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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Real-Killer-Fall.«
    »Bingo.«
    »Hast du ihnen erzählt, was mir zu diesem Sang-Real-Ding eingefallen ist? Die ganze Geschichte mit König Artus und dem Gral?«
    »Ja, und mir wurde mitgeteilt, auf den Gedanken wären sie schon vor langem gekommen, und sie hätten ihn schließlich auf den Müll geworfen. Sie haben Artusspezialisten konsultiert, die Platzreservierungen für den Parsifal überprüft, für den Fall, daß der Kerl ein heimlicher Wagnerfan ist, jeden nur denkbaren Aspekt berücksichtigt. Offen gestanden klingt es, als wären sie einigermaßen gründlich gewesen.«
    »Unterm Strich also lautet die Antwort: ›Verpißt euch!‹«
    »Das ist ein ziemlich treffendes Resümee, Skouros. Sie waren schon einmal zu dem Schluß gekommen, daß die Merapanuisache nichts mit ihrem Serienmörder zu tun hat. Und die Chefin persönlich war auch da – hatte ich das schon erwähnt? Ihres Erachtens ist es viel wahrscheinlicher, daß ein kleiner Ganove wie Buncie ein paar Daten durcheinanderbringt, als daß er Johnny Dread nach der amtlichen Totmeldung nochmal lebend gesehen hat, und außerdem kommt es ihr langsam merkwürdig vor, daß wir soviel Zeit in diesen Fall stecken, denn schließlich ist er fünf Jahre alt und – mit deinen eigenen Worten, als wir ihn bekommen haben, Skouros – ›so tot, daß er schon stinkt‹.« Er zuckte mit den Achseln.
    »Die Chefin …« Calliope beugte sich vor. Die Bilder von Elisabettas Schultern mit glitzernden Wassertropfen verblaßten rasch, als sie begriff, was Stan ihr damit sagen wollte. »O Gott! Heißt das …?«
    Stan nickte. »Leider. Abschließen und vergessen, lautet die Order. Sie wollte wissen, ob wir irgendeinen greifbaren Beweis dafür gefunden hätten, daß unser Johnny noch unter den Lebenden weilt, und ich mußte zugeben, daß wir keinen haben.«
    »Aber … verdammt!« Calliope sackte in sich zusammen. Natürlich gab es keinen, nichts Hieb- und Stichfestes, nicht einmal genug, um den Staatsanwalt einzuschalten. Ihr war, als hätte sie eine Keule in den Magen bekommen. Die ganze Konstruktion war auf Vermutungen aufgebaut, auf abenteuerlichen Spekulationen, wie sie in Tausenden von Netzknoten kursierten. Aber sie wußte, daß es keine reine Spekulation war, daß die Verdachtsmomente eine Grundlage hatten. Und Stan wußte es auch. »Hast du ihr nicht widersprochen?«
    »Klar hab ich.« Einen Moment lang war seine Miene echt verletzt. »Wofür hältst du mich, Skouros? Aber sie hat mich darauf hingewiesen, daß in der Zeit, in der wir uns so hingebungsvoll mit diesem fünf Jahre alten Fall beschäftigen, andere Leute ununterbrochen auf neue und originelle Weise ermordet werden und daß wir ohnehin unterbesetzt sind. Dagegen war schwer was zu sagen.«
    »Sicher. Tut mir leid, Stan. Du hast es dir anhören müssen, nicht ich.« Mit finsterer Miene fischte sie einen Eiswürfel aus ihrem Glas und zog mit ihm eine feuchte Spur über den Tisch. »Ganz gut, daß ich nicht mit war. Ich hätte wahrscheinlich einen Schreikrampf gekriegt.«
    »Und, hast du sonst was Nützliches mit deinem Nachmittag angestellt? Außer Leute bei dir zum Duschen eingeladen?«
    Das saß. Dabei hatte sie sich trotz der vielen unbezahlten Überstunden in letzter Zeit ein Gewissen aus der halben Stunde gemacht, die sie früher gegangen war, um Elisabetta am Ende ihrer Schicht im Bondi Baby abzupassen. »Ich hab nicht den ganzen Tag daran rumlaboriert, mit jemandem ins Bett zu steigen, Chan, das kannst du mir glauben. Aber wenn sie uns Merapanui wegnehmen wollen, hat es nicht viel Sinn, darüber zu reden, was ich herausgefunden habe, denn viel ist es nicht.«
    »Nicht wegnehmen wollen – weggenommen haben.«
    »Du meinst… ab sofort?«
    »Ab achtzehn Uhr heutigen Tages sind wir neu eingeteilt.« Stan ließ nicht häufig Gefühle erkennen, aber jetzt schien Blei in seine Züge zu fließen. »Aus und vorbei, Calliope. Tut mir leid, aber die Anweisung war unmißverständlich. Merapanui wandert endgültig in den Stapel ›Wiederbelebung verboten!‹, und am Montagmorgen dürfen wir uns in die neuesten Scheuß- und Scheißlichkeiten auf unsern Straßen und Gassen stürzen.« Er verzog das Gesicht zu einem trostlosen Grinsen. »Wir hätten den Fall geknackt, Partner. Wir hatten nur nicht genug Zeit.«
    »Scheiße.« Calliope wollte nicht vor Stan in Tränen ausbrechen, aber trotzdem brannten ihr die Augen vor ohnmächtiger Wut und Enttäuschung. Sie knallte den Eiswürfel auf den Tisch; er glitschte ihr aus

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