Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer

Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer

Titel: Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
Gatten. »Sie müssen mich für eine dumme Gans halten. Und das bin ich auch – eine dumme alte Gans.«
    »Keineswegs …«, begann Paul, aber Sefton Pankie war bereits dabei, seine Frau fortzuschieben.
    »Sie braucht einfach etwas frische Luft«, sagte er über die Schulter, ungeachtet der Tatsache, daß es in dem offenen Garten gar nichts anderes gab. »Dies alles hat sie furchtbar mitgenommen … furchtbar mitgenommen.«
    Paul konnte nur zusehen, wie sie schwankend in der Menge entschwanden, die große Gestalt auf die kleine gestützt.
     
    Er stand vor den hohen Hecken, die den äußeren Rand des berühmten Labyrinths bildeten, und kaute an einem Stück Fleisch vom Spieß, Ziegenfleisch, wie der Mann, der es verkaufte, hoch und heilig geschworen hatte. Der Verkäufer hatte das Essen und einen Humpen Bier gegen Pauls Weste eingetauscht, ein Preis, der zwar hoch war, aber unter den Umständen nicht exorbitant. Paul hatte den Humpen auf einen Zug geleert. Eine kleine Stärkung konnte er jetzt gut gebrauchen.
    Seine Gedanken gingen wild durcheinander, und er konnte einfach keine Ordnung hineinbringen. Konnte es so simpel sein, wie es sich darstellte – daß die Pankies in ihrer Einsamkeit ein Märchenkind erfunden hatten, um damit ihr kinderloses Dasein zu erfüllen? Doch was hatten sie mit der Bemerkung gemeint, das Mädchen sei genau in dem Alter, in dem ihre Viola gewesen wäre, wenn sie nicht …? Wenn sie nicht was? Wie konnte man ein Kind verlieren – vermutlich durch Tod –, das man nur erfunden hatte?
    »Sie sind hier fremd.«
    Paul fuhr auf. Der dunkelhäutige Mann stand mit ernstem Gesicht und durchdringend blickenden braunen Augen in dem Bogen, der den Eingang zum Labyrinth bildete.
    »Ich … ja, das bin ich. Ein Haufen anderer bestimmt auch. Einen Markt wie diesen hier gibt es weit und breit nicht.«
    »Da haben Sie recht.« Der Fremde verzog den Mund zu einem kurzen, flüchtigen Lächeln. »Ich würde mich sehr gern einmal mit Ihnen unterhalten, Herr…?«
    »Johnson. Warum? Und wer sind Sie?«
    Der Mann beantwortete nur die erste Frage. »Sagen wir, daß ich über gewisse Informationen verfüge, die Ihnen von Nutzen sein könnten, Sir. Jedenfalls jemandem in … besonderen Umständen.«
    Pauls Puls hatte sich nicht wieder normalisiert, seit der Fremde ihn angesprochen hatte, und die sorgfältig gewählten Worte des Mannes trugen nicht dazu bei, ihn zu verlangsamen. »Dann reden Sie.«
    »Nicht hier.« Der Fremde blickte streng. »Aber wir werden nicht weit gehen.« Er drehte sich um und deutete auf das Labyrinth. »Kommen Sie mit.«
    Paul mußte sich entscheiden. Er traute dem Mann durchaus nicht, aber wie er schon vorher bemerkt hatte, reagierte er auch nicht mit instinktiver Furcht auf ihn. Und wie Herr Pankie, wenn auch nicht so extrem, war der Fremde zu klein, um sehr bedrohlich zu wirken. »Na schön. Aber Sie haben mir immer noch nicht gesagt, wie Sie heißen.«
    »Nein«, erwiderte der Fremde, wobei er ihn mit einer Geste aufforderte, durch das Drehkreuz zu gehen, »das habe ich nicht.«
    Wie um Pauls Befürchtungen zu zerstreuen, wahrte der vorausschreitende Fremde zwischen den Heckenwänden des Labyrinths mindestens einen Meter Abstand. Doch statt ihm irgendwelche Enthüllungen zu machen, plauderte er über allerlei Belanglosigkeiten, befragte Paul nach dem Stand der Dinge andernorts – er wußte angeblich nicht, aus welchem Teil Englands Paul gekommen war – und berichtete ihm seinerseits über den Wiederaufbau der Gegend um Hampton Court nach der Invasion.
    »Ja, ja, die Menschen, immer wieder fangen sie neu zu bauen an«, bemerkte der Fremde. »Bewundernswert, finden Sie nicht?«
    »Wahrscheinlich.« Paul blieb stehen. »Hören Sie, möchten Sie mir vielleicht langsam sagen, worum es geht? Oder wollten Sie mich einfach hier hereinlotsen, um mich auszurauben oder sowas in der Art?«
    »Wenn ich nur Leute ausrauben wollte, würde ich dann von besonderen Umständen sprechen?« fragte der Mann. »Denn sehr wenigen können diese Worte soviel sagen wie Ihnen, möchte ich meinen.«
    Noch während ihm ein warnender Schauder den Rücken hinunterlief, erkannte Paul plötzlich den Akzent, der die Aussprache des Fremden ganz schwach färbte: Er mußte Inder oder Pakistani sein, auch wenn er tadellos Englisch sprach. Paul beschloß, daß es an der Zeit war, klare Verhältnisse zu schaffen.
    »Nehmen wir an, Sie haben recht. Was folgt daraus?«
    Statt auf den Köder anzubeißen, drehte der Fremde

Weitere Kostenlose Bücher