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Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer

Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer

Titel: Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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alles machen, was wir wollen.« Florimel kehrte gerade mit einem neben ihr einherzischenden und -scheppernden T4b von einem Erkundungsgang am Flußufer zurück. »Aber vom Wasser halten wir uns lieber eine Weile fern. Die Fische sind immer noch hungrig.«
    Selbst die Geschichten, die ihm die anderen über den Tumult im Wasser und das Kentern ihres Blattbootes erzählt hatten, konnten Orlandos gute Laune nicht dämpfen. Noch ein wenig schwach, aber besser bei Kräften als die ganzen Tage vorher rappelte er sich auf und klopfte sich den Staub von Thargors grob gewebtem Lendenschurz. Es war komisch, daß sogar Staub, wenn man genau genug hinsah – oder klein genug war –, noch einen eigenen staubigen Rückstand hatte. Schmutzteilchen, die so klein waren, daß er sie bei seiner normalen Größe nicht einmal hätte wahrnehmen können, stießen aneinander und wurden noch feiner zerrieben. Vermutlich ging dieses Kleinerwerden immer weiter, bis die Molekülebene erreicht war, und selbst dort würde man in den Molekularfalten noch Mikrofusselchen finden. Voll scänblaff, wie Fredericks zu sagen pflegte … »Haben wir eine Ahnung, wo Renie und ihr Freund - Kobbu oder wie er heißt – sein könnten?« fragte Orlando. »Hat irgendwer sie nochmal gesehen, nachdem sie ins Wasser gefallen sind?«
    »Sie sind noch am Leben.«
    Alle drehten sich nach Martine um, die an den Steinen kauerte – Sandkörner, wenn Orlando und die anderen ihre normale Größe gehabt hätten –, die die Abenteurer für ihr Nachtlager als Windschutz aufgehäuft hatten. Ihr Sim sah heute nicht ganz so mitgenommen und abgehärmt aus, obwohl es natürlich sein konnte, überlegte Orlando, daß er seinen eigenen gestiegenen Lebensmut auf sie projizierte. »Wie kommst du darauf?« fragte er.
    »Ich … weiß es einfach. Ich kann … sie fühlen, nehme ich an.« Martine rieb sich so fest das Gesicht, daß es die Form zu verändern schien, und zum erstenmal meinte Orlando, das wahre Ausmaß ihrer Blindheit erahnen zu können: Er bezweifelte, daß ein sehender Mensch öffentlich eine derart privat wirkende Geste machen würde. »Es gibt für diese Dinge keine Worte, aber ich habe mich bei meiner Arbeit mit Informationen immer nichtvisueller Methoden bedient, ja? Verstehst du? Mein System funktioniert so. Jetzt werde ich bestürmt wie nie zuvor, von neuen und sehr sonderbaren Informationen. Aber langsam – zu langsam, weil der Vorgang ziemlich schmerzhaft ist – werden gewisse Sinnzusammenhänge deutlich.« Sie wandte sich Orlando zu. »Du zum Beispiel. Du bestehst aus Geräuschen, ja? Ich kann hören, wie deine Kleidung an der Haut scheuert, wie dein Herz schlägt, wie dein Atem mit einem kleinen – wie sagt man? – Blubbern in den Lungen geht, wegen deiner Krankheit. Ich kann den Ledergürtel riechen, den du trägst, und deinen persönlichen Geruch und das Eisen des Schwertes. Es hat übrigens ein klein bißchen zu rosten angefangen.«
    Orlando blickte peinlich berührt nach unten. Thargor hätte sein Schwert nach einer längeren Zeit im Wasser niemals so achtlos behandelt. Er griff sich eine Handvoll feinen Mikrosand und fing an, die Klinge sauberzuschmirgeln.
    »Aber das ist nur ein Teil«, fuhr Martine fort. »Jetzt empfange ich andere Informationen, für die ich keine Namen habe. Jedenfalls noch nicht.«
    »Was meinst du damit?« fragte Quan Li besorgt. »Was empfängst du?«
    »Ich meine, daß ich das, was ich erfahre, noch nicht in Worte fassen kann. Es ist, als versuchte man, einer Blinden wie mir die Farben zu erklären.« Sie zog die Stirn in Falten. »Nein, das stimmt nicht ganz, weil es eine Zeit gab, in der ich sehen konnte, und daher kann ich mich an die Farben erinnern. Aber wenn man einer, die überhaupt noch nie Farben gesehen hat, ›Rot‹ oder ›Grün‹ beschreiben wollte – wie wollte man das anstellen?
    Dich, Orlando, kann ich auch als eine Formation von Wellen in der Luft fühlen, doch es sind keine Wellen, und es ist keine Luft. Es sind Hinweise, die mir sagen, daß etwas Orlandoförmiges in der Nähe sein muß. Und diesen Wald empfinde ich in gewisser Weise als … Zahlen. Kleine harte Dinge, Millionen Dinge, die pulsieren, miteinander reden. Es ist schwer begreiflich zu machen.« Sie schüttelte den Kopf und preßte die Finger an die Schläfen. »Dieses ganze Netzwerk – für mich ist es, als wäre ich in einem Fluß von Informationen. Er schleudert und wirbelt mich herum, und einmal wäre ich fast ertrunken. Aber ich lerne ein

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