Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
Pipifaxwelt umkommen …
    Ein feuchtes Bellen aus nächster Nähe ließ ihn erstarren. Er wirbelte herum und sah zwei der Kreaturen auf einem Felsvorsprung direkt über ihm hocken, die schiefen Mäuler aufgerissen und vor Aufregung sabbernd. Sie hatten einen schnelleren Weg am Hang gefunden und ihn seitlich überholt.
    Die vorderste beugte sich über den Rand der Felsplatte, die langen Beine neben dem Kopf hochgezogen wie eine haarige Mitternachtsgrille. Paul konnte gerade noch entsetzt aufschreien, da stieß sich die Bestie auch schon zu einem mächtigen Sprung ab.
    Zu seiner vollkommenen Verblüffung verfehlte sie ihn, ja schien sogar in der Luft einen Haken zu schlagen und die Richtung zu wechseln. Sie plumpste ihm schwer vor die Füße, schlaff wie ein Mehlsack, und rutschte ein paar Meter bergab, bevor sie bewegungslos liegen blieb. Das zweite Monster sprang genau in dem Moment, als der Knall des Schusses, der das erste getötet hatte, Pauls Ohren erreichte.
    Die zweite Bisonspinne kam knapp oberhalb von ihm auf und konnte sich noch hochdrücken und nach ihm schnappen, ehe etwas an seinem Ohr vorbeizischte wie eine Peitsche und in die zottige Brust einschlug, so daß Paul über und über mit Blut bespritzt wurde.
    Der unsichtbare Schütze nahm jetzt die große Meute der Angreifer weiter oben am Hang aufs Korn. Kugeln prallten von Felsen ab und ließen Erdfontänen aufstieben, doch fast ebensoviele trafen ihr Ziel, und Sekunden später kullerte ein halbes Dutzend der Kreaturen den Hang hinunter, während die übrigen blubbernde Schreckensschreie ausstießen und die Augen rollten.
    »Runter!« Paul stürzte vor, riß T4b zu Boden und preßte sich dann seinerseits flach auf die Erde, während die Schüsse ihre Verfolger weiter dezimierten. Er konnte den Kopf gerade weit genug zur Seite drehen, um den Rücken der in der Nähe liegenden Florimel zu sehen. Er hoffte inständig, daß sie nicht getroffen war und daß Martine weiter vorn ebenfalls in Deckung gegangen war.
    Aus der Jagd auf ihr Abendessen und dessen praktisch unvermeidlicher Erlegung war für die Spinnenbisons ein Horrorszenario geworden. Die noch übrigen eilten in wilder Flucht den Hang hinauf und ließen ihre Toten und Verwundeten einfach liegen; manche Leichen hüpften noch einmal kurz, wenn sie eine Kugel abbekamen. Wäre Paul nicht so müde und erschüttert gewesen, daß er sich kaum mehr an seinen Namen erinnerte, hätte er ein lautes Triumphgebrüll erhoben.
    Die letzten Schüsse pfiffen hinter den überlebenden Bestien her, bis sie im Schatten der Felsen hoch oben verschwunden waren, dann war es still am Berg.
    »Was …?« krächzte Florimel. »Wer …?«
    Paul wartete, aber es kam kein Warn- oder Begrüßungsruf. Er setzte sich hin und hielt vorsichtig Ausschau nach der Herkunft der Schüsse, doch außer der mittlerweile ziemlich dunklen Bergflanke konnte er nichts erkennen. »Ich weiß nicht. Ich hoffe bloß, sie sind auf unserer Seite…«
    »Da«, sagte Martine und streckte die Hand aus.
    Zweihundert Meter tiefer, nahe einem Haufen recht wacklig aufeinanderliegender Felsen, bewegte sich ein Licht. Jemand schwenkte eine Laterne, signalisierte ihnen. Es war nur ein kleines, blasses Geflacker, das kaum vom letzten Abendrot abstach, doch in dem Moment kam es Paul vor wie ein Strahl vom Himmel.
     
    Die Person, die die Laterne hielt, war klein. Ein Tuch und ein tief nach vorn gezogener Hut verbargen das Gesicht fast ganz, und der lange, wallende Mantel schien für die schmächtige Statur zu groß zu sein, aber dennoch war Paul überrascht, als ihm die helle Stimme einer Frau entgegentönte.
    »Bleibt da stehen«, sagte sie mit einem breiten, altertümlichen Dialekt. »Hier sind ein paar Gewehre auf euch gerichtet, und falls ihr euch nicht einbildet, ’ner Kugel eher zu entkommen als den Biestern da oben, schlage ich vor, ihr erzählt uns, was ihr hier zu suchen habt.«
    »Suchen?« Florimel war völlig erledigt, und ihre Nerven waren so aufgerauht wie ihre Stimme. »Was würdest du suchen, wenn solche Monster hinter dir her wären? Die wollten uns fressen!«
    »Ja, genau«, pflichtete Paul bei. »Und wir sind euch sehr dankbar, daß ihr sie vertrieben habt.« Er überlegte, was er sonst noch sagen konnte; er war so erschöpft, daß er das Gefühl hatte, jeden Augenblick umzukippen. »Bitte nicht schießen. Sollen wir die Hände hochnehmen?« Das war so ziemlich das einzige, woran er sich aus Netzwestern noch erinnern konnte.
    Die Frau trat ein

Weitere Kostenlose Bücher