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Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer

Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer

Titel: Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Gateways, doch plötzlich schien es meilenweit entfernt zu sein. »Laßt ihn los!«
    Finch kicherte. »Klar, machen wir. Er ist nicht das Kind, das wir eigentlich suchen, nur eine der Asseln und Wanzen des Netzwerks. Aber im Moment wollen wir dich haben, Jonas. Also geh da weg und komm mit uns.«
    Paul Jonas konnte nicht mehr kämpfen. Alles hatte das Ende genommen, das er immer gefürchtet hatte. Sie würden ihn in die Dunkelheit verschleppen, ihm Schlimmeres antun als den Tod. Er blickte Eleanora an, doch sie schwebte immer noch an derselben Stelle, mit hängendem Gesicht jetzt, ein machtloses Gespenst. »Versprecht ihr, ihn gehen zu lassen?« fragte er. »Wenn ihr das tut, könnt ihr mich haben.«
    Finch warf dem kleinen Jungen, der sich in Mulletts Griff wand, einen Blick zu, und Paul konnte das Grinsen in seiner kalten Stimme hören. »Gewiß doch. Er ist nichts. Ein Nischenwurm. Ein Ritzenkrabbler.«
    Paul fühlte, wie sich eine schreckliche Dumpfheit seiner bemächtigte. »Na schön«, sagte er heiser und machte einen Schritt auf sie zu.
    »Nein!« kreischte Gally auf. Er trat dem riesigen Mullett mit aller Kraft in den mächtigen Bauch und packte gleichzeitig die ihn umklammernde Faust und biß fest hinein. Mullett stieß ein überraschtes, wütendes Brüllen aus. Er riß den Jungen mit der anderen Hand weg und schleuderte ihn mit unglaublicher Wucht auf den Boden. Paul hörte Knochen krachen, dann war es schrecklich still.
    Mullett bückte sich und hob den schlaffen Körper des Jungen auf, schüttelte ihn einmal, grunzte und warf ihn zur Seite. Er rutschte wie eine Stoffpuppe über die Fliesen – vollkommen leblos.
    »Mohrchen!« Eleanoras Schrei, ein langer, klagender Schmerzenslaut, hörte auf wie mit einem Skalpell abgeschnitten, und ihr Bild verschwand. Im nächsten Augenblick begann die Krypta sich nach innen zu krümmen und zu verzerren, wie von der Faust eines Riesen zerquetscht. Finch und Mullett und Gallys lebloser Körper wurden von dem in sich zusammenfallenden Saal verschlungen und verschwanden.
    Innerlich ausgebrannt und erloschen und so niedergeschmettert, daß er nicht einmal mehr weinen konnte, drehte Paul sich um und warf sich in den Durchgang aus Licht.

 
Kapitel
     
Die Stimme der Verlorenen
     
    NETFEED/NACHRICHTEN:
    Fischzüchter sprechen von »unbegründeter Krillhysterie«
    (Bild: Slup »Johanna B.« beim Auswerfen von Schallnetzen)
    Off-Stimme: Die Seefischzüchter sind empört über die grassierenden Gerüchte, daß ein angeblich in Zuchtkrill auftretender Parasit eine Krankheit namens »Tandagoresyndrom« verursache.
    (Bild: Tripolamenti von der GMF im Hafen)
    Clementino Tripolamenti, der Vorsitzende der multinationalen Gewerkschaft der Meeresfarmer, wies darauf hin, daß das Tandagoresyndrom, ein mysteriöses Nervenleiden, nach Aussagen vieler Ärzte in keinem Zusammenhang mit der Ernährung stehe.
    Tripolamenti: »Man kann jedes Gerücht in die Welt setzen. Guck doch mal. Sie reden von ’Giftkrillseuche’ und kommen sich furchtbar witzig vor. Wir ernten Millionen Tonnen von diesem gesunden Meeresprotein, und es wandert in Tausende von hochwertigen Produkten, und da muß nur einer kommen und einen dummen Witz im Netz verbreiten, und schon sind die Leben und Arbeitsplätze von uns allen bedroht …«
     
     
    > »Code Delphi. Hier anfangen.
    Es gibt so viel zu erzählen, so viel Trauriges und Merkwürdiges und Schreckliches, daß ich nicht weiß, wo ich anfangen soll. Wer immer diese Worte einmal empfängt, wird sie vermutlich nicht verstehen, wenn ich nicht alles erkläre. Ich habe jetzt ein wenig Zeit, die Vorfälle zu berichten – vor mich hinzumurmeln, wie es von außen erscheinen muß –, bevor der Irrsinn wieder losgeht. Ich werde versuchen, alles der Reihe nach zu erzählen, auch wenn es mich noch so sehr erschüttert.
    Wir waren unter den fliegenden Menschen in Aerodromien, wie wir den Ort hier getauft hatten. Ein Mädchen verschwand, und als Fremde fiel der Verdacht auf uns. Wir hatten Freundschaft mit dem Oberhaupt einer der Familien geschlossen, Baut-ein-Feuer-auf-Luft, und als er uns mit grimmigem Gesicht und begleitet von bewaffneten Wächtern holen kam, dachte ich, sie würden uns für das Verbrechen hinrichten oder vielleicht einem ihrer Götter opfern. Das war gar nicht so falsch.
    Die Gefängnishöhle, in die sie uns brachten, war nicht so wohnlich wie die, die wir mit der Familie von Baut-ein-Feuer-auf-Luft geteilt hatten. Sie war kalt und feucht und mit

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