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Ostseefluch

Titel: Ostseefluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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an Pias Ohr.
    »Verrätst du mir, wer dran ist, Juliane?« Die neue Kollegin saß seit ein paar Stunden an Pias altem Schreibtisch, und Pia teilte sich jetzt mit Manfred Rist einen Raum. Die beiden Neuen hatten für eine längst überfällige Büro-Rotation gesorgt, die die Telefonzentrale aber noch nicht realisiert hatte. Pia war der Wechsel ganz recht. Sie mochte Veränderungen, und wenn es nur ein anderer Ausblick von ihrem Schreibtisch aus war.
    »Irma Seibel höchstpersönlich.«
    »Dann stell Sie bitte durch.« Pia versuchte, sich nicht über Julianes seltsamen Tonfall zu ärgern. Sie angelte quer über den Schreibtisch nach ihrem Notizblock. Die alte Ordnung, bei der sich alles in Griffweite befunden hatte, war noch nicht wiederhergestellt. »Korittki hier. Guten Tag, Frau Seibel.«
    Schweres Atmen war zu hören.
    »Alles in Ordnung bei Ihnen?«
    Die Angesprochene holte tief Luft.«Nein, ganz und gar nicht! Was soll das werden? Setzen Sie so Ihre Zeugen unter Druck?«
    »Wie bitte?«
    »Das waren doch Sie, oder nicht? Wer denn sonst! Erzählen Sie mir nichts! So, wie Sie sich zuvor hier umgesehen haben ...«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden, Frau Seibel. Ist etwas passiert?«
    »Kann man so sagen. Ihre Leute waren doch gerade erst hier und haben überall rumgeschnüffelt. Wissen Sie, wie man sich da fühlt? Ich kann mir schon vorstellen, wie das nun gelaufen ist. Von Amt zu Amt. Eine Hand wäscht die andere. Da läuft die Verständigung wohl ausgesprochen gut.«
    »Sagen Sie doch einfach, worum es geht! Ich verstehe nämlich kein Wort«, erwiderte Pia verärgert.
    Eine kleine Pause entstand. »Sie wissen es wirklich nicht?«
    »Nein.«
    »Das Gesundheitsamt war gerade hier. Irgendjemand hat denen anonym mitgeteilt, wir hätten hier eine Rattenplage.«
    Pia überlegte. Von den Kollegen hatte keiner das Gesundheitsamt verständigt. Das wäre in der Einsatzbesprechung erwähnt worden. Und dass jemand von der Schutzpolizei dahintersteckte, war ebenfalls äußerst unwahrscheinlich. »Haben Sie den Namen desjenigen, der bei Ihnen war? Dann kann ich mich beim Gesundheitsamt danach erkundigen.« Es konnte durchaus aufschlussreich sein zu erfahren, wer die Bewohner von Mordkuhlen da angeschwärzt hatte. Und vor allem, warum.
    »Das ist doch alles Schikane!«, explodierte Irma Seibel. »Die wollen uns loswerden. Denen ist doch jedes Mittel recht!«
    »Und wen meinen Sie mit ›die‹?« Pia war aufgestanden und ging vor dem Schreibtisch auf und ab. Die Dinge kamen endlich in Bewegung.
    »Wenn Sie dem Gesundheitsamt nicht den Tipp gegeben haben, dann kann es nur unsere Vermieterin gewesen sein: Maren Rosinski, diese hinterhältige Person. Fragen Sie sie doch mal, was sie mit Mordkuhlen vorhat!«
    »Das werde ich. Aber vorher würde ich gern Ihre Version dazu hören.«
    »Ich hab einen rechtsgültigen Mietvertrag für das Haus, doch auf einmal, aus heiterem Himmel, will die Rosinski das Haus mit dem Grundstück verkaufen. Ihr Problem ist, dass der Kaufinteressent es nur ohne lästige Mieter übernehmen will. Ja, und da hat sie sich wahrscheinlich gedacht, dass sie uns bloß ein wenig Ärger machen muss, und schon räumen wir das Feld.«
    »Und mit Ärger meinen Sie den anonymen Hinweis an das Gesundheitsamt?«
    »Wer soll es denn sonst gewesen sein? Außer Ihnen und ihr hat doch wohl keiner ein Interesse daran, uns das Leben schwer zu machen.«
    »Sind Sie sich da sicher?«
    Irma Seibel stutzte hörbar. Pia konnte förmlich sehen, wie sie nachdachte. »Es kann nicht anders sein«, sagte sie schließlich. Ihr zögerlicher Ton stimmte jedoch nicht mit der resoluten Aussage überein.
    »Wir werden uns darum kümmern«, versprach Pia.
    »Ich ... mache mir Sorgen, Frau Korittki. Schon wegen der Kleinen«, sagte die Frau da zu Pias Erstaunen.
    »Passen Sie gut auf sie auf!« Sie hörte in Irma Seibels Haus eine Klingel schrillen.
    »Ich muss an die Haustür gehen.«
    »Wir melden uns wieder bei Ihnen«, sagte Pia und wusste nicht, ob es eine Drohung oder ein Versprechen war. Als sie auflegte, hatte sie ein ungutes Gefühl – irgendwie.
    Entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit blickte Irma vor dem Öffnen der Tür kurz durch das schmale Fenster im Flur, um nachzusehen, wer geklingelt hatte. Ein knallroter Ford mit dem Firmenemblem des Kammerjägers stand auf dem Vorplatz. Na endlich! Auf Autofolie gedruckte Ameisen krabbelten über die Beifahrerseite und das hintere Seitenfenster. Fehlte nur noch die überlebensgroße

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