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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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eilig einen Weg durch die Scharen neugieriger Zigeuner bahnten. Wenn sie sich nicht namentlich vorgestellt hätten, hätte er Sam Fredericks und den Buschmann niemals wiedererkannt. Wer der kleine Mann mit den Mandelaugen war, hätte er unter etwas ruhigeren Umständen vielleicht noch erraten, aber Fredericks’ Geständnis seinerzeit in Troja, daß sie ein Mädchen war, hatte er so gut wie vergessen gehabt.
    »Es ist … sehr überraschend, euch beide zu sehen«, sagte er. »Und sehr erfreulich.« Er zögerte. »Wo … wo ist Renie?«
    !Xabbus Miene wurde starr. Er schüttelte den Kopf.
    »Wir wissen es nicht«, erklärte Sam Fredericks. »Wir sind getrennt worden.«
    !Xabbu schien noch etwas sagen zu wollen, doch Martine Desroubins, die dem Ansturm der Märchenfiguren offenbar ebenfalls heil entkommen war, hatte sich auf einen der Wagen gestellt und klatschte jetzt laut in die Hände. »Florimel, Paul, Javier, ihr alle!« rief sie. »Wir müssen uns beraten. Sofort.« Plötzlich schaute sie konsterniert und drehte sich langsam zu der Stelle um, wo Paul stand. Im Unterschied zu ihm schien es ihr keine Mühe zu machen, die unbekannten Gesichter und Gestalten zu durchschauen. »Fredericks … !Xabbu ?« Sie stieg herunter und drängte sich durch die Umstehenden, bis sie die beiden in die Arme schließen konnte.
    Im Nu war Florimel zu der Gruppe gesprungen, lachte und drückte !Xabbu so fest, daß Paul befürchtete, sie würde dem kleinen Mann die Rippen brechen. Der Buschmann wirkte eigentümlich reserviert, aber vielleicht war das nur Pauls Wahrnehmung, schließlich sah er !Xabbus menschliches Gesicht zum erstenmal. Selbst T4b ließ sich in den allgemeinen Wiedersehenstaumel und das Gestammel halb ausgesprochener Fragen und Antworten hineinziehen.
    »Genug«, sagte Martine abrupt, obwohl sie immer noch Sam Fredericks’ Hand fest umschlossen hielt. »Wir kommen zu keinem glücklichen Zeitpunkt, auch wenn es uns noch so sehr erleichtert, euch zu sehen. Dread ist hinter uns her.«
    Fredericks zog ein ängstliches Gesicht. »Dread? O nein!«
    »O doch, und er wird bald kommen. Nein, er ist schon da. Das Betriebssystem bekämpft ihn. Dort hinten.«
    Nur ein paar letzte Lichtblitze flackerten noch in den fernen Hügeln, helle Schrammen auf dem nächtlichen Himmel, schwach wie Glühwürmchenspuren.
     
    Paul und die anderen scharten sich in der Dunkelheit um eines der Lagerfeuer. Der Brunnen pulste neben ihnen, ein Abgrund voll erdgebundener Nordlichter, in deren Schein selbst die wenigen bekannten Gesichter grotesk aussahen.
    Martine versuchte, eine gewisse Ordnung in die Beratungen zu bringen, aber Neugier und Dringlichkeit gaben eine gar zu explosive Mischung: Nur wenige Fragen wurden ganz beantwortet, bevor schon die nächste Salve losging. Nandi und Bonnie Mae und der kleine Junge namens Cho-Cho konnten nur dabeisitzen und staunen, wie die Worte aus den anderen hervorsprudelten. Als die wilden Abenteuer seiner eigenen Gruppe berichtet wurden, hörte sich die Geschichte in Pauls Ohren genauso unglaublich an wie das, was danach !Xabbu und Sam zu erzählen hatten. Doch in ihrer Schilderung gab es etwas, das ihn mehr erregte als alles andere, und schließlich konnte er nicht mehr an sich halten und mußte Sam Fredericks mitten im Satz unterbrechen.
    »Entschuldige mal, aber…« Sein Schädel dröhnte, sein ganzer Körper war so ermattet und zerschlagen, daß er kaum mehr fähig war zu sitzen, aber das konnte er nicht einfach so hinnehmen. »Ich kann es kaum glauben, was du da erzählst. Ihr wart mit Jongleur zusammen? Mit Felix Jongleur, dem Verbrecher, der dieses ganze Ding hier geschaffen hat?« Dem Schwein, das mein Leben geraubt hat, hätte er am liebsten geschrien, aber er sah Sams Miene an, daß sie davon auch nicht begeistert war.
    »Wir … wir dachten, wir müßten es tun, auch wenn es megadumpfig war.« Sie blickte sich hilfesuchend zu !Xabbu um, doch der kleine Mann war wenige Minuten zuvor aufgestanden und davongegangen, und so mußte sie selbst versuchen, es Paul zu erklären. »Renie meinte … sie meinte, wir bräuchten ihn. Wir bräuchten seine Kenntnisse des Netzwerks.«
    Paul bezähmte seinen Zorn. »Das erstaunt mich.« Er schluckte. »Daß ihr ihn nicht einen Felsen hinuntergestoßen habt, meine ich. Oder ihm mit einem Stein den Schädel eingeschlagen.« Paul setzte sich straff hin und bemühte sich um Ruhe – er mußte sich beherrschen, es gab viele wichtige Informationen auszutauschen. »Und wohin

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