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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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was du sagst, Paul – es ist immerhin etwas.«
    Sie wickelte sich fester in ihre Decke ein, und Florimel tat das gleiche. Paul wandte sich T4b zu.
    »Javier? Du hast nicht gerade viel gesagt.«
    Der Angesprochene hatte immer noch nicht viel zu sagen. Er schlief offensichtlich schon eine ganze Weile.

Kapitel
König Johnny
    NETFEED/NACHRICHTEN:
    Jiun hätte kein Staatsbegräbnis gewollt, meinen die Erben
    (Bild: Jiun bei der feierlichen Gründung der asiatischen Prosperitätszone)
    Off-Stimme: Nach Auffassung der Erben von Jiun Bhao ist das geplante Staatsbegräbnis für Asiens einflußreichsten Finanzmagnaten unschicklich.
    (Bild: Neffe Jiun Tung auf einer Pressekonferenz)
    Jiun Tung: »Er war ein sehr bescheidener Mensch, die Verkörperung der konfuzianischen Werte. Er hätte nicht mehr gewollt, als was einem Mann in seiner Stellung zukommt.«
    (Bild: Jiun bei einem Treffen mit einer Gruppe Bauern)
    Off-Stimme: Manche Beobachter sind der Meinung, daß die Familie bescheidener ist, als es ihr verstorbener Patriarch in Wirklichkeit war, und daß der eigentliche Grund ihrer Ablehnung die Erwartung des Staates ist, die Familie Jiun werde sich in großem Umfang an den Kosten der pompösen Trauerfeier beteiligen.
     
     
    > Calliope trommelte mit den Fingern auf den Küchentresen. Schluß mit Koffein, ein für allemal! Nur noch oktanfreie Sorten! Ab morgen. Oder übermorgen.
    Jedes Geräusch von nebenan erschien ihr lauter, als es war. Es war ganz merkwürdig, jemand anderen in ihrer Wohnung zu hören. Calliopes Mutter verließ ihr Häuschen nur höchst ungern, weil ihr vor Menschenmassen und ungewohnten Orten graute. Stan war schon seit Monaten nicht mehr dagewesen, hauptsächlich weil sie bei der Arbeit ständig zusammenklebten. Selbst befreundete Kollegen wollten nicht auch noch die Freizeit zusammen verbringen.
    Calliope hatte gerade beschlossen, sich zur Bekämpfung der Kaffeewirkung einen Drink einzuschenken – obwohl, so aufgedreht, wie sie war, brauchte sie wahrscheinlich ein Morphiumderivat, um sich zu beruhigen –, als die Schlafzimmertür plötzlich aufging. Elisabetta, die angebetete Kellnerin, lehnte im Türrahmen, die ganze tätowierte Herrlichkeit nur mit einem gelben Handtuch verhüllt. Mit einem zweiten Handtuch winkte sie Calliope zu. »Ich hab mir noch eins für die Haare genommen. Ist das gebongt?«
    Kriminalmeisterin Calliope Skouros konnte nur nicken. Die leichtgeschürzte Erscheinung verschwand wieder im dampfigen Schlafzimmer. Herr im Himmel, war das Mädchen schön! Nicht äußerlich perfekt wie ein Model, aber knackig und nur so berstend vor Jugend und Leben.
    Hab ich auch mal so ausgesehen? Hatte ich auch dieses Leuchten, einfach weil ich soundso alt war? Oder vielmehr, weil ich noch nicht soundso alt war?
    Hör auf, Calliope! So furchtbar alt bist du gar nicht, du arbeitest nur zuviel. Und du ißt zuviel Scheiß. Mach was aus deinem Leben, wie Stan immer sagt. Mach Fitness. Du hast gute Knochen.
    Während sie den zweifelhaften Wert von guten Knochen begrübelte, womit ihre Mutter ihr immer Mut gemacht hatte, wenn Calliope sich in jüngeren Jahren ganz besonders unattraktiv fand, tauchte Elisabetta wieder aus dem Schlafzimmer auf, ein Handtuch um den Kopf geschlungen, im übrigen jetzt mit einem schwarzen Stricktop und schwarzen Chutepants mit leuchtend weißen Einsätzen an den Nähten bekleidet.
    »Die ist so …« Sie deutete auf die seidige Hose. »Klar, ich weiß, daß die satt endy ist, aber sie ist so viel bequemer als dieser Latexscheiß.«
    »Endy…?« fragte Calliope, obwohl sie genau wußte, daß sie damit nur ihre offizielle Muttchenhaftigkeit bestätigte.
    Elisabetta grinste. »Von trendy. Heißt altmodisch. ’ne Freundin von mir sagt das immer.« Sie nibbelte sich noch einmal kurz übers Haar, dann drapierte sie das Handtuch feierlich über die Türklinke. Was für eine Anfang zwanzig, überlegte Calliope, wahrscheinlich gleichbedeutend war mit »keinen Saustall hinterlassen«.
    »Echt nett von dir, daß ich bei dir duschen durfte. Bis zu mir nach Hause ist es voll weit, und bei dem Verkehr …« Sie bückte sich nach ihrer Tasche, kam wieder hoch. »Ach, und danke auch für den Drink.«
    »Keine Ursache. War mir ein Vergnügen.« Calliope sann über eine zusätzliche Bekräftigung nach, aber kam auf nichts, was sich beim inneren Vorsagen nicht total bescheuert anhörte. Ich bin gern mit dir zusammen und hab die ganze Zeit verrückte Phantasien von dir? Ich würd mich am

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