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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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glauben: Die Zeit ist kurz. Alles verändert sich rasch. Das ganze Gralssystem ist extrem instabil und droht zusammenzubrechen.«
    »Aber das ist doch gut, oder?«
    »Nein. Nicht solange noch die Gesundheit von Kindern in irgendeiner Form von diesem Netzwerk beeinflußt wird. Nicht solange noch Menschen, die ich in meinen Krieg hineingezogen habe, darin gefangen sind. Ein Junge ist bereits gestorben, während wir alle nur hilflos warten konnten. Willst du den gleichen Anruf bei den Eltern von Salome Fredericks machen?«
    »Nein. Lieber Himmel, natürlich nicht. Aber welchen Nutzen könnte ich für dich haben?«
    »Je mehr ich darüber nachdenke, um so mehr will mir scheinen, daß Olga Pirofsky unsere einzige Hoffnung ist. Ich habe alles versucht, was ich mir vorstellen kann, um in das System einzudringen. Ich habe sogar die Verbindungen meiner Freiwilligen in der Außenwelt angezapft, und obwohl ich mich daran anschließen kann, gibt es dennoch etwas, das mich daran hindert, auf diesem Wege am Sicherheitssystem vorbei in das Netzwerk zu kommen.«
    »Was in Gottes Namen soll dann Olga Pirofsky ausrichten? Sie ist bloß eine nette Frau, die Stimmen hört.«
    »Wenn sie ihren Plan in die Tat umsetzt, kann sie vermutlich eine ganze Menge ausrichten. Was wir an diesem Punkt brauchen, könnte sie uns unter Umständen verschaffen – Zugang zu Felix Jongleurs Privatsystem.«
    Ramsey riß die Augen auf. »Felix Jongleurs …«
    »Wenn es jemanden gibt, der die Abwehr des Netzwerks umgehen kann, dann ist es der Mann, der das Ding geschaffen hat. Wenn es etwas gibt, das uns in das Otherlandnetzwerk hinein und damit wieder in Kontakt zu den Leuten bringen kann, deren Leben durch meine Schuld in Gefahr ist, dann wird es sich in Jongleurs System finden.«
    »Aber Olga …? Du brauchst keine betuliche ältere Dame, du braucht sowas wie … herrje, was weiß ich, eine Spezialeinheit! Einsatzkommandos! Das ist eine Aufgabe für Major Sorensen, nicht für eine Kinderunterhalterin.«
    »Nein, es ist eine Aufgabe gerade für jemanden wie Olga. Major Sorensen wird uns noch viel nützen können, das kann ich dir versichern, wir werden seine ganze militärische Erfahrung dringend nötig haben. Aber niemand wird bei Nacht zu Jongleurs Insel hinüberschwimmen, der Aufmerksamkeit seiner Privatarmee entgehen und außen an seinem Hochhaus hinaufklettern wie irgendein Agentenheld. In diese feindliche Festung kommt nur jemand, der offiziell Zutritt hat.«
    »Offiziell Zutritt? Sie hat ihre Stelle gekündigt, Sellars. Sie arbeitet nicht einmal mehr für die. Meinst du etwa, sie werden sagen: ›Oh, wie toll, eine empörte ehemalige Mitarbeiterin und Frührentnerin, die Stimmen hört! Na klar, die bringen wir sofort zum Boß!‹ Das ist doch Wahnsinn!«
    »Nein, Decatur, ich glaube nicht, daß es so laufen wird. Wir würden das auch gar nicht wollen. Aber es gibt Leute, die ständig in den Gebäuden dort ein- und ausgehen, ohne daß jemand Notiz von ihnen nimmt. Hunderte von Putzfrauen zum Beispiel, größtenteils arme Frauen aus anderen Ländern. Olga Pirofsky hat mehr Chancen, mit einem Staubsauger bewaffnet dort hineinzukommen, als Major Sorensen mit einem Panzer.«
     
    Eine halbe Stunde später war aus Ramseys Skepsis zwar nicht gerade begeisterte Zustimmung geworden, aber sie war zumindest einer dumpfen Schicksalsergebenheit gewichen. »Aber ich begreife immer noch nicht, warum ich?«
    »Weil ich nicht alles tun kann und weil der Druck auf mich wahrscheinlich noch weiter zunehmen wird, bevor das Ende kommt, wie auch immer das Ende aussehen mag. Frau Pirofsky wird ständiger Überwachung, Unterstützung, Ermutigung bedürfen. Sorensen wird bei vielen der technischen Probleme nützlich sein können, und ich werde bei anderen helfen, aber sie wird sich, bildlich gesprochen, in das Labyrinth hineinbegeben, wo der Minotaurus lauert. Sie wird jemanden am anderen Ende des Garnknäuels brauchen – na ja, jetzt übertreibe ich es wohl mit meinen mythologischen Anspielungen. Jedenfalls bist du von uns allen der einzige, den sie kennt und dem sie vertraut. Wem mehr?«
    »Du gehst davon aus, daß sie sich nochmal bei mir meldet«, sagte Ramsey mit einem bitteren Beiklang in der Stimme. »Das ist eine kühne Voraussetzung.«
    Sellars stieß einen leisen Seufzer aus. »Decatur, wir können nur planen, was in unserer Macht liegt. Ansonsten müssen wir hoffen.«
    Ramsey nickte, aber das alles behagte ihm gar nicht. Am allerschlimmsten war die Erkenntnis,

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