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Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer

Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer

Titel: Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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vom Somare Airport)
    Off-Stimme: In Papua-Neuguinea kamen sechsundzwanzig Mitglieder einer religiösen Sekte ums Leben, nachdem sie sich im Flughafen der Hauptstadt Port Moresby selbst angezündet hatten. Die Mitglieder der Sekte, die auf die einst für das Inselleben so wichtigen Cargokulte zurückgeht, übergossen sich mit Benzin und steckten sich im Hauptabflugbereich des Somare Airport von Port Moresby selbst in Brand. Sie hatten die Tat vorher nicht angekündigt und hinterließen auch keine Begründung.
    (Bild: Kanijiwa mit der NU of L im Hintergrund)
    Nach Ansicht von Professor Robert Kanijiwa von der New University of Launceston in Tasmanien ist dieser Massenselbstmord Teil einer beängstigenden, neueren Entwicklung.
    Kanijiwa: »Man kann sie nicht einfach als einen verrückten Kult wie viele andere abtun — diese Sekte existiert in der einen oder andern Form seit dem 18. Jahrhundert. Es passieren zur Zeit eine Menge ähnlicher Sachen, und nicht nur in unserem Teil der Welt — es erinnert an das Fieber zur Jahrtausendwende vor einigen Jahrzehnten, aber ohne daß es diese naheliegende Erklärung gäbe. Viele Leute scheinen das Gefühl zu haben, daß irgend etwas Ungeheuerliches und Apokalyptisches im Schwange ist, und ich fürchte, wir werden noch mehr derartige Vorfälle erleben …«
     
     
    > Einige der Farben hatten keinen Namen. Hier und da waren Fragmente des Himmels ohne ersichtlichen Grund in den Boden eingefügt. Selbst die Anwesenheit von Emily, einem Replikanten, der eigentlich in der Simulation, für die er gemacht war, hätte bleiben sollen, war ein Rätsel, das Renie nicht lösen konnte. Aber ein Blick auf ihren Freund, der sich in Krämpfen auf dem absurden Boden wand, reichte aus, um alle Fragen mit einem Schlag bedeutungslos zu machen.
    Erschrocken zog sie !Xabbus kleinen Affenkörper dicht an ihre Brust und versuchte, die gräßlichen Zuckungen durch einfachen Druck zu lindern. Sie wußte, daß man einen Anfall nicht so behandeln konnte, aber ihr fiel nichts Besseres ein. Als die Krämpfe so stark wurden, daß er sich fast ihrem Griff entwand, umschlang sie ihn noch inbrünstiger, als könnte sie ihm mit bloßer Verbissenheit das Leben retten. Zuletzt erschlafften seine Muskeln, und seine Bewegungen wurden weniger heftig. Eine Weile fürchtete sie sich, ihn direkt anzuschauen, weil sie meinte, sein Herz sei stehengeblieben. Dann regte sich seine Schnauze an ihrem Hals.
    !Xabbus Augen flatterten und gingen auf. Sein Blick irrte kurz über den unpassenden Himmel und die unfertige Landschaft und blieb dann an ihr hängen. Seine Augen waren rund und ernst. »Renie. Wie gut, dein Gesicht zu sehen.«
    »Was ist hier los?« meldete sich Emily 22813 energisch hinter ihr. »Warum erklärt mir niemand was? Ist der Affe krank? Wo sind wir? Wer bist du?«
    Renie hätte in dem Moment auch dann nichts erwidern können, wenn es darauf Antworten gegeben hätte. Sie drückte !Xabbu fest an sich, und Tränen der Erleichterung liefen ihr über die Wangen und tropften auf sein Fell.
    »Ach, ich dachte …« Von Schluchzern unterbrochen preßte sie die Worte heraus. »Ich war mir sicher, du wärst …« Sie wollte es nicht aussprechen. »Fühlst du dich jetzt besser?«
    »Ich … bin müde«, sagte er. »Sehr müde.«
    Sie ließ ihn, als er sich von ihr losmachte. Er hockte sich neben sie und ließ seinen kleinen, hundeartigen Kopf hängen. Er zitterte immer noch, sichtlich schwach auf den Füßen, den Schwanz zwischen die Beine geklemmt.
    »Was ist geschehen?« fragte sie. »Wie hast du das gemacht – den Durchgang gefunden und geöffnet?«
    »Ich werde es erzählen«, erwiderte er. »Aber ich muß mich erst kurz erholen.«
    »Natürlich.« Sie streichelte ihm den Rücken. »Kann ich dir irgendwie helfen?« Die relative Ruhe wirkte geradezu surreal. Gerade eben noch wären sie um ein Haar von dem Löwen und seinen hybriden Pflanzenkreaturen geschnappt worden. Jetzt waren sie … ganz woanders. Und gegen dieses Woanders nahm sich das pervertierte Oz des Löwen wie der Gipfel der Normalität aus.
    »Habt ihr vielleicht was zu essen?« fragte Emily, als ob sonst nichts los wäre. »Ich habe echt Hunger.«
    »Tut mir leid, wir haben nichts.« Renie wollte Geduld mit ihr haben, doch es fiel ihr schwer. Emily hatte nicht mehr ganz das extrem kindische Gehabe von vorher, schien aber immer noch in ihrer eigenen Welt zu leben. »Später können wir nachschauen gehen, ob wir vielleicht was finden.«
    !Xabbu stand auf

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