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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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anderen? Nur ich … wir.«
    »Wer?« Ein höchst ungutes Gefühl beschlich sie. »Wer – wir?«
    Klement hob langsam das Ding hoch, das er im Arm hatte. Es war klein und eklig anzuschauen, ein blaugrauer, augenloser Klumpen mit rudimentären Arm-, Bein- und Kopfformen und einem schlaffen Spalt als Mund.
    »Igitt!« sagte Renie verärgert und angewidert. »Was ist denn das für eine Mißgeburt?«
    »Es ist …« Klement zögerte. Mit ausdruckslosem Gesicht suchte er nach dem rechten Wort. »Es ist ich … nein … es ist mein …«
    Nach all diesen Strapazen nichts anderes zu finden als Klement und dieses unerklärliche kleine Monstrum! Sie hatte am ganzen Leib feurige Schmerzen, aber schlimmer als alles andere war die Enttäuschung, die sie wie eine Kugel in die Brust traf. »Was machst du hier?«
    »Warten auf … etwas«, antwortete Klement tonlos. »Nicht auf dich.«
    »Mir geht’s ganz genauso.« Vor ohnmächtiger Wut fing Renie an zu weinen. »Himmel, Arsch und Zwirn!«

Kapitel
Der Eröffner des Schweigens
    NETFEED/PRIVATANZEIGEN:
    Einsam und unglücklich …
    (Bild: Inserentin M.J. [unkenntlich gemacht])
    M.J.: »Mir ist jetzt alles egal. Niemand ist hier, und ich bin’s leid, es noch weiter zu versuchen. Es … es ist echt einsam hier. Dunkel. Ich wollte, daß jemand mich anruft, weil ich allein bin – und unglücklich. Aber es hat sich nie jemand gemeldet. Wahrscheinlich hört überhaupt niemand zu da draußen …«
     
     
    > Der harte Übergang von Dodge City nach Ägypten war schlimm genug gewesen, aber dieses zweite Erwachen war noch viel schwerer, viel schmerzhafter. Als Pauls Bewußtsein zurückkehrte, schien es in einem dunklen, blutigen Gewässer zu schwimmen wie ein urzeitlicher Fisch.
    Er schlug die Augen auf und blickte in ein gelbes Gesicht, das nur Zentimeter vor ihm hing und ihn angrinste. Paul stöhnte auf.
    »Oh, gut«, sagte die zitronengelbe, clowneske Fratze. Der dazugehörige Körper war in makellos reine Mumienbinden gewickelt. »Du bist wach. Ich hatte schon Angst, der Sphinx hätte dich zu sehr ramponiert – aber er ist sehr schonungsvoll auf seine Art.«
    Martine ächzte hinter ihm vor Schmerzen, als wäre sie nicht minder unsanft an diesen Ort befördert worden, einen fensterlosen Raum mit grauen Steinwänden. T4b und Florimel waren bereits wach und starrten ihren Kerkermeister mit grimmigen Mienen an.
    »Was hast du mit uns vor?« Obwohl er es nicht wollte, hörte Paul sich hoffnungslos und kläglich an. Seine Arme waren ihm auf den Rücken gefesselt, und auch seine Fußgelenke waren gut verschnürt. Die vier Gefangenen waren in einer Reihe an die Wand gesetzt worden und sahen aus wie bestellt und nicht abgeholt.
    »Ehrlich gesagt bin ich mir darüber noch nicht ganz im klaren«, erwiderte der Mann mit dem gelben Gesicht. »Ich nehme an, Ptah der Demiurg sollte so etwas wissen, aber ich habe mit diesem Götterwesen erst vor kurzem so richtig angefangen.« Er gluckste. »Aber jetzt frage ich mich wirklich, wo ich dich schon mal gesehen habe. Meine alten Reisegefährten hätte ich natürlich auch dann erkannt, wenn sie nicht mehr dasselbe anhätten wie vorher. Hallo! Schön, euch wiederzusehen. Aber dich …« Er legte den Kopf schief und musterte Paul eingehend. »Doch, ich hab dich schon mal gesehen, stimmt’s? Na klar, du bist dieser Freund von Kunohara!«
    »Wells?« Paul war schockiert, obwohl er die vage Ähnlichkeit mit dem unfertig wirkenden Mann in der Insektenwelt jetzt sah. »Robert Wells?«
    Die Antwort war ein weiteres vergnügtes Glucksen. »O ja. Aber im Moment hat mich meine ägyptische Identität ziemlich übernommen. Der große Anubis war so gnädig, mir meinen früheren schlechten Umgang zu vergeben.«
    »Anubis?« sagte Martine mit hohler Stimme. »Du meinst Dread, nicht wahr? Du meinst Jongleurs bezahlten Mörder.«
    »Ja, ich vermute, so heißt er. Von außen wäre es mir viel leichter gefallen, hinter diese Sachen zu kommen, aber ich mußte mich wohl oder übel mit den Verhältnissen arrangieren.«
    »Das ist stark untertrieben«, sagte Paul. »Du bist ziemlich tief gesunken, Wells, wenn du jetzt gemeinsame Sache mit einem psychopathischen Schlächter machst.«
    »Verschwende nicht deine Zeit, Paul.« Florimels Stimme war brüchig, der trotzige Ton mühsam erzwungen. »Er ist nicht besser als Dread.«
    »Jeder, der etwas vom Geschäftsleben versteht, weiß, daß man manchmal bei seinem Topmanager gewisse kleine Macken übersehen muß, wenn man einen mit

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