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Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer

Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer

Titel: Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Köpfchen darüber. Wir haben ernstere Sachen zu tun, Süße.« Wieder die zurückgezogenen Lippen. »Wir werden dem Alten Mann die Hölle heiß machen – megaheiß.«
    Jetzt, wo sie sich wieder etwas besser im Griff hatte, konnte Dulcy sich ein leises Aufflackern von Verachtung nicht verkneifen. Er hielt sich für so böse, so unheimlich, so gefährlich. Alle Männer in dieser Branche waren entweder totale Psychopathen, eiskalte Techniker, oder sie waren Möchtegern-Actionstars, die mit markigen Sprüchen und drohenden Blicken um sich warfen. Sie war sich ziemlich sicher, daß Dread sich als einer von der zweiten Sorte herausstellen würde.
    »Gebongt, Pancho«, sagte sie – Charlies Lieblingsfloskel. »Packen wir’s an.«
    Leere Augen, selbstverliebt …ja, sie kannte diesen Typ. Sie hätte darauf gewettet, daß er eine Menge Frauen verbrauchte, aber daß keine der Beziehungen sehr lange hielt.
     
     
    > Christabel war am Tag vorher in der Schule ausgerutscht und hatte sich das Knie aufgeschrammt, als sie Portia einen besonderen Aufschlag im Prellball zeigen wollte. Ihre Mutter hatte gesagt, sie solle nicht so neugierig sein und ständig das Spray abpulen, deshalb wartete sie, bis sie ganz am Ende der Straße um die Ecke gebogen war, bevor sie vom Fahrrad stieg.
    Das Spray war komisch, ein runder weißer Fleck auf ihrem Knie, der wie Spinnweben aussah. Sie setzte sich ins Gras und kratzte mit den Fingernägeln am Rand des weißen Zeugs, bis es anfing abzugehen. Darunter war die wunde rote Stelle dabei, eine ulkige gelbliche Farbe anzunehmen und ganz klitschig zu werden. Sie fragte sich, ob das auch passierte, wenn Teile vom Mischmaschschwein abfielen wie in Onkel Jingles Dschungel vorige Woche, wo sämtliche Nasen des Mischmaschschweins gleichzeitig abgegangen waren, als es niesen mußte. Wenn das passierte, fand sie, dann wäre das ganz, ganz eklig.
    Es waren keine Leute auf dem Sportplatz, als sie vorbeifuhr, aber auf der anderen Seite konnte sie ein paar sehen, die in ihren Armeeuniformen auf der Aschenbahn auf und ab marschierten, auf und ab. Heute spielte keine Musik, deshalb war das Geräusch, das ihre Pedale machten – quiek-äh, quiek-äh –, ganz laut, fast selbst schon eine Art Musik.
    Sie strampelte eine Straße nach der anderen hinunter und achtete dabei kaum auf die Schilder, weil sie den Weg zu dem Teil des Stützpunktes mit dem struppigen Gras und den Betonhäuschen inzwischen kannte. Als sie dort ankam, stellte sie ihr Rad neben einen Baum, drückte mit dem Fuß, bis der Ständer herunterklappte, und nahm dann die Papiertüte aus dem Fahrradkorb, den ihr Papi repariert hatte, damit er nicht mehr so schlackerte.
    »He, Tussi! Qué haces?«
    Christabel machte einen Satz und gab einen Quiekton von sich, der lauter war als die Fahrradpedale. Als sie sich umdrehte, sprang jemand von dem Baum herunter, und einen Moment lang dachte sie, es wäre ein Affe in Kleidern, ein unheimlicher Killeraffe wie in der Sendung, die sie nicht gucken sollte, hatte ihre Mutter gesagt, aber von der sie bestimmt keine Albträume kriegen würde, hatte Christabel versprochen. Sie wollte schreien, aber es war wie in einem bösen Traum, und sie konnte nichts machen als gucken.
    Es war kein Affe, es war ein Junge mit einem schmutzigen Gesicht und einer Zahnlücke. Es war derselbe Junge, der ihr geholfen hatte, den Zaun durchzuschneiden, als sie Herrn Sellars geholfen hatte, bloß daß er noch schmutziger war und kleiner aussah als vorher. Aber er war innendrin! Hier innendrin hinterm Zaun, wo sie war! Sie wußte, daß das nicht richtig war.
    »Redse nicht viel, du.« Der Junge lächelte, doch es sah aus, als täte es ihm weh. Christabel machte ein paar Schritte rückwärts. »He, mu’chita, ich tu dir nix. Was ’ase da in der Tüte?«
    »N-nichts für dich.« Christabel drückte sie fest an ihr Hemd. »F-f-für jemand anders.«
    »Verdad, Tussi?« Der Junge kam einen Schritt näher, aber langsam, als wüßte er selbst kaum, daß er es tat. »Was zu essen, eh? Bringse jemand was, du? Seh ich doch. Ich immer gucken.«
    »Gucken?« Sie begriff immer noch nicht, was dieser schmutzige Junge hier machte. Es gab Innendrinnen-Leute, und es gab Außendraußen-Leute, und er war keiner von innendrinnen.
    »Ja, claro, ich gucken. Seit ich Zaun schneide für dich, immer gucken. Zaun geht aus, ich drüber. Denke, mir gute Sachen ’olen. Aber Zaun geht wieder an. Beide Zaun. Als ich probiert und Stock dran geworfen, sind lauter Leute

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