Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
Nicht mitten in diesem komplett durchgeknallten Märchen. Doch sie sagte: »Wir wollen helfen. Wir wollen nicht bloß unser eigenes Leben retten, sondern auch das der Kinder. Aller Kinder.«
    Ein winziges Zucken deutete das Kopfschütteln des Mantis an. »Es ist zu spät für die ersten Kinder. Der Allverschlinger ist schon dabei, sie zu vertilgen.«
    »Aber du kannst … wir können nicht einfach aufgeben!« Renies Stimme wurde all ihren guten Vorsätzen zum Trotz laut. »Auch wenn es noch so schlecht aussieht, wir dürfen nicht aufhören zu kämpfen! Alles zu versuchen!«
    Der Mantis schien noch kleiner zu werden. Er duckte sich zusammen, bis er kaum mehr als ein dunkles Pünktchen war. »Nein«, flüsterte er, und einen Augenblick lang klang seine Stimme so schutzlos und kläglich wie die eines kleinen Kindes. »Nein. Zu spät.«
    !Xabbu drückte ihre Hand. Renie lehnte sich zurück. So frustrierend es war, sie mußte einsehen, daß es keinen Zweck hatte, dieses … dieses Ding, wie es auch entstanden sein mochte, was auch immer seine Gedanken und Träume formte, zum entschlossenen Handeln überreden zu wollen.
    Schließlich brach !Xabbu das lange Schweigen. »Denkst du nicht an eine Welt jenseits von dieser? Eine Welt, wo das Gute bewahrt bleibt und wieder wachsen kann?«
    »Sein Maul ist voll Feuer«, flüsterte der Mantis. »Er rennt wie der Wind. Er verschlingt alles, was ich geschaffen habe. Jenseits davon gibt es nichts.« In sich zusammengesunken schwieg er eine Weile und rieb sacht seine Fangarme aneinander. »Aber es ist gut, nicht allein zu sein, glauben wir. Es ist gut, dort zu sein, wo noch ein Lagerfeuer brennt, wenigstens für ein Weilchen. Gut, Stimmen zu hören.«
    Renie schloß die Augen. Das also war bei all ihren Kämpfen herausgekommen: Gefangen von den Phantasien eines verrückten Systems warteten sie in einer Welt, gebaut aus !Xabbus Gedanken und Erinnerungen, auf das Ende. Eine interessante Art zu sterben. Nur schade, daß sie nie die Gelegenheit haben würde, jemandem davon zu erzählen.
    »Kommt, es ist zu leise«, sagte der Mantis. Seine Stimme war jetzt ganz schwach, so schwach wie der zarteste Windhauch durch die Dornensträucher. »Stachelschwein, meine liebste Tochter, du bist traurig. Striemenmäuserich, erzähle noch einmal die Geschichte von der Feder, die zum Mond wurde.«
    Leicht verdutzt blickte !Xabbu auf. »Du kennst die Geschichte?«
    »Ich kenne inzwischen alle deine Geschichten. Erzähle sie bitte.«
    Und in einer kurzen Ruhepause unter den feurigen Sternen eines afrikanischen Nachthimmels – einer Pause, die einen Geschmack von Ewigkeit hatte, auch wenn Renie wußte, daß der Schein trog – hob !Xabbu mit der Geschichte davon an, wie der Mantis aus einem weggeworfenen Stück Schuhleder Leben erschuf. Der sterbende Mantis kauerte neben dem dünnen Rinnsal, lauschte andächtig der Schilderung seiner eigenen Klugheit und schien völlig gefesselt zu sein.
     
     
    > Sie hatten nicht nur einen Haufen, sondern einen ganzen Wall aus Papieren, Kisten, leeren Getreidesäcken und anderem brennbaren Material im Bogen um eine der Ecken aufgeschichtet. Hinter der Barriere hatten sie sämtliche noch verbliebenen Möbel aufgetürmt, die nicht im Boden verankert waren – Schreibtische und Stühle, sogar die Abdeckungen der V-Tanks, die nicht gebraucht wurden. In die Lücken dazwischen hatten sie dünne Armeematratzen gestopft.
    Aber der ganze Kram hält keine Kugeln nich auf, dachte Joseph traurig. Und auch keine Hunde nich.
    Eine Bewegung auf dem Bildschirm riß ihn aus seinen Gedanken. »Es geht los. Zünd das Feuer an.«
    »Das ist zwar v-verlockend«, sagte Del Ray, dem es nur schlecht gelang, seine Panik zu verbergen, »aber ich warte doch lieber, bis du wieder bei uns bist. Sag uns einfach, was da oben vor sich geht.«
    Joseph wurde zunehmend mulmig zumute, während er die vier Gangster dabei beobachtete, wie sie sich gestikulierend über das Loch beugten. Sie hatten bereits ihre Kampfgarnituren angezogen, dicke Westen und Hauben mit Schutzbrillen. Es ärgerte ihn, daß er zum Dienst am Monitor eingeteilt worden war, bloß weil er angeblich vorher etwas verpatzt hatte. Quatsch! Wie hätten wir denn den Laster aufhalten und verhindern sollen, daß sie diese Monsterköter ankarren? Doch sein Groll war nichts gegen die würgende Gewißheit, daß ihnen Furchtbares bevorstand. »Die sind soweit«, sagte er. »Das bringt nix, wenn ich hier noch weiter rumsteh.«
    »Sag uns, was sie

Weitere Kostenlose Bücher