Ostseegrab
damit der Verband nicht nass wurde. Anschließend zog sie eine weite Cargohose und ein T-Shirt an. Zum Glück hatte sie ihre Baseballkappe mitgenommen. Sie zog sie tief ins Gesicht. 10 Minuten später kam sie mit wackeligen Beinen auf die Terrasse. »Pelle?« Ihr Hund stürmte zu ihr. Sie ließ sich auf die Knie fallen und vergrub ihr Gesicht in dem braunen Fell. Sie war fix und fertig und ließ ihren Tränen freien Lauf. Pelle rührte sich nicht vom Fleck. Er ließ Frauchen einfach traurig sein. Nach ein paar Minuten ging es ihr besser. »Danke, das war wohl mal nötig. Bist du noch mein Mister Stringer?« Pelle bellte zustimmend. »Komm! Wir müssen hier mal raus. Ich will einfach nicht glauben, dass Ben ein Mörder ist, und genau das werden wir auch irgendwie beweisen!«
Stefan hatte sich in der Polizeiwache in Burg provisorisch eingerichtet. Robert Feller saß ihm gegenüber am Schreibtisch und rührte minutenlang schweigend in seinem Kaffee. »Mensch, Robert, wenn du so weiterrührst, ist gleich ein Loch in der Tasse.« Robert sah ihn genervt an. Schlecht gelaunt wählte Stefan Ingos Handynummer und stellte den Apparat auf Freisprechen. »Ingo, gibt es bei euch was Neues? Wie weit ist Franck?«
»Moin, Stefan«, meldete sich Ingo Schölzel. »Franck ist noch nicht fertig. Wir sind gerade bei ihm. Es ist noch nicht offiziell, aber es ist das gleiche Muster. Das war unser Ostseekiller.«
Stefan nickte. »Das haben wir uns ja schon gedacht. Fingerabdrücke, DNA, irgendwas?«
»Er ist noch nicht fertig.«
Stefan sprang er auf und trat gegen den Schreibtischstuhl. Robert sah ihn erschrocken an. »Verdammt! Was haben wir denn überhaupt? Sandra, Sarah und Clara. Drei junge Frauen, blond, hübsch. Sandra kam aus Süddeutschland, kannte niemanden hier. Die anderen sind Konkurrentinnen. Wer ist denn jetzt die Favoritin? Checkt das! Warum doch diese Unterschiede? Neoprenanzug, Sex, kein Sex. Zufall? Oder gehört das alles zu seinem kranken Plan? Und ich will alles über die Jungs wissen!«, brüllte er. »Dieser Olli hat doch mal in Hamburg studiert. Was ist mit dieser Sandra? War die mal in Hamburg?«
»Nein, sie hat in Köln studiert«, antwortete Robert.
Stefan trank einen Schluck Kaffee und spuckte ihn angeekelt zurück in die Tasse. »Was ist das denn für eine Brühe! Robert, die sollen frischen kochen. Gerdt soll sich an die Vita der Jungs machen. Ich will alles wissen. Jede noch so kleine Nebensache. Und auch alles über die Einheimischen, die in der Nähe von Gold leben. Robert, schnapp dir diesen Claas Meier und putz Klinken.« Stefan lehnte sich zurück und kaute an der Nagelhaut seines Daumens.
»Was jetzt, Chef?«, fragte Ingo am Telefon.
»Ich hab nicht die leiseste Ahnung. Ich rechne sekündlich mit einem Anruf vom Staatsanwalt. Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, was ich ihm sagen soll. Wir stehen da wie Idioten. Ich fahr zum Mittagessen nach Hause und nehme mir Sophie vor. Wenn sie uns was verheimlicht, weil dieser Ben ihr Lover ist, dann gnade ihr Gott!«
»Nur eine Idee«, warf Robert ein und wischte sich einen Krümel vom Sakko. »Die ersten beiden Frauen wurden in einem Neoprenanzug gefunden, aber diese Clara hatte normale Klamotten an.«
»Und?«, fragte Stefan genervt.
»Na ja, nur so ein Gedanke, aber wenn wir es, wie ich ja von Anfang an behauptet habe, tatsächlich mit einem Serienkiller zu tun haben? Ich meine, dann ist er nicht dumm.«
»Was zum Teufel meinst du?«
»Am Anfang hat er versucht, die Frauen wie Unfallopfer aussehen zu lassen. Neoprenanzug! Jetzt macht er sich doch gar nicht mehr die Mühe. Clara trug normale Straßenkleidung. Der Täter weiß, dass wir nicht mehr an Unfälle glauben. Er hat seine Taktik geändert. Warum soll er sich denn noch die Mühe machen und seine Opfer in einem Neoprenanzug ertränken?«
Stefan starrte Robert an. Sein Designerkollege hatte tatsächlich recht. Dass Clara normale Klamotten anhatte als sie starb, sonst aber anscheinend alles wie bei den anderen Opfern abgelaufen war, bestätigte seine Theorie. Die ganze Sache wurde immer abartiger.
Sophie ging im Garten auf und ab. Zwischendurch ließ sie die Arme kreisen und massierte sich den Nacken. Sie musste versuchen, schnell wieder fit zu werden. Ihr Handy klingelte wieder, und wieder war es Ben. Nein, sie wollte auf keinen Fall am Telefon mit ihm sprechen. Sie musste ihm dabei ins Gesicht sehen.
»Was machst du da?«, brüllte Tina von der Terrasse. »Du sollst doch liegen und
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