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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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verzog vor Schmerz das Gesicht. »Kunohara?«
    Florimel schüttelte den Kopf. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß er diese Lawine auf sein Haus überlebt hat. Wir haben es hinterher nicht wieder an die Oberfläche kommen sehen.«
    »Fischfutter«, bemerkte T4b nicht ohne eine gewisse Befriedigung. »Pur.«
    »Und wohin sind wir unterwegs? Kann man dieses Ding irgendwie steuern?« Die Fahrt war eigentlich recht gemütlich, da die Blase so sehr ein Teil des Flusses war, daß es kaum harte Stöße und Richtungswechsel gab. Er hatte einmal gehört, daß die Fahrt in einem Luftschiff sich ungefähr so anfühlte, weil das Schiff sich mit den Luftströmungen bewegte, nicht durch sie hindurch.
    Florimel stieß unwillig die Luft aus. »Steuern? Guck dich doch um! Siehst du ein Ruder? Ein Steuerrad?«
    »Und was machen wir jetzt?« Er setzte sich hin, lehnte sich an die gewölbte Wand und entknotete vorsichtig seine und Florimels Beine. Sie saßen sich paarweise gegenüber, die Füße am Grund der Blase zusammengesteckt, und das unter ihnen dahinströmende Flußwasser erzeugte die Illusion eines freien Schwebens im Raum. »Einfach warten, bis wir an einer Sandbank hängenbleiben oder sowas?«
    »Oder bis wir das Ende des Flusses erreichen und ein Gateway passieren«, meinte Martine. »Orlando hat uns erzählt, daß viele der Durchgänge nicht mehr funktionieren. Falls die nächste Simwelt dicht ist, können wir nur hoffen, daß wir eine andere finden. Eine, die sicher ist.«
    »Mehr sollen wir nicht tun? Bloß abwarten und Däumchen drehen?«
    »Wir könnten uns darüber Gedanken machen, wieviel Luft wir hier drin haben«, bemerkte Florimel. »Aber das würde uns auch nicht viel nützen.«
    »Ich würde mich lieber über Kunohara unterhalten«, sagte Martine. »Wenn er bestritten hätte, daß er in Troja einen Informanten unter uns hatte, und wenn ich auch nur halbwegs hätte glauben können, daß er die Wahrheit sagt, dann wäre die Sache damit erledigt gewesen. Aber ihr habt selbst gesehen, daß er die Antwort verweigert hat.«
    »Wir wurden von Riesenwespen angegriffen«, gab Paul zu bedenken. Aus irgendeinem Grund fühlte er sich verpflichtet, den Mann zu verteidigen. »Er hat uns das Leben gerettet.«
    »Darum geht es nicht.« Martine ließ sich nicht beirren. Paul war ein wenig abgestoßen – wo war ihre leise Stimme geblieben, ihre nahezu geisterhafte Aura? »Wenn er ein doppeltes Spiel treibt, könnte das für uns von Bedeutung sein – und wenn einer von uns etwas verschweigt…« Sie beendete den Satz nicht, aber das war auch nicht nötig. Paul mußte nicht erst gesagt bekommen, was für eine furchtbare Entdeckung es für diese Leute gewesen war, daß ein Mörder sich in Quan Lis Körper unter ihnen aufgehalten hatte, ein Mörder, den sie für eine vertrauenswürdige Verbündete gehalten hatten.
    »Vielleicht«, meinte Florimel. »Aber Verdächtigungen können auch Unheil stiften. Und wir sind nur noch halb so viele wie in Troja.«
    »Gib einfach Antwort«, erwiderte Martine. »Sag mir, daß du keine heimlichen Beziehungen zu Kunohara unterhalten hast. Ich werde dir glauben.«
    Florimel wirkte nicht gerade erfreut. »Martine, du bist nicht wie wir. Tu nicht so, als würdest du uns nicht mit deinen kleinen Lügendetektorstrahlen durchleuchten.«
    »Ich habe keine Lügendetektorstrahlen.« Ihr Lächeln war bitter, ihr Ton hart. »Sprich, Florimel.«
    »Ich hatte keinerlei Kontakt zu Kunohara, bei dem ihr übrigen nicht anwesend wart.« In ihrer Stimme schwang Zorn und, fand Paul, auch ein gut Teil Schmerz. Dieses Netzwerk mit seinen Masken und Labyrinthen strapazierte Freundschaften in höchstem Maße.
    »Paul?« fragte Martine.
    »Desgleichen. Ich bin ihm gestern zum erstenmal begegnet – in Troja kannte ich ihn noch gar nicht.«
    Martine wandte sich an T4b, der sich ungewöhnlich schweigsam verhalten hatte. »Javier?« Sie wartete einen Moment, dann sprach sie ihn abermals an. Er sah aus wie eine zu fest zusammengedrückte Sprungfeder. »Sag einfach die Wahrheit, Javier.«
    »Gaff ab, du!« fauchte er. Selbst Paul hatte den Eindruck, daß seine Stimme abblockend klang. »Hab nix am Hut mit Kunolala. Ist wie bei Flor-mel, ihr wart alle immer dabei.« Er schien Martines anhaltenden Blick als Angriff zu empfinden. Er schwenkte wütend den Kopf. »Glotz nicht so, äi! Ich dupp nicht, in echt! Gaff ab!«
    Martine blickte besorgt, doch bevor sie etwas sagen konnte, meldete sich jemand anders.
    »Martine? Ich hab dich

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