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Ostseeliebe

Ostseeliebe

Titel: Ostseeliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriela Jaskulla
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drumherum.
    »Ich dachte doch tatsächlich, die Kö, das wär’ normal!«
    »Ich war noch nie auf der Kö«, sagte Anne Bult dazwischen, und diesmal kam Julia ihre Nüchternheit sehr ungelegen, denn sie wollte, daß Hilda Minarek weiter erzählte.
    »Für die Damen ein Aperitif?«
    Diese Unterbrechung war besser! Julia nickte, bestellte ungefragt Sherry für alle und sagte: »Das ist die teuerste Einkaufsmeile in Düsseldorf. Sehr kühl, sehr teuer, viele japanische Restaurants.«
    »Jaja«, kicherte Hilda Minarek jetzt, »und die meisten sind völlig abgedunkelt, damit man nicht sehen kann, wer so einen Haufen Geld für ein bißchen Fisch ausgibt. Aber die Auslagen! Es ist alles wunderschön dekoriert...«
    Der Sherry kam und Wein dazu und noch mehr Bier, und eher nebenbei bestellten sie ihre Menüs: Aal in Soße und gebratenen Zander und Hering mit Stippe, und Renate strahlte, als sie ihr Riesenpfeffersteak kommen ließ und jede Menge Bratkartoffeln dazu und: Rote Grütze für hinterher und für alle! Und bloß nicht sparen mit der Sahne! Und ach ja, doch eine Suppe vorweg! Und Willem Johannsen zog einen Flunsch, weil es nur so piekfeine Sächelchen gab wie Hummersuppe, Krebsmousse »an« irgendwas und eine klare »Consommé«.
    »Da kennt sich ja kein Mensch aus...«

    Und Anne Bult redete begütigend auf ihn ein und bestellte eine Fischterrine.
    »So’n durchgekutterter Hecht, ja?«
    »Ja, so’n durchgekutterter Hecht. Willem, du bist ein alter Trotzkopf!«
    Und Renate drohte, wenn er, Willem, nicht gleich gefügig werde, werde sie ihn zwingen, mit ihr zu tanzen, hier vor allen Leuten! Und Hanno Minarek lachte. Und Range und Gau meinten, sie seien schließlich auch noch da, und Willem, der eigentlich nur überwältigt war von seinen Gästen und dem Glanz der Scheune, würgte seine große Stoffserviette, als er sich zu einer kleinen Tischrede erhob, um allen noch einmal zu danken, die in der fürchterlichen Nacht mit ihm unterwegs gewesen waren, um die Stuten zu suchen.
    »Und Gott sei Dank sind sie alle lebendig, und die Leila hat ein Mädchen, das ist so hübsch! Vier mal weiß!«
    Und glücklich schaute er dabei den Tierarzt an, als könne der etwas dafür, daß ein Fohlen an allen vier Beinen hübsche weiße Abzeichen trug.
    Der Doktor hob sein Glas, und alle tranken auf die Heimkehr der Stuten und die mutigen Helfer, auf Webers guten, alten Traktor und auf Willem. Und aßen. Und Willem staunte nicht schlecht über seine Fischterrine, weil die sich letzten Endes doch als eine vertraute, wenn auch ziemlich »feingemachte« Sülze entpuppte.
    »Is’ ja man viel Kram dabei heutzutage!« sagte er und schnippte einen Petersilienzweig zur Seite.
    Und Hilda erzählte weiter. Sie war bis Italien gekommen auf ihrer Suche nach den besten Stoffen und berichtete von versponnenen Einzelgängern, die in abgelegenen Gutshäusern in der Toscana feinste Garne entwarfen, und von gletscherkühlen Zuschneidern in Mailand, die bei jedem Stück, das man trug, unzweifelhaft Herkunft und Preis zu erkennen vermochten - und das auch zeigten.

    »Und was machen Sie dann hier?«
    Die Frage drängte sich wirklich auf. Hilda Minareks Gesicht stand plötzlich still. Wurde leblos, maskenhaft wie zuvor. Sie schwieg lange. Dann sagte sie einfach:
    »Unsere Mutter starb. Und Hanno brauchte mich.«

    Ich liebe Possessivpronomen! In Julias Kopf war es ganz still geworden. Dann schaltete irgend jemand einen riesigen Ventilator ein, entfachte einen großen Sturm, und dann purzelte alles kunterbunt durcheinander und …
    »Ich liebe Possessivpronomen, ich liebe Possessivpronomen...«, dachte sie, ganz dumm vor Glück. Hilda Minarek hatte gesagt »unsere Mutter«, und wenn Hanno Minarek und sie dieselbe Mutter hatten, dann waren sie - Geschwister. Hilda war Hannos Schwester. Hanno war Hildas Bruder. Nicht Hildas Mann. So einfach war das. Julia wurde schwindlig vor Erleichterung. Sie hob ihr Glas, und unwillkürlich tat Hilda es ihr gleich. Kräftig stieß Julia mit ihr an:
    »Darauf trinken wir jetzt einen! Los!«
    Die Gläser schepperten. Die Männer wunderten sich. Anne Bult zog eine Augenbraue hoch.
    »Prost, Julia! Ich heiße Hilda!«
    »Prost, Hilda!«
    Am liebsten hätte sie sie geküßt, stattdessen ertränkte sie ihre Verwirrung im Sherryglas. Und im nächstbesten Bierkrug. Und in noch einem Bierkrug. Und redete der Terrine gut zu, sie möge nur ordentlich Bier schlürfen, sie flöße sich und damit auch ihr genug ein! Bloß, essen mochte

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