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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Tempel konnte ich spüren, daß es hier draußen ist, und ich fühle es immer noch, sehr stark, aber …« Sie drehte sich, bis sie in die Gegenrichtung des Tempels blickte, das Flußtal hinunter nach Süden. »Mein Gott«, flüsterte sie. »Es ist … es ist weit entfernt. Aber so stark! Deshalb dachte ich, es wäre hier, gleich hinter dem Tempel.« Sie wandte sich Bes zu, der sie mit unerschütterlicher Ruhe betrachtete, als wollte er sagen, daß er jeden Tag Wunder sah und auch selbst welche wirkte. »Was ist da draußen?«
    »Sand«, knurrte er. »Skorpione. Mehr Sand. Du solltest besser fragen, was da draußen nicht ist – Wasser, Schatten, solche Sachen.« Er zupfte an seinem Ringelbart. »In der Richtung liegt die Rote Wüste.«
    »Aber was ist da draußen? Was spüre ich? Etwas Großes, Mächtiges – eine Öffnung.« Sie runzelte die Stirn. Paul vermutete, daß sie überlegte, wie sie es dem Zwerg begreiflich machen konnte. »Ein … ein sehr starker und dunkler Zauber.«
    Bes schüttelte nur den Kopf. »Du willst dort nicht hin, Frau.«
    »Himmel, wir müssen!« Martine eilte den Pier zurück auf ihn zu. »Bitte, gib Antwort! Unsere Entscheidung werden wir selber treffen.«
    Der bärtige Gott musterte sie eine Weile und schüttelte dann wieder den Kopf. »Als die kleinen Affen mich aufsuchten, bin ich euch zu Hilfe gekommen, weil es mich reute, daß ich diese beiden«, er deutete auf Nandi und Missus Simpkins, »in einer schlimmen Stunde im Tempel des Re allein gelassen hatte. Und jetzt willst du dich an einen noch schlimmeren Ort begeben? Ich bin gewiß nicht der edelmütigste unter den Göttern, Frau, aber es ist auch nicht meine Art, gute Menschen in ihr Verderben zu schicken.«
    »Sag uns einfach, was da draußen ist!« drängte Martine.
    Missus Simpkins trat vor; mit ihren nutzlos herabhängenden Händen sah sie ein wenig aus wie ein bettelnder Hund. »Wir müssen es wissen, Bes«, sagte sie. »Für alles weitere tragen wir die Verantwortung, nicht du.«
    Er funkelte sie zornig an. »Der Tempel des Seth«, sagte er schließlich. »Das Haus des Verlorenen. Das ist es, was du da draußen in der Wüste fühlst. Es ist ein Loch in die Unterwelt, ein Ort, den selbst der große Osiris mit dem Gebaren eines Sterblichen aufsuchte, der lebendigen Leibes in sein eigenes Grab gezerrt wird. Und wenn ihr dort hingeht, wird es euer Untergang sein.«
    Martine hatte ihr blindes Gesicht mit einer Miene auf ihn gerichtet, der nichts zu entnehmen war. Nandi und T4b kamen vom Ende des Piers zurückgehumpelt, wo sie die riesige Barke in Augenschein genommen hatten.
    »Haufenweise Schwarze mit so Rudern drin, äi«, meldete T4b. Er hielt immer noch seine leuchtende Hand, als wäre sie verwundet. »Sitzen bloß und glotzen. Scännt vollblock.«
    »Wohlan denn«, sagte Bes zu Martine. »Steigt einfach in das Schiff und sagt, wohin ihr wollt. Das Schiff wird euch hinbringen. Ihr werdet eher dort sein, als euch lieb ist.«
    »Wir müssen es tun«, erwiderte sie leise.
    »Dann fahrt ihr ohne Bes.« Der kleine Gott wandte sich schroff ab und schritt zum Tempel zurück. »Mögen die sieben Hathors euch ein gnädiges Ende gewähren.«
    Missus Simpkins rief ihm hinterher: »Danke, daß du uns geholfen hast! Gott schütze dich!«
    Bes machte eine Geste, die halb Abschied, halb Geringschätzung zu bedeuten schien. Die Affen drehten noch eine wilde Runde um seinen Kopf und sausten dann zu Paul und den anderen zurück.
    »Ist das nur meine Einbildung«, fragte Florimel zerknirscht, »oder ist es wirklich so, daß uns ständig irgendwelche Leute erzählen, der nächste Ort wäre noch grauenhafter als der, wo wir gerade sind?«
    Selbst an der heißen ägyptischen Luft überlief Paul ein Schauder. »Tja, und sie haben jedesmal recht gehabt«, sagte er.
     
     
    > »Code Delphi. Hier anfangen.
    Wir haben unglaubliches Glück gehabt. Nein, ich habe unglaubliches Glück gehabt. Mein verzweifelter Versuch, Hilfe zu finden, hat die Böse Bande aufgerüttelt, und die Kinder ihrerseits haben den kleinen Gott Bes ausfindig gemacht, den Freund unserer Mitgefangenen Nandi Paradivasch und Bonita Mae Simpkins. Das an sich war schon ein Geschenk des Himmels, denn allein hätten die winzigen Bandenkinder niemals den Riegel vor unserer Zellentür heben können. Bes jedoch ist viel stärker, als man bei seiner Größe vermuten würde. Schließlich ist er ein Gott.
    Und all meinen düsteren Vorahnungen zum Trotz haben wir auch Paul Jonas retten können,

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