Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
paar Schritte auf sie zu und hielt dabei die Laterne hoch, die jetzt die Hauptlichtquelle am Berg war. »Haltet euch ruhig, damit ich einen Blick auf euch werfen kann.« Sie musterte Paul und seine Gefährten kritisch, dann rief sie über die Schulter: »Scheinen normale Leute zu sein. Halbwegs.«
    Jemand hinter den Felsen rief etwas zur Antwort, das Paul nicht verstehen konnte, aber das allem Anschein nach eine Zustimmung war. Die Frau winkte ihnen mit der Laterne, näherzutreten.
    »Keine falsche oder hastige Bewegung!« sagte sie, als Paul und die anderen auf sie zugestolpert kamen. »Die Jungs haben einen langen Tag hinter sich, aber wenn’s sein muß, lassen sie auch gern noch’n paar ins Gras beißen.«
    »Rumgezicke, blödes«, knurrte T4b ärgerlich. »Paßt mir nicht, der Fen-fen.«
    »Das hab ich gehört.« Die Stimme der Frau war eiskalt geworden. Eine bleiche Hand kam aus dem weiten Ärmel hervor und richtete eine kleine Pistole auf T4b. »Um mit dir fertigzuwerden, Jüngelchen, brauch ich Billy und Titus nicht, das kann ich sehr gut selber besorgen.«
    »Himmel, nein!« rief Paul. »Er hat’s nicht so gemeint! Er ist bloß ein dummer Junge. Entschuldige dich, Javier.«
    »Seyi-lo oder was! Ich soll…?«
    Martine packte ihn am Arm und riß ihn herum. »Entschuldige dich, du Idiot!«
    T4b starrte auf die Mündung des Derringers, dann schlug er die Augen nieder. »’tschuldigung. Bin total alle, äi. Die Viecher wollten uns exen, tick?«
    Die Frau schnaubte. »Halt dein loses Mundwerk im Zaum, Junge. Ich bin vielleicht keine feine Dame, aber ein paar da drinnen sind welche, von den Kindern ganz zu schweigen.«
    »Es tut uns sehr leid«, beteuerte Paul. »Wir dachten, wir würden alle in diesem Nest da oben sterben.«
    Die Augenbrauen der Frau gingen hoch. »Ihr seid aus einem von den Nestern raus?« sagte sie. »Na, nicht schlecht. Das wird meinen Mann interessieren, wenn’s denn stimmt.«
    Paul hörte T4bs grimmiges Schnaufen und warf ihm einen scharfen Blick zu. »Es stimmt. Aber ohne eure Hilfe hätten wir es nicht geschafft.«
    »Das könnt ihr Billy und Titus sagen, wenn ihr reingeht«, erwiderte sie und deutete dabei auf eine Lücke zwischen zwei aufrechten Felsen. »Die haben die meiste Schießarbeit gemacht.«
    Paul zog den Kopf ein und trat in den flackernden Flammenschein eines ansonsten stockdunklen Raumes, der im ersten Moment so sehr dem Spinnenbau glich, daß er schon einen gräßlichen Hinterhalt befürchtete.
    »Annie hat selber ’ne sichere Hand mit der Büffelbüchse«, ließ sich jemand hinter ihm vernehmen. Paul fuhr herum. »Schießt jedenfalls besser, als sie tanzt. Laßt euch von ihr bloß nichts anderes weismachen.« Der Mann, der das gesagt hatte, hatte lange blonde Haare und ein mit Flecken besprenkeltes Gesicht, in denen Paul erst nach einer Weile Pulverspuren erkannte. Mehrere andere standen hinter ihm im Schatten, wo das Licht des Feuers kaum mehr hinkam.
    »Das ist Billy Dixon«, sagte die Frau, als sie und Pauls Freunde nacheinander dazutraten. Die Höhle stach weit ins Innere des Berges hinein, aber über dem Eingang war vor langer Zeit ein Felsrutsch niedergegangen. Offensichtlich hatten diese Leute für ihre Festung eine gute Wahl getroffen – nur wenige Ritzen zwischen den großen Felsbrocken ließen einen Blick auf den Abendhimmel zu. »Billy könnte gut und gern der beste Schütze unter der Sonne mit dem Sharps-Karabiner sein – das würde sogar mein Mann zugeben.«
    Dixon, dessen breites Gesicht ein dünner Schnurrbart und die ersten Anfänge eines richtigen Bartes zierten, verzog den Mund zu einem Grinsen, aber sagte nichts.
    »Und ich heiße Annie Ladue«, fuhr die Frau fort, wobei sie das Halstuch abnahm. Sie hatte ein spitzes Kinn und große, schwerlidrige Augen, und man hätte sie hübsch nennen können, wenn sie nicht so schlechte Zähne gehabt hätte und eine unschöne waagerechte Narbe auf einer Backe. »Wenn ihr euch anständig aufführt, werden wir uns vertragen. Titus«, rief sie über die Schulter, »was ist draußen los?«
    »Nichts«, antwortete eine tiefe Stimme. »Kein einziger nich von dem Kroppzeug zu sehen, bloß die toten.« Ein hochgewachsener Schwarzer mit einem sehr langen Gewehr schwang sich von einem höheren Platz zwischen den Felsen herunter, einem Beobachtungsposten, vermutete Paul. Er landete direkt neben ihnen.
    »Und das ist Titus. Er hat das Langhaxvieh durchsiebt, das auf Sie runtergesprungen ist und Ihnen ’nen Haar- und

Weitere Kostenlose Bücher