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Ostseefluch

Titel: Ostseefluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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Fenster herunter und fächelte sich Luft zu.
    »Die gute Heli etwa auch?«
    »Als ihr Ärmel einmal etwas hochgerutscht ist, habe ich Narben gesehen. Brandwunden, keine Schnittwunden wie bei Milena. Oder meinst du, sie trägt bei der Hitze freiwillig ein langärmeliges T-Shirt?«
    »Ich hätte es als Mode-Idiotie durchgehen lassen«, murmelte Broders und fuhr schwungvoll los. »Hast du die zerlöcherten Ohren gesehen? Wie angeknabbert.«
    Pias Mobiltelefon vibrierte. »Korittki?«
    »Es gibt Neuigkeiten«, informierte Kürschner sie. »Ein anonymer Hinweis, der vielversprechend klingt. Wir haben gerade einen taubenblauen Geländewagen, wahrscheinlich einen Toyota oder einen Land Rover, zur Fahndung ausgeschrieben.«
    »Was ist denn mit dem Wagen?«
    »Er ist an dem Vormittag, an dem der Mord geschehen ist, in der Nähe des Tatortes gesehen worden.«
    »Und der Hinweis kam anonym?«, fragte Pia zweifelnd.
    »Ja. Er ging in der Einsatzleitstelle ein. Wir wissen bisher nur, dass er aus dem Vorwahlbereich von Burg auf Fehmarn kam.«
    »In der Nähe des Tatortes? Ist der Anrufer präziser geworden?«
    »Der Wagen soll gegen halb zwölf, zwanzig vor zwölf aus dem Weg gekommen sein, der nach Mordkuhlen führt. Keine Angaben zum Fahrer. Vielleicht ist der anonyme Anrufer ein Dorfbewohner, der nicht in die Sache mit hineingezogen werden will.«
    »Oder ein Tourist. Wenn es denn stimmt, was er sagt ... Die Ingwers besitzen so ein Fahrzeug. Einen blauen Land Rover.«
    »Ja. Das wissen wir schon. Aber wir überprüfen auch alle anderen Zulassungen im Kreis.«
    »War das alles?«, fragte Pia.
    »Fürs Erste ja. Haltet die Augen offen. Ihr seid doch gerade in der Gegend.«
    Pia zerrte ihren schwarzen Hosenanzug aus dem Schrank und hielt ihn prüfend ins Licht. Nicht schon wieder dieses Ding! Außerdem war der Anzug viel zu warm. Sie warf ihn aufs Bett. Er musste sowieso mal in die Reinigung. Aber Jeans und T-Shirt ... wie jeden Tag?
    Es war früher Abend, die Feier bei Tom und Marlene warf drohend ihre Schatten voraus. Pia hatte sich, mehr aus Mangel an Alternativen, dafür entschieden, Felix mitzunehmen. Tom hatte es ihr schließlich angeboten, und seine beiden Kinder würden ja auch da sein. Aber die Kleiderfrage war lästig.
    Marlene, Toms Frau, sah immer perfekt gestylt aus. Pia nahm sich zwar hin und wieder vor, ein paar neue Klamotten einkaufen zu gehen, aber sie kam irgendwie nie dazu. Einmal mehr wünschte sie sich eine Fee, die ihr den Schrank einfach von Zeit zu Zeit mit passenden Kleidungsstücken bestückte.
    »Deine Mutter ist gar keine richtige Frau«, sagte sie zu Felix, der gerade ihre Strumpf-Schublade aufräumte. »Sie hasst es, shoppen zu gehen, und nun hat sie nichts anzuziehen, und du wirst dich mit ihr blamieren.«
    Ihr Sohn sah sie aus großen blauen Augen an, als hätte er jedes Wort verstanden. Pia nahm ihn auf den Arm und drückte ihn an sich. »Sei froh, dass du eine Oma hast, die dir immer so tolle Sachen kauft.«
    Wenn sie noch lange in BH und Slip hier herumstand, würde sie zu spät kommen. Pia hatte keine Ahnung, wie groß die Feier werden würde. Ihre Schwester Nele hielt sich zurzeit in Italien auf und würde nicht aufkreuzen. Ob Nele tatsächlich eine Mitschuld an Pias Trennung von Hinnerk, Felix’ Vater, trug, hatten sie immer noch nicht geklärt. Ich sollte mich mal um eine Aussprache mit ihr bemühen, dachte Pia. Aber eine Feier war ohnehin nicht die richtige Gelegenheit dazu. Und wen kannte sie da sonst noch? Wohl niemanden. Also besser doch zu Hause bleiben? Dass Tom so gesteigerten Wert auf ihr Kommen legte, machte Pia irgendwie nervös.
    Sie griff nach einem grünen Sommerkleid in der hintersten Ecke des Schrankes, das sie seit Ewigkeiten nicht mehr getragen hatte. Grün ist die Hoffnung. Pia setzte Felix ab und zog es sich über den Kopf. Ungewohnt ... kurz. Aber luftig. »Geht das, Schatz?«, fragte sie.
    »Ja, da ...«, sagte er und zog sich, den Blick nach oben gerichtet, an ihrem Bein hoch. Seine Finger waren warm und klebrig.
    »Von da unten kann man mir unter den Rock schauen, ich weiß.« Pia zupfte am Saum, aber das Kleid wurde nicht länger. »Ich hoffe doch, die meisten Gäste sind ein wenig größer als du.«
    Die Party war etwas größer angelegt, als Pia erwartet hatte. Sie fand nicht in der Wohnung von Tom und Marlene, sondern draußen im Hof statt, den sich die Mieter des Hauses teilten. Als Pia eintraf, konnte sie vor lauter Menschen Bruder und Schwägerin zunächst gar

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