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Ostseegrab

Ostseegrab

Titel: Ostseegrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Clausen
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»Schatz, ich muss gleich wieder los. Ich ruf dich an.«
    Tina nickte und führte Sophie behutsam zu einer Liege unter dem Sonnenschirm. Pelle begrüßte sein Frauchen stürmisch.
    »Er hat die ganze Nacht auf der Terrasse verbracht und auf dich gewartet«, erklärte Tina.
    »Dass er hier draußen schlafen darf, ist bestimmt sein schönstes Ferienerlebnis.«
    Tina sah sie besorgt an. »Wie lautete denn die Diagnose?«
    »Gehirnerschütterung und eine hässliche Platzwunde. Ich habe ordentlich eins übergezogen bekommen.«
    Paul war ganz aufgeregt. »Ich krieg nie so ein weißes Dings, wenn ich mir Aua mach.«
    Sophie lächelte ihn an. »Da kannst du aber froh sein. Ich finde das Dings nämlich gar nicht schick.«
    Tina war den Tränen nah. Sie machte sich solche Vorwürfe. Es hätte vielleicht gar keinen Überfall gegeben, wenn sie Sophie rechtzeitig gewarnt hätte. Warum war ihr die Sache mit Bens Zwillingsschwester nicht früher eingefallen?
     
    Olli saß am Strand von St. Peter-Ording im warmen Sand und beobachtete die Kiter, die am Morgen schon durch das Wasser schossen. Zum ersten Mal in seinem Leben verspürte er keine Lust, ebenfalls in den Anzug zu steigen und sein Equipment aufzubauen. Er hatte es sowieso nicht dabei. Es reichte ihm, einfach nur zuzusehen. Er hatte die ganze Nacht kaum geschlafen und er fröstelte bei dem Gedanken an das kalte Nordseewasser. Er würde lieber in der Sonne sitzen bleiben, bis ihm wieder warm war. Olli atmete tief durch und blinzelte. Vielleicht würde bald alles wieder in Ordnung sein. Er versuchte nicht daran zu denken, dass er Sarah hier vor ein paar Monaten getroffen hatte. Er hatte ihr Talent sofort erkannt. Sie hätte die Deutschen Meisterschaften gewonnen, da war er sich sicher. Und jetzt war alles so ganz anders gekommen. Hätte er sie nicht zu sich nach Fehmarn geholt, wäre sie mit Sicherheit noch am Leben. Das Schicksal hatte ihn eingeholt und er konnte nichts anderes tun, als abzuwarten oder sein Leben zu ändern. Die Vorstellung, für Tobias in Hamburg zu arbeiten, gefiel ihm immer besser. Er würde endlich sein eigenes Geld verdienen und müsste seinen Eltern nicht mehr auf der Tasche liegen. Der Job würde Spaß machen, da war er sich sicher. Tobias und er könnten öfter mal ein Bier zusammen zischen und einfach reden. Und bei gutem Wetter könnte er an den Wochenenden nach Fehmarn fahren und kiten. Wenn er wollte, könnte er dann den ganzen Tag auf dem Wasser bleiben. Keine Kiteschüler mehr und kein Surfunterricht, nichts, was ihn die besten Stunden des Tages vom Kiten abhalten würde. Sicher würde er seinen Job als Surflehrer auch mal vermissen, und auch den alten Hanjo. Aber die langen Wintermonate nicht mehr mit seinen Eltern und den Kühen verbringen zu müssen, war eine zu verlockende Vorstellung. Um die Surfschule konnte Ben sich genauso gut kümmern. Es würde auch nicht schwer werden, einen zweiten Mann für die Sommermonate zu finden. Es gab genug Kitefreaks, die den Job bei Hanjo gerne machen würden. Wenn er sich tatsächlich zu diesem neuen Leben entschließen sollte, würde er sich auf jeden Fall einen neuen Wagen zulegen müssen. Sein alter Golf war kurz davor, auseinanderzufallen. Der nächste TÜV würde sein Todesurteil sein. Er hatte wirklich Glück, dass die alte Kiste die ganze Fahrerei bis jetzt ohne Pannen geschafft hatte. Olli legte sich zurück in den Sand und starrte den kleinen Wölkchen nach. »Fenja«, flüsterte er leise. In Gold würde er doch immer an sie denken. Dabei hatte er gedacht, dass eine erwachsene Beziehung zu Sarah die Erinnerung verblassen lassen würde. Es war doch nur eine Jugendliebe. Wahrscheinlich nichts, was für immer gehalten hätte. Und trotzdem konnte er das 14-jährige Mädchen nicht vergessen. Olli erinnerte sich an die großen blauen Augen, das nasse Haar und den entschlossenen letzten Blick. So hatte sie ausgesehen, bevor sie in den Tod gesurft war.
     
    Tina stellte die Tassen auf ein Tablett und ging auf die Terrasse. Sophie lag im Liegestuhl, die Augen geschlossen. Mit einer Hand hielt sie einen Eisbeutel gegen die Schläfe gedrückt. »Mama bringt Medizin.«
    Sophie öffnete müde die Augen. »Keine Tabletten mehr! Die haben mir im Krankenhaus sogar noch eine Spritze verpasst. Ich glaube, von dem ganzen Zeug ist mir so schlecht.«
    »Dir ist übel, weil du eine Gehirnerschütterung hast. Und ich habe hier keine Tabletten, sondern einen schönen Cappuccino!«
    Sophie grinste schwach. »Gute

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