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Otherland 1: Stadt der goldenen Schatten

Titel: Otherland 1: Stadt der goldenen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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zumachte.
     
    »Was hast du?«
    »Einmal hab ich ’ne Telefonnummer.« Beezle machte das Schnalzen, mit dem er anzeigte, daß er mit sich zufrieden war. »Aber erstmal hast du, glaub ich, ’nen Anruf. Nennt sich Lolo.«
    Orlando schloß wieder die Augen, aber diesmal ließ er die externen Audiokanäle offen. Er sprang in sein ElCot und öffnete einen Bildschirm. Der Anrufer war eine Eidechse mit einem Maul voller Fänge und einem übertriebenen, mit Artefakten gespickten Goggleboy-Haarknoten. Im letzten Moment dachte Orlando daran, seine Stimme lauter zu stellen, damit er flüstern konnte. Er wollte nicht, daß Vivien nachsehen kam.
    »Du bist Lolo?«
    »Kann sein«, sagte die Eidechse. Die Stimme war mit allen möglichen Störgeräuschen verändert, mit Brummen und Kratzen und cooler Verzerrung. »Warum biepse Böse Bande?«
    Orlandos Herz machte einen Sprung. Er hatte nicht damit gerechnet, so bald eine Reaktion auf seine Anfrage zu bekommen. »Bist du einer davon?« Er konnte sich an niemand namens Lolo erinnern, aber es waren auch ziemlich viele Affen gewesen.
    Die Eidechse stierte ihn finster an. »Geh wieder ex«, sagte sie.
    »Warte! Geh nicht. Ich hab die Böse Bande in TreeHouse kennengelernt. Ich hab so ausgesehen.« Er blendete kurz ein Bild seines Thargorsims ein. »Wenn du nicht dabei warst, kannst du die andern fragen. Frag …« Er bemühte sich krampfhaft, auf einen Namen zu kommen. »Frag … Zunni! Genau! Und ich glaube, es war auch einer dabei, der Casper hieß.«
    »Kaspar?« Die Eidechse neigte den Kopf. »Kaspars hier neben mir. Zunni kannse choppen, dies trans, trans cräsh. Abers funk noch nich – warum biepse Bösis?«
    Es war schwer zu sagen, ob Englisch für Lolo eine Fremdsprache war oder ob das Bandenmitglied im Reptilskostüm einfach dermaßen der Kidspeak verfallen war, daß es sogar für Orlando kaum zu verstehen war. Er vermutete, daß es von beiden etwas war, und er vermutete außerdem, daß die Lolo-Eidechse jünger war, als sie glauben machen wollte. »Hör zu, ich muß mit der Bösen Bande reden. Ich hab was ganz Besonderes vor, und ich brauche ihre Hilfe.«
    »Hilfe? Springt da KredZeit bei raus? Bonbon! Wo blocksn?«
    »Das ist geheim, wie gesagt. Ich kann nur auf einem Treffen mit der Bösen Bande drüber reden, wenn alle schwören, es geheimzuhalten.«
    Die Eidechse dachte darüber nach. »Bisse guteböse Onkel?« fragte sie schließlich. »Baby-Grapscher? Stimsim? Sexfex?«
    »Nein, nein. Es ist eine geheime Mission. Verstehst du das? Sehr wichtig. Sehr geheim.«
    Vor angestrengtem Nachdenken wurden Lolos winzige Augen noch winziger. »Bong. Ich frag. Ich geh ex.« Der Kontakt brach ab.
    Yeah. Dsang. Das hatte mal geklappt. Er rief Beezle herbei. »Du sagst, du hättest die Telefonnummer von Fredericks gefunden?«
    »Die einzige, die’s sein kann. Diese Behördentypen, die wollen nicht, daß jemand rauskriegt, wo sie wohnen, weißt du. Sie kaufen sich so Datenfresser, die sie losschicken, damit die alles verhackstücken, was an Angaben zu ihren Namen im Netz rumschwirrt.«
    »Und wie hast du sie rausgekriegt?«
    »Na ja, ich bin nicht ganz sicher, daß sie es ist. Aber ich denke, sie stimmt – minderjähriges Kind namens ›Sam‹ und noch’n paar Treffer. Die Sache mit den Datenfressern ist die, daß sie Löcher lassen, und manchmal verraten einem die Löcher genauso viel wie die Sachen, die vorher da waren.«
    Orlando lachte. »Für einen imaginären Freund bist du ziemlich pfiffig.«
    »Ich bin gutes Gear, Boß.«
    »Ruf für mich an.«
    Es tutete mehrere Male, bevor das Haussystem am anderen Ende entschieden hatte, daß Orlandos Benutzernummer sich nicht mit dem Primärprofil eines unerwünschten Anrufs deckte, und ihn an die Vermittlung durchstellte. Orlando äußerte seinen Wunsch, mit einem lebenden Menschen zu sprechen.
    »Hallo?« Es war die Stimme einer Frau, gefärbt von einem leichten Südstaatenakzent.
    »Hallo, bin ich richtig bei Fredericks?«
    »Ja. Was kann ich für dich tun?«
    »Ich möchte bitte mit Sam sprechen.«
    »Oh, Sam ist gerade nicht da. Mit wem spreche ich bitte?«
    »Ich heiße Orlando Gardiner. Ich bin ein Freund von Sam.«
    »Wir kennen uns noch nicht, nicht wahr? Wenigstens ist mir dein Name nicht vertraut, aber andererseits …« Die Frau stockte, dann ging sie kurz aus der Leitung. »Entschuldigung, es geht hier ein bißchen drunter und drüber«, sagte sie, als sie wieder da war. »Das Hausmädchen hat gerade etwas fallen lassen.

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