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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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auf Ihr Schießeisen da werfen?«
    Paul stockte kurz, verwirrt von Mastersons leicht angespanntem Ton.
    »Nicht«, flüsterte T4b gut hörbar und stöhnte im nächsten Moment auf, weil Florimel ihm fest auf den Fuß trat.
    »Natürlich.« Paul streckte ihm die Waffe mit dem Griff zuerst entgegen, aber Masterson zog vorher noch ein Taschentuch aus seiner Westentasche, damit er sie beim Anfassen nicht mit Blut beschmierte. Er hielt sie in einen Lichtstrahl, der durch eine Spalte hoch oben in der Höhlenwand fiel.
    »Sie sagen, Sie hätten den Revolver in dem Bau gefunden?« Seine Stimme war normal, aber etwas an seinem Ton machte Paul nervös.
    »Ich schwör’s. Im Dreck, ganz unten bei den ganzen Knochen von Tieren und … Menschen. Er hat in einem Halfter gesteckt.«
    Bat seufzte. »Mir wär’s fast lieber, Sie würden lügen. Der hat Ben Thompson gehört, und einen besseren Kerl und besseren Schützen wüßte ich kaum zu nennen. Ich hab ihn nicht mehr gesehen, seit hier die Hölle ausgebrochen ist, aber ich hatte immer gehofft, er wäre irgendwo noch am Leben, vielleicht in einem der andern Lager weiter oben in den Bergen. Aber wenn Sie ihn unten in einem dieser gottverfluchten Nester gefunden haben …« Er schüttelte den Kopf. »Lebendig hätte Ben sich von niemandem sein Schießeisen abnehmen lassen.« Er hielt Paul den Revolver wieder hin. »Ich denke mal, er ist Ihre rechtmäßige Beute.«
    »Um die Wahrheit zu sagen«, entgegnete Paul, »ich habe vorher kaum jemals einen Revolver abgefeuert, und es wäre mir sehr lieb, wenn ich das nie wieder machen müßte. Wenn er einem Freund von dir … äh, Ihnen gehört hat, können Sie ihn gern behalten.«
    Eine von Bat Mastersons dunklen Brauen stahl sich nach oben. »Ich würd’s Ihnen gönnen, daß Ihr pazifistischer Wunsch sich erfüllt, Sir, aber sehr wahrscheinlich ist das leider nicht. Bevor uns hier der Ärger ausgeht, werden die Kugeln schon lange ausgegangen sein.«
    »Aber was ist das für ein Ärger?« schaltete sich Florimel ein. Sie hatte sich schon lange ungeduldig zurückgehalten. »Wieso sind hier Berge? Die gibt’s doch in der Gegend normalerweise gar nicht. Und was sind das für scheußliche Kreaturen?«
    »Was noch wichtiger ist«, fügte Martine hinzu, »wie kommen wir nach Dodge City? Können wir es von hier aus erreichen?«
    Im ersten Moment wunderte sich Paul über ihre Frage, doch dann fiel ihm ein, was sie über den Durchgang nach Ägypten gesagt hatte.
    Masterson, Annie und Titus staunten noch weitaus mehr als Paul und sahen Martine an, als hätte sie den Verstand verloren, auch wenn Bat seinen höflichen Ton beibehielt. »Nichts für ungut, Verehrteste, aber wo in aller Welt kommt ihr Greenhorns eigentlich her? Nach Dodge City? Da könnt ihr auch gleich beim Saloon der Hölle anklopfen! Ihr kämt noch glimpflicher weg, wenn ihr euch nackt auszieht – bitte um Verzeihung für meine unverblümte Art –, ins nächste Komantschenlager lauft und schreit: ›Alle Indianer sind Lügner und Deppen!‹«
    Titus kicherte. »Der war gut.«
    Annie fand es weniger lustig. »Sie wissen es nicht, Bat. Sie sind von woanders her, daran liegt’s. Wir sollten sie lieber fragen, woher eigentlich, vielleicht wäre da viel besser sein als hier.«
    Bat schmunzelte. »Die Frau hat einen besseren Kopf als ich, und bessere Manieren. Vielleicht solltet ihr ein bißchen was darüber erzählen …«
    Bevor er seinen Satz beenden konnte, kam der langhaarige Billy Dixon herein. »Der Gefangene macht Zicken«, teilte er mit.
    »Verdammt. Vielleicht kannst du hier kurz zur Hand gehen, Billy, mir kommt anscheinend laufend was dazwischen.«
    Bat hielt ihm das Messer hin, aber Dixon hatte so schnell selbst eines aus einer Scheide am Bein gezogen, daß es aussah, als hätte er es direkt aus der Luft gegriffen. »Hab mein eigenes.«
    »Wenn ihr mitkommt und das kleine Goldstück in Augenschein nehmt, das wir mitgebracht haben«, sagte Bat und winkte Pauls Schar einladend zu, »erspart mir das ’nen Haufen Erklärungen.« Er ging ihnen voraus zum hinteren Ende der Höhle, abseits vom Feuer. Andere hartgesotten wirkende Männer blickten ihnen entgegen. Paul vermutete, daß sie Masterson auf seiner Jagdpartie begleitet hatten.
    »Einen Tag, nachdem die Erde verrückt zu spielen begann, kamen diese Burschen angeprescht«, erzählte Bat, während sie nach hinten schlenderten. »Es hing soviel Staub in der Luft, daß wir sie erst sahen, als sie unmittelbar vor der Stadt waren.

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