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Ostseegrab

Ostseegrab

Titel: Ostseegrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Clausen
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Reiß dich zusammen, befahl sie sich, und lauf! Olli machte einen Schritt auf sie zu. Adrenalin schoss durch jede Zelle ihres Körpers. Endlich gehorchten ihre Beine wieder und sie rannte. Sie konnte sein höhnisches Lachen noch immer hören. Sophie lief schneller. Ob Olli ihr folgte? Sie traute sich nicht, sich umzusehen. Die Naht der Platzwunde pochte. Sophie war sich sicher, dass sie reißen würde. Aber was konnte sie tun? Sie musste einfach weiterrennen, bis sie bei Ben war. Er würde sie beschützen. Sie wurde innerlich etwas ruhiger, doch sie lief weiter, so schnell es in ihrem angeschlagenen Zustand eben ging. Fenja! Alles drehte sich um das Mädchen, das vor 16 Jahren gestorben war. Olli hatte Fenja geliebt und sie war ertrunken. Anscheinend war er nie darüber hinweggekommen. Was hatte Olli damit gemeint, dass Ben sie ihm weggenommen hatte? Fenja ... Fenja ... Fenja? Hatte Ben sich auch damals an Ollis Freundin herangemacht? Nur noch ein paar Meter, dann war sie fast auf dem Parkplatz. Panik kroch in ihr hoch. Olli wusste von Sarah und Ben. Musste Sarah deshalb sterben? Weil Olli sich nach all den Jahren rächen wollte? Und sollte sie jetzt die Nächste sein, weil Ben in sie verliebt war? Das Ganze war ein persönlicher Rachefeldzug. Und Olli war noch nicht am Ende. Aber was war mit den anderen beiden Mädchen? Ben war ein sehr attraktiver Mann. Und Sophie wusste, dass er kein Kind von Traurigkeit war. Hatte Ben doch was mit Clara und dieser Sandra gehabt? Oder waren das nur Fantasien? Sophie versuchte, sich zu beruhigen. Sie musste Stefan anrufen und ihm die Situation erklären. Nein! Sie schluchzte laut auf. Ihr Handy lag bei Tina. Heiße Tränen liefen ihr über das Gesicht und ihre Lungen brannten. Sie musste sich konzentrieren, aber diese Kopfschmerzen machten sie verrückt. Olli war in St. Peter-Ording gewesen. Ein gutes Alibi. Aber schließlich war es von dort keine Weltreise nach Fehmarn. Was, wenn die ganze Geschichte mit dem Freund erfunden war. Sie musste unbedingt die Polizei verständigen. Sophie hatte noch nie so entsetzliche Angst gehabt. Das Bistro! Es brannte noch Licht. Sie konnte von dort telefonieren. Und dann würde sie Stefan alles sagen, schwor sie sich. Auch das von Ben und Sarah und dem D na -Test. Mit letzter Kraft erreichte sie die Eingangstür.

43
    Hanjo wollte gerade das Licht löschen und zusperren, als er Sophie die Stufen hochstolpern sah. Schnell öffnete er die Tür. »Sophie!« Sie schluchzte und fiel in seine Arme. »Mein Gott, Mädchen. Was ist denn passiert? Wo ist Pelle?« Sophie klammerte sich panisch an ihn. Auf ihrer Stirn glänzte kalter Schweiß. Sie war kurz davor ohnmächtig zu werden. Hanjo stützte sie mit einem Arm und schloss schnell die Tür ab. »Ganz ruhig. Alles ist gut.«
    »Telefon«, murmelte Sophie langsam. Ihre Augen waren fast geschlossen und sie zitterte. Sie schien schreckliche Angst zu haben.
    »Jetzt komm erst mal wieder zu dir.« Er musste Sophie halb tragen, aber er schaffte es, sie in die Küche zu bringen und auf einen Stuhl zu setzen.
    Sophie stöhnte leise. »Gehirnerschütterung ... hätte nicht rennen sollen.«
    Hanjo reichte ihr schnell ein Glas Wasser. Das arme Mädchen. Sophie sah furchtbar aus und sie war vollkommen außer Puste.
    »Muss telefonieren«, flüsterte sie wieder.
    Hanjo lächelte sie besorgt an und tätschelte ihr unbeholfen die Hand. »Erst musst du mal wieder zu Atem kommen, sonst kippst du uns gleich um. Du hättest besser noch im Krankenhaus bleiben sollen. Warte mal eben.« Hanjo ging zum Herd. Er würde einen Kakao heißmachen. Der würde ihr sicher helfen. Er brachte ihr den Becher. »Was Süßes. Bringt den Kreislauf wieder in Schwung.« Endlich öffnete Sophie die Augen wieder. Sie lächelte sogar ein bisschen. Dann roch sie daran. »Ist Rum drin«, kicherte Hanjo. »Dachtest du, ich trink ihn unverdünnt?«
    Sie trank mit kleinen Schlucken und beruhigte sich langsam. Nach ein paar Minuten schien es ihr etwas besser zu gehen. Ihre Wangen bekamen wieder Farbe.
    »Mama hat mir auch immer Kakao gemacht, wenn was nicht in Ordnung war. Die beste Medizin.«
    Hanjo nickte und versank in Erinnerungen. Wie oft hatte er seiner kleinen Fee abends noch einen heißen Kakao ans Bett gebracht?
     
    Ben saß vor seinem Bus auf dem klapprigen Campingstuhl und rauchte nervös eine Zigarette nach der anderen. Wo blieb Sophie nur? Sie hatte doch gesagt, dass sie noch kommen würde. Er trank einen Schluck aus der Dose und verzog

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