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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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je.«
    »Aber was ich nicht verstehe«, fuhr Sorensen fort, »ist dieses ganze Zeug mit irgendwelchen ›Stimmen‹. Ist das vergleichbar damit, wie du mit meiner Tochter und mir geredet hast, Sellars? Hält jemand sie zum Narren? Oder ist sie einfach … äh, na ja, übergeschnappt?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte der alte Mann. Er sah genauso sorgenvoll aus, wie Ramsey sich fühlte. »Aber ich vermute, daß es absonderlicher und komplizierter ist als beides.«
    »Mein Gott, wir müssen sie aufhalten!« Ramsey stemmte sich an die Sesselkante vor, was ihm die Mechanik mit einem indignierten Jaulen vergalt. »Wir können sie nicht einfach da reinspazieren lassen, ob sie mich jetzt damit gefährdet oder nicht. Ich hatte keine Gelegenheit, ihr auch nur die Hälfte der Sachen zu erzählen, die ich zu dem Zeitpunkt herausgefunden hatte. Was mit diesen Stimmen ist, weiß ich auch nicht, aber irgendwie ist sie in diese Sache hineingeschliddert – völlig unabhängig von dir, Sellars, ganz allein –, und sie hält es immer noch für möglich, daß sie sich das alles nur einbildet.« Er überlegte und sank wieder zurück. »Die Ärmste.«
    »Hast du ihr Schreiben beantwortet?« fragte Major Sorensen.
    »Natürlich! Ich habe ihr geschrieben, sie soll mich sofort anrufen – und keinen Schritt tun, bevor sie mit mir geredet hat.« Er sah den Blick im Gesicht des Offiziers, und sein Magen krampfte sich zusammen. Es dauerte ein paar Sekunden, bis er verstand, warum. »Scheiße. Ich habe ihr die Nummer von diesem Motel gegeben.«
    Man mußte Sorensen zugute halten, daß er nur einmal ärgerlich den Kopf schüttelte, bevor er aufstand. »Gut. Wir brechen sofort auf. Kaylene, trommel die Kinder zusammen, und ich fang derweil an, die Sachen in den Wagen zu packen. Sellars, wir müssen den Rollstuhl zurückgeben, und wahrscheinlich können wir erst einmal keinen neuen mieten. Außerdem fürchte ich, daß du für die Fahrt wieder in die Radmulde mußt. Vielleicht sucht das Militär derzeit nicht aktiv nach uns, zumal wenn Yacoubians Interesse an uns wirklich privat war, aber du bist trotzdem viel zu auffällig und bleibst den Leuten im Gedächtnis.«
    »Wo soll es hingehen, Mike?« Als altgediente Offiziersgattin war Kaylene Sorensen bereits dabei, Sachen in Taschen zu stopfen. »Können wir nicht einfach nach Hause fahren? Wir könnten doch für Herrn Sellars irgendwo ein Versteck finden, was meinst du? Vielleicht könnte er eine Zeitlang bei Herrn Ramsey unterkommen. Christabel muß wieder zur Schule.«
    Selbst Catur Ramsey konnte die beherrschte Miene ihres Mannes durchschauen und den Kummer in seinen Augen erkennen. »Ich glaube kaum, daß wir in nächster Zeit nach Hause können, Schatz. Und im Augenblick habe ich keine Ahnung, wo es hingehen könnte – bloß weg von hier.«
    »Ich muß Olga noch einmal anrufen, bevor wir losfahren«, sagte Ramsey. »Ich weiß nicht, ob sie von diesem wahnsinnigen Plan noch irgendwie abzubringen ist, aber den Versuch bin ich ihr schuldig.«
    »Im Gegenteil«, widersprach Sellars überraschend. Er hatte ganz still gesessen, die Augen fast geschlossen, wie eine sonnenbadende Eidechse. Jetzt hob er den Kopf, und seine fremdartigen gelben Augen leuchteten. »Im Gegenteil, wir dürfen sie nicht davon abhalten. Und ich weiß auch, wohin wir fahren müssen – wenigstens einige von uns.«
    »Nämlich?« fragte Sorensen.
    »Ich habe euch erzählt, daß es in den letzten paar Tagen viele Merkwürdigkeiten im Zusammenhang mit der Gralsbruderschaft gegeben hat. Ich habe genau aufgepaßt und mir Gedanken über die Ereignisse im Netzwerk gemacht, die mir nicht direkt zugänglich sind, und ich sehe Anzeichen von Irritationen in den verschiedenen Konzernen und privaten Besitzungen der Bruderschaft. Das gilt auch für Jongleurs Reich. Es gibt eindeutige Hinweise auf eine Unsicherheit in den Routineabläufen, auf Konfusion an der Spitze.«
    »Und das heißt?« Ramsey war ungeduldig.
    »Das heißt, statt Frau Pirofsky von der J Corporation fernzuhalten, sollten wir ihr, denke ich, eher helfen, hineinzukommen, Herr Ramsey. Ich war oft genug gezwungen, in diesem harten Kampf Unschuldige als Helfer heranzuziehen – die Sorensens können ein Lied davon singen. Olga Pirofsky ist wenigstens schon selbst entschlossen, das Risiko einzugehen. Wir werden sehen, wie wir ihr helfen und wie wir sie schützen können, wenn sie drin ist.«
    »Das … das ist Wahnsinn!« Ramsey sprang so ungestüm auf, daß er beinahe das

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