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Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Titel: Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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war verrückt. »Du bist in Sicherheit«, wiederholte sie. »Diese Leute sind weg.«
    Mit Florimels Hilfe bekam sie Emily in die Sitzstellung hoch. T4b stand nervös daneben und unternahm Beistandsversuche, die letzten Endes mehr störten als halfen.
    »Sagt meinen Namen«, verlangte das Mädchen. Ihre Augen waren immer noch fast geschlossen; sie klang, als wäre sie noch halb im Traum. »Habt ihr ihn gesagt? Ich kann mich nicht erinnern.«
    »Du heißt …«, begann Florimel, aber Renie fiel wieder ein, was das Mädchen kürzlich gesagt hatte, und sie drückte Florimels Arm und schüttelte den Kopf.
    »Was meinst du denn, wie dein Name ist?« fragte Renie zurück. »Rasch, sag mir deinen Namen.«
    »Er ist … ich glaube, er ist …« Emily stockte. »Warum sind die Kinder weg?«
    »Kinder?« T4b klang ängstlich besorgt. »Ham die ihr was getan, die Schrottos da eben? Spinntse jetzt?«
    »Was für Kinder?« erkundigte sich Renie.
    Emilys Augen klappten auf und überflogen den Raum. »Es sind keine hier, was? Einen Moment lang hatte ich den Eindruck. Ich dachte, der Raum wäre voll von ihnen, und sie machten ganz viel Lärm, und dann … dann hörten sie auf … einfach so.«
    »Wie ist dein Name?« fragte Renie abermals.
    Die Augen des Mädchens verengten sich, als befürchtete sie, hereingelegt zu werden. »Emily, wie sonst? Wieso fragst du mich das?«
    Renie seufzte. »Schon gut.« Sie rutschte ein Stück zurück und ließ Florimel weitermachen, die nachprüfte, ob dem Mädchen etwas zugestoßen war. »Na, dann auf zu neuen Taten.«
    Florimel blickte von ihrer Untersuchung auf. »Wir haben viel zu bereden. Viele Dinge zu klären.«
    »Aber zuerst müssen wir immer noch Martine finden.« Renie wandte sich dem Mönch zu, der die Statue der Mutter mit stiller Verzückung inspizierte. »Factum Quintus, weißt du, wie man von hier zu diesem andern Ort kommt? Wo wir als zweites nachschauen wollten?«
    »Zum Turritorium?« Mit abgeknickter Taille, die Nase nur Zentimeter vom Glasscherbengesicht der Mutter entfernt, sah seine hagere Gestalt aus wie ein hölzerner Pickvogel. »Ich denke schon, falls ich den Hauptdurchgang im Dachspeicher finde. Ja, doch, das wäre das beste. Wir können nicht mehr als wenige hundert Schritt Luftlinie davon entfernt sein, aber wir müssen einen Weg finden, und der Dachspeicher ist ein ziemliches Labyrinth.« Mit ernster Miene drehte er sich jetzt voll zu ihr um. »Hmmm, ja. Apropos Labyrinth …«
    »Ich bin sicher, du wüßtest gern, was es mit alledem auf sich hat«, sagte Renie aufseufzend. »Und wie du dir denken kannst, müssen wir selbst auch darüber reden.« Sie fragte sich, wieviel sie Factum Quintus erzählen durften, ohne befürchten zu müssen, daß er den Verstand verlor. »Aber unsere Freundin kommt zuerst, und wir müssen hier Stunden verloren haben.«
    »Es sind ganz fremdartige Sterne am Himmel«, sagte !Xabbu vom Fensterbrett aus, wo er hockte. »Ich kenne sie alle nicht. Aber du hast recht, die Sonne ist schon seit längerem untergegangen.«
    »Dann laßt uns aufbrechen.« Renie stand auf und merkte dabei zum erstenmal seit ihrer Gefangennahme, wie zerschlagen und müde sie war. »Martine braucht uns. Ich hoffe bloß, wir finden sie noch rechtzeitig.«
    Während T4b Emily aufhalf, flüsterte Florimel Renie leise zu: »Eines haben wir jedenfalls gelernt: Das nächste Mal keine Aktion ohne vorherigen Plan. Und wir müssen es schaffen. Selbst wenn wir Martine retten, sind wir hilflos, wenn wir nicht auch das Feuerzeug wiederkriegen.«
    »Amen.« Renie beobachtete nervös, wie !Xabbu auf dem Fensterbrett balancierte, und versuchte sich zu sagen, daß er in dieser Welt den Körper eines Affen hatte und zweifellos die Balance und die Kletterfertigkeit eines Affen besaß. Aber es fiel ihr dennoch schwer, ihm dabei zuzuschauen, wie er sich dort, wo erst wenige Minuten zuvor ein Mann in den Tod gestürzt war, in die kalte Abendluft hinauslehnte. » !Xabbu , wir gehen.«
    Als er herunterhopste, sagte Florimel: »Ich muß zugeben, daß Kunoharas Worte mir noch nachhängen. Ohne ihn wären wir diesen stinknormalen Banditen hilflos ausgeliefert gewesen. Wie wollen wir dann mit den Herren dieses Netzwerks fertig werden? Was haben wir für eine Chance?«
    »Die Frage ist nicht, was wir für eine Chance haben«, entgegnete Renie, »sondern was wir für eine Wahl haben.«
    Darauf war nichts zu erwidern, und so drehten sie sich um und folgten den anderen zur Tür hinaus. Den Saal mit den

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