Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Otherland 1: Stadt der goldenen Schatten

Titel: Otherland 1: Stadt der goldenen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
extrafiese kleine Fee. »Leicht! Krebs, Krebs, Krebs!«
    »Und Freunde vom Krebs!« sagte ein anderer Affe.
    »Immer langsam. Was meint ihr damit?«
    »Das ist, als wenn du dich mit Com Flakes unterhalten wolltest«, sagte Fredericks. »Gib’s auf, Orlando.«
    »Wart’s ab. Zunni, ist ›Krebs‹ jemand, der so heißt?«
    Das winzige Äffchen wirbelte im Kreis. »Nein, nein, kein Jemand – uralt! Millionen Jahre!«
    Kaspar brachte das jüngere Bandenvolk abermals zum Schweigen. »Isn alter Mann. Wir sagen ›Krebs‹ zu ihm. Wohnt im Spinnwebwinkel.«
    »Älter als Steine!« schrie einer der Affen.
    »Älter als Onkel Jingle!« gickelte ein anderer. »Ur-ur-alt.«
    Mit größter Mühe gelang es Orlando, die Information herauszufiltern, daß ein alter Mann, der sich sowas wie »Eiersiederkrebs« oder einfach »Krebs« nannte, ein ElCot im Gründerhügel von TreeHouse hatte und früher einmal zusammen mit anderen Leuten unter dem Namen Melchior Gear gebaut hatte.
    »Tollen Knallknopf hatter gemacht«, erinnerte sich Zunni vergnügt. »Tuse jemand aufn Kopf, drückse – bummmm!«
    Orlando hoffte, daß sie explodierende Sims meinte und nicht richtige Menschen. »Könnt ihr uns nochmal nach TreeHouse reinbringen, damit wir mit ihm reden können?«
    »Piff!« sagte Zunni. »Noch besser. Guckse-ihn, gucker-dich.«
    »Wir holnen gleich«, erläuterte Kaspar. »Der Krebs liebt die Böse Bande. ›Hat mir grad noch gefehlt‹, sagt er immer, wenn wirn zum Spielespielen besuchen.«
    Die Affen erhoben sich plötzlich in einem gelben Wirbelsturm, drehten sich so schnell, daß sie wie schmelzende Butter zu verlaufen schienen, und verschwanden.
    Orlando genoß die Stille. Sein Kopf begann fiebrig zu pochen. Fredericks stand auf und glitt zu der ramponierten Trophäenpyramide hinüber. Er hielt vor dem Schwarzen Elfenprinz an. »Dieter Cabo wäre begeistert.«
    »Gib nicht mir die Schuld, sondern den Kunstkritikern vom Tarzan-Freundeskreis.«
    Fredericks glitt zurück. »Du meinst also, daß diese Mikroscänner dir helfen werden, etwas zu finden, was du in deinen Träumen siehst? Orlando, überlegst du manchmal noch, was du tust?«
    »Ich verfolge jeden Anhaltspunkt, den ich bekommen kann.«
    »O ja, das merk ich.« Sein Freund zögerte. »Wie fühlst du dich?«
    »Fang bloß nicht damit an. Ich hätte dir nichts erzählen sollen.«
    Fredericks seufzte, aber bevor er noch etwas sagen konnte, wurde eine der ElCot-Wände durchlässig, und ein Affenorkan kam hindurchgefegt.
    »Komm!« schrie einer. »Schnell, komm-komm-komm!«
    »Was ist denn?« Orlando wurde aus dem Bandenradau nicht schlau. »Was denn?«
    »Ham den Krebs.« Zunnis Stimme schnurrte ihm ins Ohr. Sie schwebte dicht über seiner linken Schulter. »Tut mordsgeheim. Starkleitung, Hyperdurchsatz, irre bunte Farben! Komm schnell!«
    »Der Krebs macht was«, erklärte ihm Kaspar ins andere Ohr. »Streng geheim, soll keiner was von merken, aber die Böse Bande trickst keiner aus!«
    Orlando mußte an eine Karikatur denken, die er einmal gesehen hatte, ein Mann mit einem Teufel auf der einen Schulter und einem Engel auf der anderen, die ihn beide für sich gewinnen wollen. Aber was tun, wenn einem in beiden Ohren nur Stimmen zügelloser Anarchie gellten? »Wovon redet ihr? Was ist geheim? Hyperdurchsatz?«
    »Großes Loch irgendwohin. Komm! Wir hängen dich dran!« Zunni surrte an seinem Ohr wie eine Hummel. »Wir erschrecken den Krebs! Lachen und kreischen, lachen und kreischen!«
    »Böse Bande mejor Netsurfercrew!« rief ein anderer. »Kilohana! Alles anschnallen!«
    »Langsam!« Orlando litt. Das Fieberkopfweh war auf einmal stark geworden, und er wollte sich nicht hetzen lassen. Aber für ein vernünftiges Gespräch war es längst zu spät – die Affen waren auf volle Kraft voraus gegangen. Fredericks wackelte und flutschte davon, wohin wußte nur die Böse Bande. Das ganze ElCot fing an zu kreiseln, als ob mehrere Malerfarben bunt gemischt im Ausguß abliefen.
    »Verdammt nochmal, wartet einen Moment…!« brüllte Orlando, aber er brüllte ins Leere und in ein Zischen wie ein Leersignal, als sie auch ihn mitrissen.
    Dunkelheit ergoß sich über ihn. Er fiel, flog, wurde in mehrere Richtungen auseinandergezerrt. Das Knistern in seinen Ohren wurde immer lauter, bis es wie die Düsen einer Weltraumrakete donnerte.
    »Dranbleiben, Landogarner!« schrie Zunni fröhlich irgendwo in der Dunkelheit über den ganzen Lärm hinweg. Sie klang vollkommen unbekümmert – machte

Weitere Kostenlose Bücher