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Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Titel: Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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zornig, aber auch ängstlich gepreßt – ich denke, er erkannte mich.
    Ich schrie: ›Ich bin des Königs Tochter – was meinst du, warum er mich geschickt hat? Damit du mein Gesicht erkennst und weißt, daß du meinem Wort Glauben schenken kannst. Und hier ist auch Glaukos, der lykische Held. Hektor wird von Achilles zum Tor zurückgetrieben. Priamos will, daß ihr das Tor öffnet und ihn einlaßt, ansonsten wird der gottgleiche Sohn des Königs jeden Augenblick den Tod finden!‹
    Die anderen Wachen traten nervös und unsicher von einem Bein aufs andere, doch ihr Anführer war nicht so leicht zu beeindrucken. ›Keine Frau kann mir befehlen, das Tor zu öffnen, ob Königstochter oder nicht!‹
    Ich sondierte !Xabbu und merkte, daß ich ihm nicht zutraute, ohne Nachfragen zu handeln. Zu meiner Schande zögerte ich nicht einmal, sondern wandte mich statt dessen an T4b und sagte: ›Töte diesen Mann!‹
    Sogar der junge Javier stockte, aber nur kurz – sein Blut kochte vor Erregung und Furcht. Vor den ungläubigen Augen der erschrockenen Wächter rammte T4b dem Anführer seine Lanze in den Bauch. Der Mann ging zu Boden, aber war nicht gleich tot. Während er stöhnend dalag, war mir klar, daß ich den anderen keine Zeit zum Nachdenken geben durfte. ›Schnell jetzt, macht das Tor auf!‹
    Wie im Traum legten sich die anderen Männer in die Seile, die den mächtigen Riegel bewegten, wobei sie sich öfter fassungslos nach ihrem Anführer umsahen, der sich immer noch auf der Erde in seinem Blut wand. Als der Riegel zurückgeglitten war, zogen wir alle zusammen am Tor, und dieses schwang in quietschenden Angeln auf.
    ›Jetzt lauft und rettet Hektor!‹ rief ich und lud damit noch fünf weniger direkte, aber genauso sichere Morde auf mein Gewissen, denn ich hetzte die Männer in den reißenden Schlund des griechischen Angriffs.
    Meinen Freunden und mir blieben nur wenige Augenblicke. Gemeinsam schleppten wir einen großen Stein herbei und schoben ihn unter die Unterkante des Tores, um zu verhindern, daß jemand es schnell wieder schloß, dann suchten wir eilends Schutz. Hinter uns hörten wir das Gebrüll der Trojaner auf den Mauern und in den Straßen, als die ersten Griechen durch das offene Tor stürmten.
    Ich kann nicht mehr weitersprechen, auch wenn dies mein letztes Diktat ist. Das Feuer greift auf die Mauer unseres Verstecks über. Die Luft ist so heiß, daß unsere Gewänder rauchen. Wir müssen unser Heil auf den Straßen suchen. Wir werden versuchen, die anderen zu finden, aber wenn uns das nicht gelingt, müssen wir zusehen, daß wir zum Tempel der Demeter kommen. Es ist eine schwache Hoffnung, aber es gibt keine andere.
    Ich höre draußen die Griechen wie Wölfe johlen und lachen, bereits von Mord und Rache berauscht. Und ich habe das getan. Um meine Freunde zu retten, habe ich den Untergang Trojas verschuldet. Männer, Frauen und Kinder werden in der ganzen Stadt abgeschlachtet wie von meiner eigenen Hand.
    Ich wußte nicht, was ich sonst machen sollte. Doch o weh, die Schreie sind schrecklich! Auch Florimel weint, ich kann es hören, aber ich kann ihr mein Gesicht nicht zuwenden, auch wenn mich die Blindheit schützt. So oder so kann ich förmlich ihre Gedanken fühlen, ihr Entsetzen darüber, was ich angerichtet habe.
    Die Griechen sind in den Mauern. Troja brennt, geht unter.
    Ach, Gott steh mir bei, und ich bin das Trojanische Pferd.
    Code Delphi. Hier aufhören.«

Kapitel
Ein Stück des Spiegels
    NETFEED/NACHRICHTEN:
    Obolos in immer größerer Bedrängnis
    (Bild: Obolos-Zentrale in Neu York)
    Off-Stimme: Für Obolos Entertainment ist es ein hartes Jahr. Erst sanken die Einschaltquoten bei einigen ihrer beliebtesten Spielshows, dann strengte das Unternehmen selber eine spektakuläre Klage gegen einen schottischen Konkurrenten wegen Diebstahl geistigen Eigentums an, aber das scheint noch nicht das Schlimmste gewesen zu sein. Vor einem französischen Gericht sind Anschuldigungen erhoben worden, wonach zwei Obolos-Manager sich am Rande einer Tagung in Marseille im letzten Jahr an einer blutigen Treibjagd auf Straßenkinder, »Snipes« genannt, beteiligt hätten.
    (Bild: Unternehmenssprecher Sigurd Fallinger)
    Fallinger: »Das sind furchtbare Beschuldigungen, aber es muß betont werden, daß die fraglichen Männer als unschuldig zu betrachten sind, solange ihnen nicht das Gegenteil bewiesen ist. Selbstverständlich sind wir hier bei Obolos sehr betroffen, denn das Glück und das Wohlergehen der Kinder

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