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Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer

Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer

Titel: Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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spielen?«
    »Meine Güte, da ist mein Englisch ja besser«, sagte Florimel, »dabei ist es nicht einmal meine Muttersprache.«
    »Erzähl uns einfach, weshalb du hier bist«, bat Orlando. »Wie ist dein richtiger Name?«
    »Namen gibt’s nich.« Er zog ein finsteres Gesicht, sofern eine starr glotzende verchromte Kampfmaske überhaupt ein Gesicht ziehen konnte. »Bin wegen meinem Schatten hier – meinem Zizz.«
    »Was heißt das?« fragte Quan Li.
    »Ein Freund, mit dem er viel Zeit verbringt«, übersetzte Orlando, der das Faible eines gutbürgerlichen Vorstadtkindes für Goggleboyjargon hatte.
    »Quatsch Freund«, sagte T4b indigniert. »Schatten! Zusammen aus einer Box, äi!«
    »Sie sind, ähem, sozusagen in derselben Bande«, erklärte Orlando der einzigen bekennenden Großmutter der Gruppe. »Und, T4b, was ist mit deinem Freund passiert?«
    »Wär ich nicht in dem Scänpalast hier, wenn ich das wüßte«, sagte der Roboter. »Mein Zizzy’s im Krankenhaus. Lag halb geext in seinem Cot am Boden. Dachte erst, vom Charge durchgeknallt, aber er war mit dem Mamapapanetz verstrippt.«
    Orlando kam sich zunehmend lächerlich vor, aber er machte tapfer mit seiner Übersetzung weiter. »Er sagt, sein Freund liegt im Krankenhaus, genau wie Renies Bruder. Als sie ihn fanden, dachten sie zuerst an eine Überdosis Charge, aber er war an das normale Netz angeschlossen.«
    »Sag mal, ist ›T4b‹ nicht überhaupt eine Art Charge, mein lieber Scheppersepp?« fragte Sweet William.
    »Ungeduppt.« Die Stimme des Roboters nahm einen Ton düsterer Verzückung an. »Trans geiler Schuß, T4b. Beamt dich zack in den Himmel. Mein Markenname, äi.«
    »Gott steh uns bei«, stöhnte William. »Er ist ein Chargehead. Ist das nicht klasse?«
    T4b hob drohend eine stachelige Faust. »Klasse in die Fresse, Witzbold.«
    »Ach, hört auf.« Der Elan, mit dem Orlando am Morgen angefangen hatte, verflüchtigte sich allmählich, und dabei stand die Sonne noch nicht einmal im Zenit. »Quan Li?«
    »Haben nicht alle meine traurige Geschichte schon gehört?« Sie sah sich um, aber niemand sagte etwas. »Es war meine Enkelin.« Quan Li stockte. »Jing, mein hübsches kleines Kätzchen, mein Liebling. Auch sie ist … eingeschlafen, wie Renies Bruder, wie … sein Freund da.« Sie deutete auf T4b. »Ich habe lange alles versucht, um die Ursache zu entdecken.« Es schien ihr unangenehm zu sein, daß alle ihr zuhörten. »Ich lebe in Neu-Kaulun, in Hongkong«, fügte sie hinzu. »Ist damit über jemand wie mich nicht genug gesagt? Ich bin sehr, sehr alt.«
    Orlando schmunzelte, aber er bezweifelte, daß sie so schüchtern und höflich sein konnte, wie sie tat – es konnte ihr nicht leichtgefallen sein, sich bis zu diesem Netzwerk vorzuarbeiten, zumal wenn ihre ganze Familie ihr klarzumachen suchte, daß es nutzlos und albern sei. »Wer noch?«
    »Ich mache das nur, weil der Fluß noch nicht sicher zu befahren ist«, sagte Florimel. »Sobald es wieder etwas zu tun gibt, wird mich keiner zu so einem Palaver überreden können, und ich finde es auch nicht besonders wichtig, wer wir sind.« Sie sprach das letzte Wort mit ironischer Betonung aus. »Meinen Namen kennt ihr. Mein Nachname tut nichts zur Sache. Ich stamme aus Baden-Württemberg. Ich wohne derzeit in der Gegend von Stuttgart.«
    Orlando wartete, aber es kam nicht mehr. »Ist das alles?«
    »Was mußt du sonst noch wissen?«
    »Warum bist du hier?« Diesmal war es Fredericks, der fragte. »Und woher kannst du die Sachen, die du mit Orlando gemacht hast? Bist du Ärztin oder sowas?«
    »Ich verfüge über ein paar medizinische Grundkenntnisse, aber ich bin keine Ärztin. Mehr braucht ihr nicht zu wissen.«
    »Aber warum bist du hier?« hakte Orlando nach.
    »Fragen, immerzu Fragen!« Florimels Simgesicht zog finster die Augenbrauen zusammen. »Ich bin hier, weil eine Freundin von mir erkrankt ist. Ihr könnt noch weiter Fragen stellen, aber ihr werdet keine Antwort mehr bekommen.«
    Orlando wandte sich an den Mann in Schwarz. »Und du?«
    »Alles, was du über mich wissen mußt, weißt du, Amigo. Wie hat unser Scheppersepp in seiner unendlichen Weisheit gesagt? ›Mein Markenname.‹ Tja, mehr wird’s nicht geben als das hier – diesen Namen, dieses Gesicht. Und nur weil du dir irgendeine exotische, melodramatische Krankheit zugezogen hast und du uns allen leid tust, wirst du trotzdem nicht mehr aus mir rausbekommen.« Sweet Williams normaler stichelnder Unterton war verschwunden. Er und

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