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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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erhob sich und stieg langsam zur Tür ihres Wagens hinauf. »Jetzt kann ich endlich fahren.«
    »Aber wie komme ich zum Brunnen?« Azador war den Tränen nahe. »Ich kann mich an so wenig erinnern. Nimmst du mich mit?«
    Sie schüttelte den Kopf; einen Moment lang war das Licht ihrer Augen verschleiert. »Ich fahre nicht dorthin. Meine Aufgabe ist erfüllt.« Sie wollte sich schon abwenden, da zögerte sie noch einmal. »Ich wußte von jeher, daß ein ungewöhnliches, ein unglückliches Schicksal dich erwartete, mein verlorener Tschawo. Bei deiner Geburt las ich die Blätter – o welch traurige Kunde! Er wird von eigener Hand umkommen, aber gegen seinen Willen, das sagten sie mir. Aber vielleicht kommt es doch noch anders. Jetzt, wo alles zu Ende geht, wo selbst der Eine stirbt, wer kann da sagen, was geschehen wird?«
    »Aber wie gelange ich zum Brunnen?« fragte Azador abermals. »Ich weiß es nicht mehr.«
    »Von allen Roma wirst gerade du, der du aus der Welt deiner Vorväter in eine ungewisse Fremde fortzogst, den Weg zu finden wissen. Nicht in der Welt, sondern durch sie hindurch. Nach innen. Zu dem Ort, wo du mit dem Einen Fühlung hast, so wie wir alle.« Das Mienenspiel in dem rauchigen Gesicht war unmöglich zu deuten, doch aus den folgenden Worten meinte Sam beinahe ein Lächeln herauszuhören. »Vielleicht wirst du sogar vor deinen ganzen andern Leuten dort ankommen. Das würde dem Unglücklichen ähnlich sehen, was? Nach den andern aufzubrechen, aber beim Auslöschen der erste zu sein?« Mit einem Nicken trat sie in die Dunkelheit ihres Wagens. Azador rappelte sich schwerfällig auf, eine Hand nach der Stelle ausgestreckt, wo seine sogenannte Stiefmutter eben noch gestanden hatte, doch das Feuer flackerte und der Wagen entschwand, bis nur noch die an der Seite aufgemalten hellen Sterne in der Luft hingen wie die verlöschende Figur eines Feuerwerkskörpers. Dann waren auch die Sterne fort.
    Azador warf sich auf die Erde und schluchzte laut. Sam tastete nach !Xabbus Hand und faßte sie. Sie begriff nicht, was gerade geschehen war, aber sie wußte, wie sich ein gebrochenes Herz anfühlte.
     
    Azador war offensichtlich fürs erste nicht zu gebrauchen. Sam hatte sich aufgerafft, !Xabbu beim Holzsammeln zu helfen – wenigstens das Lagerfeuer der Stiefmutter war dageblieben –, als ihr auffiel, daß Jongleur fort war.
    »Verdumpft!« sagte sie. »Er hat gewartet, bis wir abgelenkt waren, und uns dann sitzenlassen.«
    »Vielleicht.« !Xabbu klang skeptisch. »Gehen wir nachschauen.«
    Sie fanden den alten Mann am Rande der Lichtung an einem Baum sitzen, kalt und starr wie eine Statue. Er saß so unbewegt da, daß Sam im ersten Moment, bevor er ihnen einen ausdruckslosen Blick zuwarf, an einen Schlaganfall dachte. Sie war ein wenig enttäuscht, daß dem nicht so war, konnte sich aber des Eindrucks nicht erwehren, daß sein Verhalten den ganzen Tag über schon etwas merkwürdig gewesen war.
    »Was machst du da?« fragte sie scharf. »Du könntest uns wenigstens mit dem Lagerfeuer helfen und so.«
    »Niemand hat mich darum gebeten.« Jongleur erhob sich steif und schritt auf den Feuerschein zu, der an den Stämmen der Bäume flackerte. »Ist dieses Ding fort?«
    »Die Stiefmutter, wie Azador sie nannte? Ja, die ist fort«, antwortete !Xabbu . »Weißt du, was das war?«
    »Nein. Aber ich kann es mir denken. Eine Funktion des Betriebssystems, die Anleitung und Beistand geben soll. Eine verschrobene Version der Hilfen, die wir in viele unserer Simulationswelten eingebaut haben.«
    »Wie Orlandos Schildkröte«, erinnerte sich Sam. Sie setzte an, !Xabbu zu erklären, was es damit auf sich hatte, aber merkte plötzlich, daß sie vor dem Alten nicht über ihren toten Freund sprechen wollte.
    Bloß weil mir Azador ein bißchen leid tut, muß das noch lange nicht für diesen alten Mörder gelten.
    »Meinst du, es hat mit der Stimme des Einen gesprochen?« wollte !Xabbu weiter wissen. Als er Jongleurs verdrießlichen Blick sah, korrigierte er sich. »Mit der Stimme des Betriebssystems?«
    »Vielleicht.« Trotz seiner finsteren Miene hatte der alte Mann nur wenig von seiner sonstigen Bissigkeit, ja er machte geradezu einen angegriffenen Eindruck. Hatte Azadors Jammer sogar Jongleurs Herz berührt, das Sam sich wie ein Brikett vorstellte, klein, schwarz und hart? Sie konnte es nicht recht glauben.
    Azador blickte nicht auf, als sie sich zu ihm ans Feuer setzten, und reagierte auch nicht auf Sams und !Xabbus Fragen. Der

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