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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Kleine schüttelte den Kopf. »Hab Angst.«
    »Ja, ich auch. Wir verschwinden von hier, dann wird alles besser.« Falls ich hier ein Maschinengewehr oder einen Flammenwerfer entdecke, den jemand freundlicherweise aus Zweigen und Blättern gebastelt und für mich liegengelassen hat. Die Idee mit dem Flammenwerfer beschäftigte sie. »Ich frage mich, wie sie uns sehen«, sinnierte sie laut. »Ob sie das gleiche sichtbare Spektrum haben wie wir? Vielleicht kommt bei ihnen ja noch der Infrarotbereich dazu.«
    Das Steinmädchen blickte traurig auf seine pummeligen kleinen Finger. »Was ist ›Impfarot‹?«
    »Das kann ich dir jetzt nicht erklären.« Renie faßte in ihren Behelfsbüstenhalter und zog das Minisolarfeuerzeug heraus. »Aber ich frage mich, ob man dieses grüne Zeug zum Brennen bringen kann.«
    Das Steinmädchen riß den Kopf hoch und sah sie mit erschrockenen Augen an. »Du willst ein Feuer machen? Das ist gefährlich!«
    Renie entfuhr wider Willen ein rauhes Lachen. »Liebe Güte, Kind, wir sind von diesen menschenfressenden Krabbelmonstern umzingelt und warten auf den Weltuntergang, und du machst dir Sorgen, daß ich was Gefährliches tun könnte?« Spontan beugte sie sich vor und küßte das Steinmädchen auf seinen runden, kühlen Kopf. »Du bist ein Schatz. Komm, wir schauen mal, ob ein paar von diesen Zweigen wenigstens halbwegs dürr sind.«
    Es wäre sicherlich schneller gegangen, wenn sie es allein gemacht hätte, aber sie wollte das Kind lieber beschäftigen als seinen eigenen Gedanken überlassen. Während sie es mitzog und zum Mithelfen ermunterte, mußte sie immer wieder an Stephen denken. Renie hatte im Laufe der Jahre so viele Kämpfe mit dem unwilligen Jungen ausgetragen, damit dieser wenigstens einen kleinen Beitrag zur Hausarbeit leistete, obwohl das die Zeit, die sie allein gebraucht hätte, verdoppelte oder sogar verdreifachte. Ihr Bruder sollte nicht einer von diesen Männern werden, die davon ausgingen, daß eines Tages eine Frau in ihr Leben treten und ihnen die ganze Drecksarbeit abnehmen würde.
    Einer von diesen Männern wie mein Vater zum Beispiel. Doch noch während sie das dachte, fielen ihr die Tage ein, als sie jung gewesen und Joseph Sulaweyo abgerackert und schweißglänzend von der Arbeit nach Hause gekommen war. Es gab eine Zeit, da hat er hart gearbeitet, gestand sie sich ein. Ehe er kapituliert hat.
    »Ist das hier dürr, Renie?« fragte das Steinmädchen.
    »Immerhin braun, würde ich sagen«, erklärte sie nach einem prüfenden Blick. Das Licht von der nickenden Blume an der Decke war schwach. »Reiß es einfach ab, und leg es hier auf einen Haufen.«
    In Holla Buschuschusch strotzte alles vor Saft und Kraft, so daß Renie und ihre kleine Helferin eine gute Stunde brauchten, um einen kniehohen Haufen nicht mehr ganz frischer Blätter zusammenzubringen, und das meiste davon war immer noch eher grün als braun zu nennen. Ricardo Klement sah von Zeit zu Zeit stumpf und desinteressiert zu ihnen hinüber. Hilfe bot er nicht an.
    »Wenn das hier hinhaut«, knurrte Renie ihm ungehalten zu, »wirst du kaum weiter sitzenbleiben können – es sei denn, du willst geröstet werden wie eine Kartoffel.«
    Klement schaute wieder weg. Das Blaue Baby wandte ihr kurz sein blindes Gesicht zu, wie um die Gleichgültigkeit seines Hüters wettzumachen.
    »Gib mir das große Blatt da«, sagte sie zu dem Steinmädchen. »Es macht nichts, daß es grün ist – ja, das. Weißt du was, gib mir zwei! Ich nehme das eine als Unterlage und das andere als Fächer.« Renie hockte sich vor den Blätterhaufen. »Jetzt wünsch mir Glück.«
    »Glück«, sagte das Steinmädchen ernst.
    Renie knipste das Feuerzeug an und hielt es an das dürrste Blatt, das sie finden konnte. Zu ihrer Erleichterung wurde der Rand des Blattes schwarz, und etwas Rauch stieg auf. Sie wölbte die Hand darüber, um die Zugluft vom Fenster abzuhalten, bis es richtig brannte, dann nahm sie andere trockene Teile vom Haufen, schob sie dicht an das winzige Feuer und wedelte. Nach einer Weile wurde ihr unangenehm heiß. Das efeuförmige Unterlegblatt, das fast so groß und zäh war wie ein Elefantenohr, begann sich ebenfalls zu ringeln und schwarz zu werden.
    »In ein paar Minuten müssen wir hier raus und zur nächsten Brücke fliehen«, erklärte sie dem Steinmädchen.
    »Die Tecks werden uns kriegen!«
    »Nicht wenn das Feuer sie ablenkt. Es müßte uns wenigstens einen guten Vorsprung verschaffen. Aber wir müssen schnurstracks

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