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Ostseefluch

Titel: Ostseefluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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sagen?«
    »Nein. Entschuldigen Sie bitte. Ich habe gleich noch einen Termin.«
    Maren Rosinski saß auf der Sonnenterrasse vor ihrem Lieblingscafé in Burg. Die Inhaberin, die sie persönlich kannte wie fast alle Geschäftsleute in Burg, hatte ihr gerade einen großen Milchkaffee und zwei frisch belegte Bagels serviert. Maren Rosinski zelebrierte diesen Cafébesuch: Feierabend! Von hier aus hatte sie den Marktplatz vor sich liegen und konnte sehen, wer kam und ging. Die »Terroristen«, wie die Touristen manchmal scherzhaft genannt wurden, genauso wie die Einheimischen. Die Besitzerin des gegenüberliegenden Geschäftes wiederum, das wussten die Einheimischen, hatte die Gäste des Cafés hervorragend im Blick. Hier ging einem niemand durch die Lappen.
    Vielleicht treffe ich ja noch jemanden, den ich kenne, dachte Maren Rosinski. Zum Beispiel einen der ortsansässigen Bauern, mit denen ich als junges Mädchen mal »gegangen« bin. Die Söhne und Erben von damals bewirtschafteten heute mit Ehefrauen und Kindern ihre großen Höfe.
    Einer von ihnen kam ebenso gern hierher wie sie. Maren hatte mal beobachtet, wie er vor dem Café seine dreckigen Gummistiefel ausgezogen hatte und auf Socken eingetreten war. Es waren einige nette Typen darunter gewesen. Meldete sich da etwa so was wie Wehmut? Maren erinnerte sich an die berüchtigten Rapsblütenfeste, an die Diskothek Resi und daran, wie oft sie nach einem Clubabend noch betrunken an einen der Strände gefahren waren. Ich hätte bestimmt auch in die Fehmaraner High Society einheiraten können, dachte sie zynisch. Warum habe ich eigentlich nie das getan, was gut für mich war?
    Sie kostete durch den Milchschaum hindurch den ersten Schluck Kaffee. Der war gut. Sie musste versuchen, sich zu entspannen und an etwas Angenehmes zu denken. Der Friseurtermin war nervig gewesen und hatte sich hingezogen. Es kam ihr so vor, als brauchte die frische Farbe immer länger, bis sie die nachgewachsenen grauen Strähnen überdeckte. Dabei hatte sie schon auf die Kurpackung verzichtet. Ein spontaner Entschluss, als sie, den Kopf nach hinten gelehnt, am Waschbecken gesessen hatte und die Friseurin, eine Neue übrigens, stundenlang warmes Wasser über ihre Kopfhaut hatte laufen lassen, so lange, dass es an den Ohren kitzelte.
    »Wie Sie wünschen«, war der Kommentar dazu gewesen. Unausgesprochen klang mit: keine Kurpackung? Na schön, dann eben nicht. Sie werden schon sehen, was Sie davon haben!
    »Und etwas kühleres Wasser bitte. Das wird ja immer heißer. Wollen Sie mich verbrühen?«
    »Ist es so besser?« Der Wasserstrahl war nun kalt.
    »Das ist ja eisig! Seien Sie doch vorsichtig! Das reicht jetzt mit dem Spülen. Ich habe noch Termine!«
    Die Friseurin stellte das Wasser ab. »Soll ich Ihnen das Haar föhnen, oder wollen wir es aufdrehen?«, fragte sie mit der professionellen Geduld einer leidgeprüften Frau.
    »Über die Rundbürste föhnen! Oder bin ich für Sie der klassische Lockenwickler-Typ?« Für wie alt hielt die Frau sie?
    Die Friseurin hatte nur mit den schmalen Schultern gezuckt. Kommentarlos hatte sie ihr das klatschnasse, frisch gefärbte Haar in ein Handtuch gewickelt, es zu einem wenig schmeichelhaften Turban gedreht und sie an ihren Platz geleitet. Dann war der grobzinkige Kamm zum Einsatz gekommen. Autsch. Und das Ergebnis der stundenlangen Prozedur: Sie sah aus wie immer.
    Marens Handy piepte. Sie wühlte in ihrer geräumigen Handtasche und zog es hervor. Eine SMS:
    19 uhr am leuchtturm staberhuk. Ruf mich nicht zurück! Es ist wichtig. In liebe, rudolf.
    Sie sah auf die Uhr. Wenn sie noch in Ruhe essen und trinken wollte und die Fahrtzeit zum Leuchtturm berücksichtigte, würde sie es nur mit knapper Not bis neunzehn Uhr schaffen.
    Was war nur so wichtig? Warum diese SMS? Treffen am Staberhuk? Sie kannte Rudolf schon lange, aber eine romantische Ader hatte sie bisher noch nicht an ihm entdeckt. Höchstens das, was Männer sich unter Romantik vorstellen und anwenden, wenn sie schnell mit einer Frau ins Bett wollen: Kerzenlicht, rote Rosen, Dinner for two oder ein Luxushotel in der Karibik. Gut, Karibik wäre akzeptabel. Aber was wollte Rudolf mit ihr am Leuchtturm? Auf jeden Fall würde es zeitlich eng werden. Die Fahrt von hier dauerte eine halbe Stunde, mindestens. Und Rudolf war immer so übertrieben pünktlich. Sie sollte ihn keinesfalls zurückrufen? Kontrollierte Judith neuerdings auch sein Handy?
    Auf der Fahrt zum Staberhuk im Südosten der Insel spielte

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