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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Wand ein rasselnder Ton. Er wurde höher, schwoll zu einem schrillen Heulen an, dann sank er wieder ab. »Gut. Jetzt kann jemand das Feuer anzünden.«
    Del Ray, der trotz seines Zustandes mithalf, sah erst Jeremiah, dann Joseph an. »Anzünden? Wie denn?«
    Müdigkeit sprach aus Sellars’ Stimme. »Gibt es nichts, was ihr nehmen könntet? Der Stützpunkt ist alt, bestimmt hat jemand ein Feuerzeug liegenlassen, irgend etwas?«
    Joseph und die anderen schauten sich um, als ob so ein Etwas auf magische Art erscheinen könnte.
    »Im Notstarter für den Generator ist noch ein bißchen Benzin«, meinte Jeremiah. »Ein Funke würde schon ausreichen. Einen Funken müßten wir doch zustande bringen, oder?«
    »Ich nehme an, daß ihr in die Drähte in der Monitorkonsole schneiden könnt«, sagte Sellars. »Das sind die einzigen, an die ihr ohne weiteres herankommt…«
    »Momentchen!« Joseph richtete sich auf. »Ich weiß was. Long Joseph wird das Kind schon schaukeln.« Er drehte sich um und eilte in den Raum, in dem er schlief.
    Er hatte Renies Sachen in einen Kasten getan, um sie ordentlich für sie aufzuheben, bis sie wieder aus dem Tank kam. Er durchwühlte die Taschen und entdeckte zu seiner großen Freude ihre Zigaretten. Doch trotz allem Suchen konnte er kein Feuerzeug finden. Sein Hochgefühl verging.
    »Scheiße«, sagte er und ließ die Sachen zurück in den Kasten fallen. Er starrte die Zigaretten an und fragte sich dumpf, wie Renie wohl ohne sie zurechtkam. Konnte man in dieser Computerwelt, wo sie war, rauchen?
    Wenn nich, geht sie bestimmt die Wände hoch, dachte er. Andererseits bin ich in der wirklichen Welt und krieg keinen Wein, also wer is jetzt schlimmer dran?
    »Gute Idee«, sagte jemand in der Tür.
    Joseph blickte auf und sah Del Ray. »Kein Feuerzeug, keine Streichhölzer.«
    Der jüngere Mann war einen Moment perplex, dann lächelte er. »Ist nicht nötig. Die sind selbstentzündend.«
    Joseph gaffte das Zigarettenpäckchen an, und in seine Erleichterung mischte sich ein leises ärgerliches Bedauern, daß er sich von einem, der so alt war wie seine Tochter, so etwas Wichtiges sagen lassen mußte. Er holte tief Luft und schluckte die bissige Bemerkung hinunter, die ihm auf der Zunge gelegen hatte. Er warf Del Ray die Zigaretten zu und folgte ihm zu dem improvisierten Scheiterhaufen.
    Kaum war der Zündstreifen gezogen, glomm das Ende der Zigarette auf. Del Ray warf sie auf die kniehoch aufgehäuften Papiere und Lappen. Gelbe Flämmchen züngelten auf, und nach einer halben Minute brannte ein ansehnliches Feuer. Als Joseph und die anderen mehr von den leicht brennbaren Sachen obendrauf warfen, stieg eine zusehends größer werdende Rauchwolke auf. Der Summton des Entlüfters wurde tiefer, und der Rauch wurde zur Wandöffnung hingesaugt.
    »Langsam.« Sellars’ körperlose Stimme war über das Prasseln des Feuers hinweg schwer zu verstehen. »Es muß erst sehr heiß brennen, bevor ihr Kunststoff oder Gummi drauftun könnt.«
    Joseph begab sich zu den Monitoren. Die Männer oben neben dem Fahrstuhlschacht hackten und schaufelten mit unvermindertem Eifer und waren jetzt fast bis zur Taille in dem Loch versunken. Der Weiße, der den Fortgang ihrer Arbeit beobachtete, hatte eine Zigarre im Mundwinkel.
    »Du wirst deinen Rauch noch kriegen, du häßlicher Vogel«, zischte Joseph, bevor er zu den anderen zurückging und wieder mithalf.
    Nach zwanzig Minuten waren die Flammen so hoch wie Long Joseph und das ganze Feuer mehrere Meter breit, und nur der Entlüfter, der inzwischen wie ein startendes kleines Flugzeug brüllte, verhinderte, daß sie an den grauen Rauchwolken erstickten.
    »Jetzt die Pfannen mit Öl«, wies Sellars sie an. »Und dann können langsam die Gummimatten kommen.«
    Jeremiah und Joseph griffen sich jeder einen Besenstiel und schoben damit die Bratpfannen voll Maschinenöl ins Innere der Feuersbrunst. Del Ray warf einen Großteil der Sachen, die sie beiseitegelegt hatten, auf den Haufen. Der Rauch und auch die Flammen selbst veränderten die Farbe: Die aufwallende und in den Luftschlitz gesaugte Wolke war jetzt gewitterschwarz, und selbst durch den feuchten Lappen hindurch, den er sich über Mund und Nase gebunden hatte, wurde Joseph von dem Geruch leicht dun. Auch seine Augen brannten; die Schutzbrillen, die sie in einem Schrank gefunden hatten, waren uralt und paßten schlecht. Er trat zurück und sah zu, wie Jeremiah und Del Ray die letzten Kisten mit Kunststoff und Gummi auf den

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