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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Büro ist, niemals zuhause. Ich weiß, du wirst sagen: Was geht das diese alte Schachtel an? Aber du solltest dir jemanden suchen, mit dem du das Leben teilen kannst. Ich weiß nicht einmal, ob du Frauen oder Männer magst, und weißt du was? Es ist mir ganz egal. Aber such dir jemanden, mit dem du zusammenleben möchtest, zu dem du nach Hause kommen möchtest. Wenn es geht, habt Kinder zusammen. Kinder geben dem Leben einen Sinn.
    So, und jetzt werde ich dir den Rest der Geschichte von den Stimmen und der Obolos Corporation und Felix Jongleur erzählen. Auch wenn du dann immer noch denkst, daß ich verrückt bin, wirst du verstehen, warum ich so handele, wie ich handeln muß. Ich erzähle dir das nur, damit es jemand weiß.
    Übrigens, wenn mein kleiner Junge am Leben geblieben wäre, wäre er heute ungefähr in deinem Alter. Ich denke zuviel über solche Sachen nach.
    Um eines möchte ich dich noch bitten. Du bist doch Anwalt, nicht wahr, und da würde ich dir gern eine Vollmacht erteilen. Falls ich spurlos verschwinden sollte, würdest du dann bitte meinen Besitz verkaufen? Das meiste sind nur Kleinigkeiten und nicht der Mühe wert, aber es gibt ein paar Obolosaktien und mein Haus. Ich habe keine lebenden Verwandten, und die Aktien kommen mir mittlerweile irgendwie unsauber vor, »trejf«, wie meine Mutter gesagt hätte. Würdest du bitte beides verkaufen und den Erlös dem Kinderkrankenhaus in Toronto spenden?
    Ich sitze hier am Schreibtisch und gucke auf diesen Bildschirm, und ich weiß nicht so recht, wo ich anfangen soll. Als wir beide uns kennenlernten, waren die Stimmen noch nicht zu mir gekommen. Wenn sie nur in meinem Kopf sind, eine Folge meiner Kopfschmerzen oder so, dann habe ich mich vor dir lächerlich gemacht. Ach, und wenn schon? Es gibt Kinder, die leiden, die Kinder mit dieser furchtbaren Komakrankheit und möglicherweise noch andere – die Stimmen, die zu mir sprechen. Um der Kinder willen muß ich es wagen. Wenn ich mich irre, heißt das nur, daß man eine alte Frau mehr interniert. Wenn ich recht habe, wird mir niemand glauben, nicht einmal du, aber wenigstens werde ich mein möglichstes getan haben.
    Die Stimmen, und jetzt der schwarze Turm. Er ist wie eine Burg aus einem der Märchen, die meine Mutter immer erzählt hat. Er ängstigt mich sehr. Doch ich werde dort hineinkommen und versuchen, die Wahrheit herauszufinden …
     
    »… und darunter steht: ›Mit vorzüglicher Hochachtung, Deine Olga Pirofsky‹«, schloß Ramsey.
    Kaylene Sorensen brach das Schweigen. »Die arme Frau!«
    »Die arme Frau, weiß Gott.« Sellars beugte sich vor, die Augen halb geschlossen. Er hatte sich mit seinem Rollstuhl in die hinterste, dunkelste Ecke des Zimmers verzogen, doch selbst das bißchen Sonnenschein, das unter den Vorhängen hereindrang, schien ihm zu schaffen zu machen. »Aber sie ist tapfer. Sie riskiert Kopf und Kragen.«
    »Du denkst doch nicht, daß sie sie wirklich umbringen, nicht wahr?« Ramseys Hände zitterten immer noch; Olgas Brief hatte ihn tief bestürzt. »Das wäre nicht sehr klug von ihnen. Wenn sie sie dabei erwischen, daß sie sich unbefugt auf dem Gelände der J Corporation herumtreibt, werden sie sie doch bestimmt bloß rausschmeißen, vielleicht sie verhaften lassen?«
    Sellars schüttelte traurig den Kopf. »Wenn Jongleur und seine Genossen nichts zu verbergen hätten, wäre das sicher so. Aber was denkst du? Wird deine Mandantin sich ruhig verhalten, wenn sie sie fassen? Oder wird sie laute Anschuldigungen erheben und damit mehr Aufsehen erregen, als wenn sie sich einfach unbefugt irgendwo einschleicht?« Er seufzte. »Und noch eine Frage. Was kann sie ihnen über dich erzählen?«
    »Was?« Auf die Frage war Ramsey nicht vorbereitet. »Da komm ich nicht mit.«
    »Wenn diese Geschichte wirklich so übel ist, wie er behauptet«, warf Major Sorensen ein, »dann hat Sellars recht – sie werden sie verhören. Und wenn sie so brutal sind, wird die Frau reden. Du solltest über diese Möglichkeit lieber nicht zu genau nachdenken, aber du kannst mir glauben. Du hast ja die Kerle gesehen, die General Yacoubian bei sich hatte. Was weiß sie über dich, Ramsey – über … das alles?«
    Catur Ramsey merkte plötzlich, daß sein Herzschlag zu galoppieren begonnen hatte. Er trat einen Schritt zurück und ließ sich in einen der blanken Metallsessel fallen. Die billigen Servomotoren bemühten sich, den Sitz paßgerecht auf ihn einzustellen, aber gaben auf halbem Wege auf. »O

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