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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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sofort die Maske da. »Rühr mich nicht an!« bäffte er. »Rühr mich nie wieder an …!«
    »Ich habe ihn gefunden!« schrie Azador.
    Sie drehten sich um. Weit vorgebeugt kam er den steilen Hang heraufgeeilt. Als er den Kopf hob, ließ ein überraschendes Lachen sein Gesicht erstrahlen. »Du hattest recht! Kommt und seht selbst!«
    Sam blickte !Xabbu an, doch der zuckte bloß mit den Achseln und nickte. Während Jongleur sich noch ein wenig schwankend, aber mit eisiger Entschlossenheit aufrappelte, folgten sie Azador bergab.
    Binnen weniger Minuten kamen sie an einen Platz, von dem aus sie einen Blick über die letzte kleine Erhebung hinaus auf den ganzen Talkessel hatten. Wie schon der Hügelring hatte er eine starke Ähnlichkeit mit dem Gipfel des schwarzen Berges, doch keine riesenhafte, gefesselte Gestalt beherrschte das Tal, sondern ein ungeheuer großer Krater, in dessen schwarzem Wasser gedämpfte Lichter schimmerten. Eine große Menge, zu weit weg, als daß man einzelne hätte erkennen können, drängte sich an seinem Rand.
    »Was … was ist das?« fragte Sam schließlich.
    »Das ist der Brunnen«, antwortete Azador triumphierend. Er trat zu Jongleur und schlug ihm so kräftig auf die Schulter, daß dieser beinahe umgekippt wäre. »Du hattest recht! Du bist ein sehr, sehr kluger Mann.«
    Er streckte die Hand aus. »Seht ihr das ganze Volk dort unten? Alle Kinder des Einen haben sich versammelt. Die Roma werden auch dort sein. Meine Leute!«
    Als ob damit seine Geduld erschöpft wäre, eilte Azador nach dieser Erklärung den Hang hinunter in die Ebene. Sam und die anderen starrten ihm fassungslos hinterher.

Kapitel
Das Häckselhaus
    NETFEED/UNTERHALTUNG:
    Wer ist der Spielverderber?
    (Bild: Ausschnitt aus dem »Großen JubiTrubiläum«)
    Off-Stimme: Die Macher und Akteure der beliebten interaktiven Kindersendung »Onkel Jingles Dschungel« sind einigermaßen durcheinander. Nach einer Serie von seltsamen Vorkommnissen während der Sendung sprechen jetzt einige Leute bei der Produktionsfirma Obolos Entertainment offen von Sabotage und lassen auch deutlich durchblicken, daß sie dabei WeeWin in Verdacht haben, einen Spielwarenhersteller mit Sitz in Schottland, dessen Haupteigentümer aber eine Tochtergesellschaft von Krittapong Electronics ist. In den letzten Wochen verschwanden mitten in der Onkel-Jingle-Sendung plötzlich Figuren, andere, die eigentlich gar nicht vorgesehen waren, tauchten auf, und hin und wieder wurden Interaktionen von rätselhaften Geräuschen unterbrochen, die ein Teilnehmer als »Stöhnen und Brüllen und sogar Weinen« beschrieb.
    (Bild: Firmensprecher Sigurd Fallinger)
    Fallinger: »Kann es purer Zufall sein, daß diese Attacken anfingen, unmittelbar nachdem wir eine mehr als gerechtfertigte Grundsatzklage wegen Verletzung unserer geistigen Eigentumsrechte erhoben hatten? Ich will es mal so sagen: Wir bezweifeln es. Wir können uns nicht vorstellen, daß es solche Zufälle gibt.«
     
     
    > Die Tecks umschwärmten den Fuß des Pflanzenturms. Zu Dutzenden und Aberdutzenden wimmelten die bleichen Gestalten im abendlichen Dunkel wie Maden in einem verwesenden Stück Fleisch. Renie erinnerte sich an die Szene, wie nur ein paar von ihnen das Kaninchen zerrissen hatten, und mußte die Augen abwenden, damit ihr nicht schlecht wurde.
    Sie trat vom Fenster zurück. »Wir müssen hier weg sein, bevor es wieder hell wird – falls es das überhaupt nochmal wird.« Sie sah zu Ricardo Klement hinüber. Dieser hielt weiterhin das unförmige Ding im Arm, das Renie im stillen das Blaue Baby getauft hatte. »Irgendwelche Ideen? Wie bist du eigentlich hergekommen?«
    Mit Klement gab es kaum jemals Blickkontakt, deshalb war schwer zu sagen, ob er sie verstanden hatte. Nach einer ganzen Weile sagte er: »Wir sind gegangen. Ich bin gegangen. Mit Füßen.«
    »Oh, mit Füßen!« Renie hatte sich vorher über ihr Weinen geärgert, doch wenn die Alternative dazu war, ein derart gefühlloser Hohlblock zu sein, dann war sie stolz auf ihre Tränen. »Wieso haben diese Viecher dich nicht geschnappt?«
    Klement antwortete nicht. Das Blaue Baby zappelte mit seinen mißgestalteten Gliedmaßen unruhig in seinen Armen. Renie graute zwar vor dem Ding, doch mit ansehen zu müssen, wie Klement es hielt, wie einen Stein oder ein Stück Holz, weckte in ihr fast den Wunsch, es ihm abzunehmen und ihm ein wenig menschliche Wärme zu geben. Statt dessen kniete sie sich neben das Steinmädchen.
    »Geht’s dir gut?«
    Die

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