Ostseegrab
dich ausruhen!«
Sophie ging ihr langsam entgegen. »Das weiß ich doch auch. Ich habe aber einfach nicht die Ruhe. Es geht mir wirklich schon besser. Außerdem muss ich den armen Pelle ein bisschen laufen lassen. Wir gehen zum Strand.«
Tina schüttelte energisch mit dem Kopf. »Bleib lieber hier! Das ist ein gut gemeinter Tipp! Stefan kommt jeden Moment! Er will dich sprechen. Wenn du jetzt abhaust, garantiere ich für nichts!«
Sophie rollte genervt mit den Augen. »Kannst wieder abzischen, Pelle.« Der braune Labrador galoppierte begeistert zu Antonia und Paul, die im Planschbecken saßen. Pelle zögerte nicht eine Sekunde. Er nahm Anlauf und sprang mitten rein. Dann schüttelte er sich glücklich.
»Jetzt haben wir sogar eine Dusche!«, kreischte Antonia begeistert.
»Papa! Papa! Guck doch mal!«, quakte Paul und klatschte in die Hände.
Sophie hatte Stefan gar nicht kommen hören.
»Dir geht es anscheinend wieder besser«, fragte Stefan ohne eine Spur von Mitgefühl. »Du hast doch nicht vor, zu Ben zu fahren, oder?«
»Und wenn?«
»Sophie, komm bitte her und setzt dich«, sagte Stefan plötzlich sehr ruhig.
Sie gehorchte missmutig. Stefan sah sie ernst an und zu ihrem Erstaunen lag da tatsächlich ein Funke Sorge in seinem Gesicht.
»Sophie, im Moment können wir nicht ausschließen, dass Ben ein mehrfacher Mörder ist.«
»Ich kann das ausschließen«, behauptete sie bestimmt. »Ich war den ganzen Abend mit ihm zusammen.« Sollte sie Stefan von der Sache mit der Zahnbürste erzählen?
»Lass uns mal der Reihe nach vorgehen«, schlug Stefan freundschaftlich vor. »Versuch dich an die Nacht zu erinnern. Es ist wirklich wichtig!«
»Alles ist wie ausgelöscht. Ab und zu erinnere ich mich, aber ich krieg das mit der Reihenfolge einfach nicht auf die Reihe. Wir haben gegessen und ...«
»Erspar mir die Details. Du hast gerade selbst gesagt, dass du die Reihenfolge der Ereignisse nicht mehr sicher weißt.«
»Ich weiß noch alles ganz genau. Alles, bis ich die Leiche sah. Da erst wird die Sache zum Puzzle.« Sie holte Luft. »Ich wollte irgendwann nach Hause. Ich war durcheinander wegen Felix. Es hat schrecklich gedonnert und Ben meinte, dass ich bei ihm bleiben sollte.«
»Damit du die Leiche nicht findest?«
Sophie ignorierte die Frage und versuchte sich zu konzentrieren. »Ich sah Clara, also nicht wirklich Clara, aber eine Person. Es war wie in einem Horrorfilm. Ein Blitz zuckte und in der Sekunde sah ich das weiße Gesicht und diesen furchtbaren Ausdruck. Pelle hatte wie verrückt gebellt. Und dann hat mich was am Kopf getroffen und ich bin umgekippt. Da war ein Mann mit Regenjacke.«
»Die einzige Regenjacke, die wir gefunden haben, war die von Ben. Und dem hast du ja jetzt ein Alibi verschafft.«
»Olli hat gestern Abend noch bei Ben angerufen.«
Stefan sah sie streng an. »Was? Wo steckt der?«
»In St. Peter-Ording. Er kommt heute zurück.«
Stefan nickte grimmig. »Wenn dir noch irgendwas einfällt, dann ruf mich an.«
Tina ließ ein Tablett mit Kartoffelsalat und Würstchen auf den Tisch knallen. »Schluss jetzt! Auf meiner Terrasse werden keine Verhöre geführt!« Sie deckte schlecht gelaunt den Tisch. »Ich will kein Wort mehr über Mord und Totschlag hören. Ist das klar?«
Beim Essen redeten nur die Kinder. Sophie hatte keinen Appetit, und das lag nicht an der Gehirnerschütterung. Sie hatte gelogen! Ben war nicht die ganze Zeit bei ihr gewesen.
Tina räumte die Teller zusammen und stellte sie auf das Tablett. Die ganze Situation war unerträglich.
»Antonia! Paul! Kommt bitte her! Ich möchte, dass ihr jetzt ganz leise nach oben geht und euch eine halbe Stunde hinlegt.« Die beiden sahen sie entsetzt an.
»Aber Mami! Wir wollen nicht schlafen!«, protestierte Antonia.
Paul fing an zu heulen und rieb sich die Augen. Wenn Finn jetzt auch noch anfängt zu schreien, trinke ich einen Schnaps, beschloss Tina. Stefan rauchte seelenruhig eine Zigarette und Sophie starrte auf ihr Telefon. »Jetzt hört mal gut zu, ihr beiden«, versuchte Tina es erneut. »Ihr schleicht jetzt sofort nach oben! Ich will keinen Mucks mehr hören. Wenn die Sache so klappt, wie ich sie mir vorstelle, dann gibt es heute Nachmittag ein großes Eis.« 10 Sekunden später war von beiden nichts mehr zu hören und zu sehen.
»Glaubst du, dass das eine gute Idee ist? Ich meine, dass du sie mit Eis bestichst?«, fragte ihr Mann skeptisch. »Erpressung hat meiner Ansicht nach rein gar nichts mit
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