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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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brennenden Berg schleuderten. Die Flammen schlugen so heftig, daß die drei über die große Fläche zurückgetrieben wurden, die sie auf dem Betonboden freigeräumt hatten, und dabei in einem fort husten mußten.
    Ohne das Saugdings da, dachte Joseph, während die dicken, pechschwarzen Wolken, die eher feststofflich als gasförmig wirkten, im Luftkanal verschwanden, würden wir alle krepieren. Plötzlich begriff er, was Sellars vorher mit ›riskant‹ gemeint hatte. Wenn der Strom ausfiel, wenn die heiße schwarze Wolke die Entlüftungsanlage irgendwie abwürgte, würde der ganze Qualm zu ihnen zurückkommen. Dann hatten sie die Wahl, entweder zu ersticken oder die gepanzerten Fahrstuhltüren zu öffnen und vor die Gewehrmündungen der Killer zu stolpern.
    Die schwarze Masse überstieg langsam die Leistungskraft des Entlüfters, sie schlug nach hinten um und verbreiterte sich wie eine Gewitterwolke. In Joseph stieg die Angst auf.
    »Wo is der verdammte Kerl?« rief er. Jeremiah und Del Ray waren zu sehr mit Husten beschäftigt, um ihm zu antworten. In einem Anfall von ungewöhnlicher Weitsicht drehte Joseph sich um und prägte sich den Standort der V-Tanks ein, damit er sie finden und die darin Eingeschlossenen herauslassen konnte, falls der Strom ausging. Nachdem seine Gedanken die ganze Zeit nur ums Feuermachen gekreist waren, wurden sie jetzt verworren und panisch. »Sellars oder wie du heißt! Was machst du, Mann? Wir ersticken hier!«
    »Entschuldigt«, summte die Stimme. »Ich mußte den Feueralarm desaktivieren. Ich bin jetzt soweit.«
    Du hast leicht reden, dachte Joseph. Du mußt nich hier unten um Atem ringen.
    Er und die anderen versammelten sich keuchend um den Monitor. Das Röhren des Entlüfters blieb konstant, aber es gab eine Folge von fernen Gongtönen, als ob jemand mit einem Hammer auf ein Metallrohr schlug. Im nächsten Moment fühlte Joseph, wie sich der Druck im Raum veränderte, nicht so stark, daß ihm die Ohren knackten, aber doch deutlich spürbar. Die schwarze Rauchsäule schwankte und krümmte sich wieder zur Wand hin. Auch der übrige Qualm, den der Entlüfter vorher nicht bewältigt hatte, wurde langsam davon angesaugt, als ob der Berg selbst einatmen würde.
    »Seht«, sagte Sellars.
    Zunächst blieb die Szene am Monitor unverändert: Die Spitzhacken gingen weiter auf und nieder, und der weiße Mann mit der Zigarre - Klekker hatte Sellars das Burenschwein genannt, den Namen wollte Joseph sich merken – beugte sich herunter und sagte etwas. Da hob Klekker den Kopf wie ein Tier, das in der Ferne einen Schuß hört. Gleich darauf wurde das Bild dunkel. Im ersten Moment dachte Joseph tatsächlich, der Monitor sei ausgefallen.
    Auf dem winzigen Bildschirm, ohne Ton, wirkte das Ganze völlig unwirklich. Mit einemmal sprangen die Männer auf dem nachtfinsteren Bild wie von der Tarantel gestochen aus der Grube. Einer sackte auf die Knie und erbrach sich würgend, doch bevor Joseph erkennen konnte, was mit ihm geschah, wurde der Monitor fast vollkommen schwarz.
    Sämtliche Bildschirme der Etage verdüsterten sich von dem Rauch, der aus der Wandöffnung neben dem Fahrstuhl quoll. Joseph erhaschte nur kurze Blicke auf die Männer, wie sie stolperten, hinfielen, auf allen vieren zum Ausgang krabbelten.
    »Verreckt, ihr Schweine!« schrie er. »Mein Haus abbrennen, was? ’nen armen Computerfutzi erschießen, den ihr nich mal kennt? Ersticken sollt ihr alle und verrecken!«
    Aber soweit sie erkennen konnten, verreckten sie nicht, wenigstens nicht alle. Die Monitore übertrugen ihre Flucht ins nächste Geschoß und ihre verzweifelten Versuche, die Tür hinter sich dichtzumachen, doch Sellars leitete die Gase und den Qualm anscheinend auch auf diese Ebene, denn die Gangster waren abermals gezwungen zu fliehen.
    Vier von ihnen kamen schließlich zum großen Tor des Stützpunkts hinaus. Die Außenkamera daneben zeigte, wie die kleinen, stummen Gestalten an die Luft taumelten und zu Boden fielen wie Schiffbrüchige, die wider Erwarten doch noch das Land erreicht hatten.
    »Vier«, zählte Del Ray. »Einer von ihnen hat es also nicht geschafft. Das ist immerhin etwas.«
    »Die übrigen werden ziemlich lange nicht mehr auf die Ebene zurückkönnen, wo sie gegraben haben«, meinte Sellars. Er klang nicht gerade freudig, aber eine gewisse grimmige Befriedigung schwang in seiner Stimme. »Sie hatten vorher alle Türen aufgemacht und festgestellt, wahrscheinlich um sicherzugehen, daß wir sie nirgends

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