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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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liebsten genetisch umbauen lassen, damit ich mit dir Kinder kriegen kann? Ich trinke zehn Liter Kaffee am Tag, bloß um dir zuzugucken, wie du den Leuten Salatteller auf den Tisch knallst, daher war es ganz nett, dich nackt bei mir in der Wohnung zu haben, und sei es bloß im Nebenzimmer?
    »Ich möchte wirklich furchtbar gern auf diese Party gehen. Meine Freundin macht Haussitter, und die Leute haben gemeint, sie hätten nichts dagegen – es ist ein irrer Schuppen, mit Mauern drumrum, wie ’ne Burg. Und man kann jede Nacht ein Feuerwerk machen. Keine echten, es sind bloß Hologramme oder sowas, aber meine Freundin meint, es war toll.« Sie strich sich eine feuchte Strähne aus den Augen und sah Calliope an. »He, vielleicht möchtest du ja mitkommen. Wie wär’s?«
    Etwas versetzte ihr einen leichten Stich ins Herz. »Liebend gern.« Etwas anderes stach – ihr Gewissen? »Aber ich kann nicht. Nicht heute abend. Ich hab eine dringende Verabredung.« Mach ich mir selbst die Tür vor der Nase zu? fragte sie sich besorgt. »Mit meinem Partner. Meinem Arbeitskollegen. Was Berufliches.«
    Elisabetta betrachtete sie einen Moment lang mit ernstem Blick und machte sich dann wieder daran, ihre Tasche zu durchwühlen. Doch als sie aufschaute, hatte sie ein Lächeln, das sowohl amüsiert als auch ein ganz klein wenig schüchtern war. »He, magst du mich gern?«
    Calliope lehnte sich vorsichtig auf ihrem Stuhl zurück, um mit dem nervösen Fingergetrommel aufzuhören. »Ja, Elisabetta. Doch. Na klar mag ich dich.«
    »Nein, ich meine, magst du mich richtig gern?« Das Lächeln war immer noch schüchtern, aber auch provozierend. Calliope war sich nicht ganz sicher, ob sie nicht irgendwie aufgezogen oder veralbert wurde. »Bist du … bist du an mir interessiert?«
    Weitere Vernebelungstaktik hatte keinen Zweck, so sehr sie dazu versucht war. Nach fast anderthalb Jahrzehnten Polizeiarbeit, in denen sie Vergewaltiger, Räuber und psychopathische Mörder Auge in Auge verhört hatte, mußte Calliope die Feststellung machen, daß ihr nichts zu sagen einfiel. Nachdem für ihr Gefühl dreißig Minuten, wahrscheinlich aber nur drei Sekunden vergangen waren, räusperte sie sich.
    »Ja.« Das war alles, was sie herausbrachte.
    »Hmmm.« Elisabetta nickte und hängte sich die Tasche über die Schulter. Sie schien sich weiterhin still zu amüsieren. »Da werd ich drüber nachdenken müssen.« An der Tür drehte sie sich noch einmal um, diesmal mit einem breiten Lächeln. »Okay, ich mach den Off. Bis bald mal!«
    Die Tür war schon eine ganze Weile zugezischt, aber Calliope saß immer noch wie benommen auf ihrem Stuhl, als ob sie von einem Auto angefahren worden wäre. Ihr Herz hämmerte, obwohl eigentlich gar nichts passiert war.
    Und was in aller Welt mach ich jetzt?
     
    »Von der Idee her«, sagte Stan Chan nach kurzem Schweigen, »wäre das jetzt der Punkt des Gesprächs, wo du mich fragst: ›Und wie ist es bei deiner Besprechung gelaufen, Stan?‹ Nachdem wir jetzt gute zwanzig Minuten über eine Kellnerin geredet haben, an die ich mich nicht erinnern kann.«
    »Ach, Stan, tut mir leid.« Sie starrte auf die Schale mit Knabbergebäck und griff sich dann trotzig die nächste Handvoll. »Wirklich. Ich hab das nicht vergessen. Es ist bloß … Es ist schon so lange her, daß mir sowas passiert ist, keine Zeit, keine Gelegenheit. Ich hatte ganz vergessen, was es mit einem macht, fast wie wenn du dir harte Drogen einpfeifst. Mag sie mich überhaupt, soll ich was drauf geben, was hat die kleine Geste zu bedeuten …? Scheiße, siehst du, ich fang schon wieder an. Erzähl mir, wie es gelaufen ist, bitte. Ich kann mich schon selbst nicht mehr reden hören.«
    »Deshalb sind du und ich auch so ein gutes Team. Wir sind in so vielen Dingen einer Meinung.«
    »Stirb, Schlitzauge.«
    »Mich packst du nie, du tussengeile Pimpinelle.«
    »Ich bin froh, daß wir das mal geklärt haben.«
    Stan nickte vergnügt, dann wurde er wieder ernst. »Ich befürchte, das war das Highlight des Abends.«
    »Das heißt, sie haben nicht angebissen.« Einer der Gründe, warum sie so ausgiebig dem Kellnerinnentratsch gefrönt hatte, war ihr ungutes Gefühl bei dem Gedanken an Stans Treffen mit der Dezernatsleitung.
    »Nicht nur das, sie haben außerdem keinen Zweifel an ihrer Auffassung gelassen, daß zwei Pinscher von der Mordkommission ihre Nasen nicht in Sachen stecken sollten, die ihre Kompetenz übersteigen.«
    »Gemeint ist der

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