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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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der er allein, isoliert, ausgeliefert war.
    Er wußte nicht wie, aber er hielt durch, und als die tastende, forschende Hand schließlich zugriff, gelang es ihm, durch den teilweise geöffneten Kanal einen starken Gegenstoß zurückzuschicken. Er hatte das sichere Gefühl, daß das körperlose Etwas vor Schmerz und Schreck auffuhr, dann wurde der Angriff blitzartig abgebrochen.
    Die Bestie war in ihre Höhle zurückgehumpelt.
    Obwohl Herzschlag und Atmung fast schon kritische Werte erreichten und er nach dieser jüngsten Tour de force der Ohnmacht nahe war, mußte Sellars das bißchen Zeit, das er sich erkämpft hatte, unbedingt nutzen. Er gab seiner Automatik den Befehl, ihn bei einem erneuten Angriff zu alarmieren, und glitt in sein eigenes System zurück.
     
    Sein geliebtes und gehegtes Interface, der Garten poetischer Formen, in den er soviel Zeit, Pflanz-, Pflege-, Zuchtarbeit, schlicht Leben investiert hatte, war so gut wie dahin. An seiner Stelle wucherte eine mutierte Wildnis, ein chaotisches Treiben von Datenwurzeln und virtuellen Schlingpflanzen, in dem nur er noch die Spur einer Ordnung hätte entdecken können.
    Er verschickte kurz einige dringende Mitteilungen und brachte ein paar kleinere Arbeiten in Gang, dann wandte er seine Aufmerksamkeit dem schlanken schwarzen Schößling zu, der am Rand des Pflanzenmeeres aufgeschossen war. Drei Schlingpflanzen hatten sich an der steilen, dunklen Form emporgerankt und eine erstaunliche Höhe erreicht. Er wußte, was zwei der Ranken verkörperten, aber bei der dritten, deren grelle, unnatürliche Farbe und glatte Oberfläche eher an ein Plastikrohr als an eine Pflanze denken ließ, war er sich weniger sicher. Sorensen? Es wäre merkwürdig, wenn der Garten ihn derart darstellen würde. Mit unguten Gefühlen stellte Sellars eine Verbindung her.
    Wie ein Gespenst belauschte er Catur Ramseys Gespräch mit Olga, und obwohl er Ramseys Sorge um sie teilte und sogar mit dem Gedanken spielte, sich einzuschalten und Ramseys Warnung zu bekräftigen, ließ die wichtigere und dringendere Angelegenheit der Anzapfung das nicht zu. Nur ein kurzes vergnügtes Schmunzeln gestattete er sich, als ihm die Identität der dritten Schlingpflanze aufging. Orlando Gardiners Softwareagent! Was für eine Idee – aber eine gute. Gemeinsam hatten sie offenbar einen Weg gefunden, die Datenklemme zu installieren. Ramsey stieg noch mehr in seiner Achtung und seiner Sympathie, und Olga desgleichen. Er wünschte, er hätte mehr Zeit, sie beide kennenzulernen. Zu schade, daß er dazu wahrscheinlich nicht mehr lange genug leben würde.
    Rasch wandte er seine Aufmerksamkeit der Anzapfung zu und holte sich Beezles Bildaufzeichnungen heran, um den verketteten Riesenkomplex von Informationsmaschinen, die das Gralsnetzwerk zu betreiben schienen, sorgfältig zu untersuchen. Auch ohne ihren genauen Charakter und Standort zu kennen, hatte er vermutet, was der Softwareagent ihm jetzt bestätigte, und mit Hilfe der Leute von TreeHouse und anderer Ressourcen dafür gesorgt, daß er genug Rechenkapazität hatte, um den zu erwartenden Datenzufluß bewältigen zu können. Er überprüfte seine ohnehin schon äußerst gründlichen Berechnungen einmal und noch einmal. Er flüsterte das Gebet, das er als Flieger vor jedem Start gesprochen hatte. Er öffnete die Anzapfung.
    Der Garten explodierte.
    Es war zuviel Information, unvorstellbare Mengen. Der beschränkte Rahmen seines Gartens zerbarst und löste sich auf, die Modelle waren außerstande, den Strom zu fassen. Im Nu stand sein gesamtes System am Rand des Zusammenbruchs. Wenn es dazu kam, wußte er, war alles verloren. Dann lag er in der Nacht des Tandagorekomas und hatte nicht einmal eine Online-Existenz, oder er war dem nächsten Abwehrzyklus des Betriebssystems hilflos ausgeliefert. Damit wäre alles zu Ende. Alles.
    Er kämpfte, doch überall um ihn herum starb der Garten, gingen Pflanzen ein und wurden in Mikrosekunden zu zufälligen, sinnentleerten Bits. Vor seinem inneren Auge zerfiel die komplexe Matrix der Vegetation in abstrakte Hell-Dunkel-Muster, ein wahllos blinkendes und sich verzerrendes Sternengewimmel.
    Gerade als er meinte, daß es jetzt nicht mehr schlimmer kommen konnte, setzten die Alarmsignale ein. Das Betriebssystem fuhr den nächsten Angriff und versuchte, seine Verbindung zum Netzwerk zu kappen.
    Nein, erkannte er, es greift nach mir. Nach mir. Er fühlte, wie die Sonde des Systems durch seine zerbröckelnde Abwehr in sein Inneres

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