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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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gerade, wie ihm der erste Hauch frischer Luft von außen ans Gesicht wehte, da schrie Florimel von hinten, die Biester seien schon in den Durchgang eingedrungen.
    Paul hievte sich oben aus dem Loch ins Freie und schnappte gierig nach Luft. Da er Martine und den anderen hinaushelfen mußte, konnte er sich nur kurz umschauen, doch was er sah, machte ihm keinen Mut. Sie befanden sich an einem nahezu kahlen felsigen Abhang, vielleicht tausend Meter über einer Talsohle, die schon im Abendschatten versank. Der Gipfelgrat des Berges war viel näher, hätte aber einen schwierigen Aufstieg über schroffes Gestein und loses Geröll erfordert.
    »Wir müssen nach unten«, keuchte er, während er und Martine Florimel über den Rand des Loches schleiften. Hinter ihr brabbelte T4b zusammenhanglose Wortfetzen und hätte in seiner Eile, nach draußen zu kommen, die ältere Frau beinahe den steilen Abhang hinunter in den sicheren Tod gestoßen.
    »Hängen mir voll im Nacken, äi«, japste er. »Ham mich gleich.«
    »Los«, sagte Paul. »Vielleicht verfolgen sie uns im offenen Gelände nicht.«
    Er glaubte selbst nicht wirklich daran, und nachdem sie ein Stück bergab gesprungen und gerutscht waren, erwies sich die Hoffnung als vergebens. Eine Horde der Spinnenbisons ergoß sich aus dem Loch über den Hang. Sie glucksten und schnatterten aufgeregt und blickten sich kurzsichtig um, bis einer von ihnen Paul und die anderen erspähte. Sogleich wogte die ganze struppige Meute den Berg hinab wie Termiten, die aus einem gespaltenen Baumstamm quollen.
    Paul zog den Revolver und zielte auf die Verfolger. Von der Wucht der Detonation prallte er zurück und taumelte gegen T4b, so daß die beiden fast den Hang hinuntergepurzelt wären, doch obwohl die vordersten Bestien vor dem Schuß zurückzuckten und damit das ganze Rudel einen Moment lang durcheinanderbrachten und aufhielten, ging keine zu Boden.
    Paul drehte sich um und hastete wieder hinter seinen Gefährten her. Er war sich ziemlich sicher, daß er alle Kugeln verschossen hatte, und der Revolver in der Hand behinderte ihn auf der halsbrecherischen Flucht, doch die Vorstellung, dem Ansturm dieser haarigen Ungeheuer nur mit den bloßen Händen zu begegnen, war ihm unerträglich. Wenn das Ding leer war, würde er es als Hammer benutzen.
    Bevor sie mich kriegen, schlage ich ein paar von diesen häßlichen eingedrückten Fratzen ganz ein. Selbst in seinen eigenen Ohren klangen diese Worte wie erbärmliches und sinnloses Maulheldentum.
    Martine lief jetzt an der Spitze, doch Paul ganz hinten hatte kaum die Zeit, sich zu fragen, wie klug es wohl war, einer Blinden die Führung zu überlassen. Der Boden war denkbar heikel, überall lose Steine und flache Erdplacken; er konnte nur beten, daß Martine mit ihren eigenartigen Kräften auf solchem Gelände eine bessere Führerin war als jemand anders. Jeder eilige Schritt drohte eine Lawine auszulösen: Mal wollte Paul sich Halt suchend an T4bs Schultern festklammern, mal hätte er ihn seinerseits am liebsten gestützt, wenn der junge Bursche auf Geröllabschnitten kleine Felsrutsche lostrat. Florimel litt sichtlich Schmerzen und kam nur schlecht voran, doch ihr relativ langsames Tempo war bei diesem mühsamen Geschlidder bergab weniger hinderlich, als wenn sie zu ebener Erde geflohen wären. Trotzdem mußte Martine alle paar Schritte stehenbleiben und der Deutschen zur nächsten halbwegs trittfesten Stelle hinüberhelfen.
    Paul traute sich nicht, die Augen vom Abhang vor ihm zu nehmen, aber als die Verfolger plötzlich ein großes Geheul anstimmten, einen schrillen Chor, der sich beinahe wie Panik anhörte, mußte er sich umdrehen. Mehrere der Monster waren zu rasch über eine Geröllhalde gehoppelt, die Paul und seine Gefährten schon locker getreten hatten, und ins Rutschen gekommen. Der Untergrund brach unter ihnen weg, und in einem Hagel von Steinen und Erdbrocken sausten sie pfeifend und kreischend talwärts. Einen Moment lang glomm in Paul eine schwache Hoffnung auf, doch es hatte nur wenige erwischt, und obwohl die übrigen anhalten und ein Stück bergauf klettern mußten, um die lebensgefährliche Stelle zu umgehen, war die Verzögerung nur kurz.
    Die Sonne war jetzt zwischen den Hörnern des schroffen Gebirgszuges auf der anderen Seite des Flußbeckens untergegangen. Kalte Schatten stiegen aus dem Tal auf. Paul konnte fast fühlen, wie ihm das Herz in der Brust erfror.
    Das schaffen wir nie. Wir werden alle hier in dieser idiotischen

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