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Otherland 1: Stadt der goldenen Schatten

Titel: Otherland 1: Stadt der goldenen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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klammerte sich an den Bauch ihrer Mutter und hatte dabei das Gefühl, dermaßen voller Geheimnisse zu stecken, daß sie selber gleich in die Luft fliegen könnte. Lichter blinkten draußen in den Baumwipfeln, als die Feuerwehrautos mit Wiuu-wiuu-wiuu vorbeirasten …
     
     
    > »He, Landogarner, schwertheadiges Haus hasse da«, bemerkte Zunni.
    Winzige gelbe Äffchen waren emsig dabei, die Ausstattung von Orlandos ElCot umzuarrangieren. Zwei von ihnen versahen den abgehauenen Kopf des Schwarzen Elfenprinzen mit einem übertriebenen Schnauzbart, und ein halbes Dutzend andere hatten offenbar den Körper des Lindwurms vom Bergfried Morsin in eine durchsichtige Rutschbahn umfunktioniert; ein kleines bananenfarbenes Affenwesen rutschte vor Orlandos Augen auf dem Bauch durch das Innenleben von Thargors Paradeungeheuer.
    »Schwertheadig? Ach so, klar. Ich hab mich viel in Mittland aufgehalten. Kennst du das?«
    »Doof«, erklärte Zunni kategorisch. »Monster töten, Edelstein finden, Bonuspunkte einheimsen. Diddel-duddel-daddel.«
    Orlando konnte nicht recht widersprechen. Er schaute sich nach einem anderen Affenpaar um, das die historischen Darstellungen des Wandteppichs von Karagorum in eine Kette von vögelnden Comicschnecken umwandelte. Er blickte finster. Es war weniger der überschwengliche Vandalismus, der ihn störte – er hatte die alte Ausstattung allmählich ziemlich satt –, als vielmehr die scheinbar mühelose Art, mit der die Böse Bande seine geschützte Programmierung geknackt hatte. Ein Ingenieursteam von einer Firma wie Indigo hätte einen ganzen Nachmittag gebraucht, um das hinzukriegen, was diese kleinen Irren in wenigen Minuten fertiggebracht hatten. Er verstand plötzlich, wie seinen Eltern zumute sein mußte, wenn er ihnen zu erklären versuchte, was er alles im Netz machte.
    Beezle erschien aus einem Loch in der Decke und war augenblicklich von Miniaffen umschwärmt. »Wenn du mir nicht diese Dinger vom Hals schaffst«, warnte der Agent, »drezz ich sie.«
    »Viel Glück. Möchte sehen, wie du das anstellst.«
    Beezle verknotete seine Beine, um sie vor marodieren Affen zu schützen. »Fredericks fragt, ob er kommen kann.«
    Orlando spürte, wie sich ein Punkt in seinem Innern erwärmte. »Klar doch. Laß ihn … sie … laß ihn rein.« Wie es aussah, mußte er das ein für allemal auf die Reihe kriegen. Wenn Fredericks als Junge behandelt werden wollte, na schön, dann war sie eben ein Junge. Wie in alten Zeiten. Halbwegs.
    Fredericks tauchte auf und wurde sofort von fliegenden gelben Wichten überfallen. Während er im ersten Reflex um sich fuchtelte, um freie Sicht zu haben – er hätte die Äffen auch durchsichtig machen können, wenn er daran gedacht hätte, da er die Möglichkeiten von Orlandos ElCot fast so gut kannte wie sein Schöpfer –, betrachtete Orlando ihn etwas genauer. Fredericks’ Sim wirkte ein bißchen weniger muskelstrotzend als gewöhnlich. Vielleicht fand er jetzt, wo er von Orlandos Krankheit wußte, daß es unangebracht sein könnte, so kerngesund auszusehen.
    »Los Monos Volandos!« schrie einer der Bande, als er haarscharf an Fredericks’ Gesicht vorbeischwirrte. »Supremo superduper Kultimultis! Flotte Flitterflatteraffen!«
    »Meine Fresse, Orlando, ich lach mich tot«, muffte Fredericks, während er ein winziges Äffchen wegschnickte, das an seinem simulierten Ohrläppchen gebaumelt hatte. »Bin ich froh, daß ich das nicht verpaßt hab.«
    »Nicht? Ich bin auch froh, daß du’s nicht verpaßt.«
    Inmitten des ganzen Geschnatters und ziellosen Lärmens der Bande entstand zwischen ihnen ein verlegenes Schweigen, das Orlando mit einem Händeklatschen beendete. Die gelbe Wolke stob in ihre einzelnen Affenpartikel auseinander, die sich auf den diversen virtuellen Oberflächen niederließen. »Ich möchte euch um einen Gefallen bitten.« Er versuchte wie jemand auszusehen, dem eine Rotte Wolfskinder unter Umständen helfen würde. »Ich brauche ganz dringend Hilfe.«
    »Kredse uns?« quiekte eines der Äffchen. »Kaufikaufi? Toys-n-Gear?« Aber Kaspar – Orlando erkannte allmählich ein paar der Stimmen – pfiff sie an, still zu sein.
    »Wasn fürn Gefallen?«
    »Ich versuche jemand zu finden. Der Name ist Melchior, und es hat was mit TreeHouse zu tun. Er oder sie – vielleicht sind’s auch mehrere – hat die Softwarearbeit, das Gear, für ’nen Roten Greif in der Simwelt Mittland gemacht.«
    »Melchior?« sagte Zunni und schwang sich in die Lüfte wie eine

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