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Otherland 1: Stadt der goldenen Schatten

Titel: Otherland 1: Stadt der goldenen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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vielleicht etwas entdeckt, einen Zusammenhang mit verseuchtem Wasser, eingeleiteten Giftstoffen.
    »Umweltverschmutzung über den von den UN vorgeschriebenen Richtwerten«, sagte sie. »Violett.«
    Als die lavendelfarbigen Punkte aufflammten, schaute Renie mißmutig. »Scheiße.«
    !Xabbus Stimme drang aus der Dunkelheit zu ihr. »Was ist los?«
    »Violett sind die Stellen mit starker Belastung durch Umweltgifte. Siehst du, wie die Komafälle sich hier an den Küsten und Flüssen und in Südasien häufen? Ich dachte, es könnte einen Zusammenhang geben, aber für Nordamerika stimmt das Muster nicht – die Hälfte der Fälle sind weit entfernt von allen hochkontaminierten Gebieten. In der Ersten Welt gibt es nicht annähernd so viele Fälle, aber es fällt mir schwer zu glauben, daß es zwei verschiedene Ursachen gibt, eine für sie und eine für uns.« Sie seufzte. »Violett weg. Vielleicht gibt es doch zwei verschiedene Ursachen. Vielleicht gibt es Hunderte.« Sie dachte einen Moment nach. »Bevölkerungsdichte, in Gelb.«
    Als die kleinen gelben Lichter angingen, fluchte sie abermals. »Deshalb natürlich all die Fälle an Flüssen und Küsten – dort sind die meisten großen Städte. Das hätte mir schon vor zwanzig Minuten einfallen sollen.«
    »Vielleicht bist du müde, Renie«, meinte !Xabbu . »Es ist eine Weile her, daß du zum letztenmal etwas gegessen hast, und diese Arbeit hier ist sehr anstrengend …«
    »Ich laß es gleich sein.« Sie starrte den mit roten und gelben Lichtern übersäten Globus an. »Aber es ist komisch, !Xabbu . Auch die Bevölkerungsdichte gibt keinen rechten Sinn. Fast alle Fälle in Afrika, Nordeurasien und Indien sind in stark bevölkerten Gebieten. Aber in der Ersten Welt sind sie zwar um die großen Metroplexe herum ein bißchen dichter, aber auch sonst tauchen überall Fälle auf. Schau dir die ganzen roten Punkte in der Mitte von Nordamerika an.«
    »Du versuchst etwas zu finden, das auf die Kinder zutrifft, die in ähnliche Komazustände wie Stephen verfallen sind, stimmt’s? Irgend etwas, das Leute tun oder erfahren oder erleiden, was dazu in einer Verbindung stehen könnte?«
    »Ja. Aber gewöhnliche Krankheitserreger scheinen nichts damit zu tun zu haben. Umweltgifte auch nicht. Ich kann mir keinen Reim auf die Sache machen. Ein Weilchen dachte ich sogar, es könnte etwas mit elektromagnetischen Störungen zu tun haben, du weißt schon, wie zum Beispiel Transformatoren sie machen – aber Indien und Afrika sind schon vor Jahren praktisch flächendeckend elektrifiziert worden, das heißt, wenn elektromagnetische Störungen an diesen Komas schuld wären, warum sollten sie dann ausschließlich in den städtischen Gebieten auftreten? Was hat man nur in den städtischen Metroplexen der Dritten Welt, aber in der gesamten Ersten Welt?«
    Der Erdball hing vor ihr mit den geheimnisvollen Lichtern, geheimnisvoll wie Worte in einer unbekannten Schrift. Es war aussichtslos – zu viele Fragen, keine Antworten. Sie fing an, die Ausstiegsschritte einzugeben.
    »Andersherum«, sagte !Xabbu plötzlich, »könnte man fragen, was in den Gegenden, die Stadtbewohner als ›unentwickelt‹ bezeichnen, nicht zu finden ist.« Es lag eine Eindringlichkeit in seinem Ton, als hätte er etwas Wichtiges zu fassen, und doch hörte er sich zugleich eigentümlich entrückt an. »Renie, was ist in Gegenden wie meinem Okawangodelta nicht zu finden?«
    Zunächst begriff sie nicht, was er meinte. Dann durchfuhr etwas sie wie ein kalter Wind.
    »Gebiete mit gewohnheitsmäßiger Netzbenutzung anzeigen.« ihre Stimme war nur ein wenig zittrig. »Minimum eine – nein, zwei Stunden am Tag, pro Haushalt. In Orange.«
    Die neuen Indikatoren entzündeten sich, ein Schwarm winziger Flämmchen, die den Erdball in eine kugelrunde Feuersbrunst verwandelten. In nahezu jeder orange leuchtenden Zone brannte wenigstens ein giftiges rotes Pünktchen.
    »O mein Gott«, flüsterte sie. »O mein Gott, sie stimmen überein.«

Kapitel
Niemandsland
    NETFEED/MODE:
    Mbinda bringt die Straße auf den Laufsteg
    (Bild: Mbindas Frühjahrsmodenschau — vorführende Models)
    Off-Stimme: Modeschöpfer Hussein Mbinda hat das »Straßenjahr« ausgerufen und diese Erklärung mit der Vorstellung seiner Frühjahrskollektion in Mailand untermauert, in der er die Hängematten der Obdachlosen und die Mäntel aus Fallschirmseide, die typischen »Chutes« der städtischen Goggleboys, mit neuestem Synthemorphicgewebe nachempfunden hat.
    (Bild:

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