«
    »Erinnern Sie sich an Autokennzeichen, irgendwelche Besonderheiten der Wagen?«
    »Also wirklich! Ich stand nicht daneben. Und das hat doch auch nicht direkt was mit Milena zu tun. Mit dem Mord, meine ich. Sie war gar nicht so oft dabei. Da gab es andere ...«
    »Wir entscheiden, was für die Ermittlungen wichtig sein könnte und was nicht.« Rist klang inzwischen leicht gereizt.
    Die junge Frau verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Woher kannte Milena Patrick Grieger?«, fragte Pia.
    »Wer soll das denn sein?«
    »Ein Mitbewohner in dem Haus, in das sie gezogen ist.«
    »Iiiih«, sagte Bianca Bockelmann. »Diese Körnerfresser! Keine Ahnung, echt nicht.«
    »Warum ist sie überhaupt da hingezogen?«
    »Um nicht auf der Straße zu pennen, nehm ich an. Als sie aus der Lehre geflogen ist, hatte sie ja kein Geld mehr für die Miete. Sie hatte während der Ausbildung ’ne kleine Wohnung. Und ihre Alten haben sie auch nicht unterstützt.«
    »Hat Milena das so gesagt? Sie hätte sich ans Jugendamt wenden können«, warf Rist ein.
    »Phh. Sie war doch fast achtzehn. Und außerdem: Da wäre sie ja vom Regen in die Traufe gekommen.« Sie strich sich eine Haarsträhne zurück, die ihr über die Augen gefallen war. Ihre Hand mit den abgekauten Fingernägeln zitterte leicht.
    Pia nickte Rist zu. Sie würden es hier für heute dabei bewenden lassen. Schließlich hatten sie noch mehr Namen auf ihrer Liste. Und sie konnten wiederkommen ...
    Vor dem Haus sah Pia auf das Display ihres Handys. Broders hatte mehrmals versucht, sie zu erreichen.
    Sie rief ihn zurück. »Was gibt’s denn?«
    »Pia, Judith Ingwers hat mich vor einer Viertelstunde angerufen und klang ziemlich neben der Spur. Sie sagte, dass sie uns etwas mitteilen müsse. Es sei etwas vorgefallen ...«
    »Etwas vorgefallen? Präziser ging es nicht?«
    »Angeblich nicht am Telefon. Könnt ihr eben zu ihr hinfahren? Wir haben hier noch einige Termine, und ihr seid doch schon auf Fehmarn, oder nicht?«
    »Wo genau finden wir sie jetzt?«
    »Zu Hause. Das wäre so reizend von euch! Ruf mich an, wenn du Genaueres weißt!«
    Judith Ingwers empfing sie sichtlich verlegen. »Oh, da sind Sie ja schon! Der nette Kollege von neulich ist gar nicht dabei?«
    »Heinz Broders ist anderweitig beschäftigt«, sagte Pia. Manche Frauen fassten spontan Zutrauen zu ihrem Kollegen. Da konnte Rist, der das Charisma eines Türstehers hatte, nicht mithalten.
    »Also gut. Kommen Sie rein! Es dauert auch nicht lange. Es ist nur ...« Judith Ingwers führte sie ins Wohnzimmer und blieb ratlos stehen.
    »Dürfen wir uns setzen?«, fragte Rist.
    »Oh, bitte ... bitte nehmen Sie Platz.« Sie sank kraftlos auf einen Hocker, presste linkisch die Knie zusammen und ließ die Schultern nach vorn fallen. Ihre Augen und ihre Nase waren rot, das Gesicht blass, und sie trug ein dunkelgraues, wollenes Kleid, das weder zum Wetter noch in anderer Hinsicht zu passen schien.
    »Mein Kollege Heinz Broders hat mir gesagt, dass Sie uns etwas mitteilen möchten«, eröffnete Pia so behutsam

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