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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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machen«, forderte Jeremiah ihn auf.
    »Takeln die Hunde auf«, erklärte Joseph.
    »Was?«
    Er spähte auf den Monitor. »Nein. Dachte erst, sie würden die Köter in Decken einwickeln, aber sie machen irgendwas andres.« Schon allein beim Anblick der Viecher zerflossen ihm schier die Innereien vor Angst. Die großen Tiere zitterten vor Erregung und wackelten mit ihren steifen Schwanzstummeln. »Sie … sie haben irgendwas mit den Decken vor. Vielleicht wollen sie sie tragen.« Mit Schaudern beobachtete er, wie die Männer auf die Öffnung zuschritten, die sie in den Boden gebrochen hatten, und dabei die mit Seilen verknotete Decke schleppten, in deren Mitte der erste der mutierten Ridgebacks aufrecht thronte wie eine königliche Durchlaucht. »Oh. O je. Sie benutzen die Decken, um die Hunde damit durch das Loch runterzulassen.«
    »Scheiße«, fluchte Del Ray. »Zeit, das Feuer anzuzünden. Komm.«
    Das mußte man Joseph nicht zweimal sagen. Er sprintete durch das abgedunkelte Labor, sprang über die Hürde aus Akten und kraxelte so hastig über die Möbelbarrikade, daß er beinahe Del Ray umgerissen hätte, als er drüben herunterpurzelte. »Mach schon! Zünd an!«
    »Ich versuch’s ja«, ächzte Jeremiah. »Wir hatten nicht genug Benzin übrig, um es gründlich zu tränken.« Mit zitternden Fingern warf er die nächste von Renies Zigaretten. Die Papiere entzündeten sich mit einem lauten Wusch! Als die blauen Flammen über die notdürftige Absperrung züngelten, wurde in Joseph ein klein wenig Hoffnung wach.
    »Wieso sind die Lichter aus?« flüsterte er. »Da sehen wir doch nix und können sie nich abknallen.«
    »Weil wir zwei Kugeln haben und sie wahrscheinlich Tausende«, erwiderte Del Ray. »Hör auf zu meckern, Joseph. Bitte!«
    »Macht keinem Hund was aus, wenn’s dunkel is«, grummelte Joseph, aber leiser.
    Del Ray stieß scharf die Luft aus. »So leid es mir tut, Joseph, eigentlich will ich nicht als letztes Wort zu dir ›sei still‹ sagen. Aber sei still!«
    Long Joseph fühlte, wie ihm das Herz in der Brust anschwoll, wie es groß, aber schwach wurde und sich anstrengte, ganz schnell zu schlagen, obwohl eine mächtige Faust es zusammenquetschte. »Mir tut’s leid, daß wir alle hier sind.«
    »Mir auch«, sagte Del Ray. »Weiß Gott, mir auch.«
    »Da kommt was«, krächzte Jeremiah mit versagender Stimme. Alle starrten sie durch die Flammen, versuchten, in den Schatten am anderen Ende des Labors Bewegungen zu erkennen.
    Josephs Brustkasten wurde immer enger. Er stellte sich seine Zulu-Vorväter, mit denen er so gerne angab, dabei vor, wie sie an ihrem Lagerfeuer in die afrikanische Nacht hinausgespäht hatten, und versuchte sich ein Beispiel daran zu nehmen, mit welcher Unerschrockenheit sie selbst das Grollen eines Löwen vernommen hatten, doch es ging nicht. Seine einzige Waffe, ein Stahlrohr von der Unterseite eines Konferenztisches, hing schlaff in seiner schwitzenden Hand.
    Bitte. Gott, dachte er. Mach, daß Renie nix passiert! Mach, daß es schnell geht!
    Joseph sah, wie sich am hinteren Ende des Labors etwas bewegte – ein niedriger, lautloser Schatten. Dann noch einer. Der erste blickte auf und drehte den Kopf hin und her. Zwei gelbe Punkte funkelten böse, als sich der Feuerschein in den Augen spiegelte.
    Ein lautes Krachen ließ Joseph auffahren. Etwas durchbrach funkensprühend ihre kleinere brennende Barriere. Eine Rauchwolke wallte über ihn hinweg, biß ihm in die Augen, kratzte in seinen Lungen. Er fuchtelte wie wild, hörte Jeremiah würgen und schreien, doch bevor er etwas machen konnte, sprang eine große, dunkle Gestalt über die zweite, höhere Flammenwand und landete knurrend auf ihm.
    Er wurde zu Boden gestoßen und bekam einen Biß in den Arm – er fühlte einen sengenden Schmerz, heißer als jedes Feuer. Er wehrte sich, doch etwas, das schwerer war als er, preßte ihn nieder, etwas, das ihm seine Zähne in den Bauch schlagen wollte. Ein Salve von Schüssen schlug krachend über seinem Kopf ein, doch sie schienen weit weg zu sein, ohne Bedeutung. Das Vieh hatte ihn, die Bestie hatte ihn. Er hörte einen seiner Gefährten entsetzt aufkreischen, dann knallte und flammte Del Rays Revolver direkt neben seinem Kopf, und die schwere Last rutschte von ihm herunter.
    Nach Luft ringend rappelte er sich auf. Ein wildes Stakkato von Schüssen knatterte los wie eine Kiste voller Knallkörper. Abermals brachen Tiergestalten durch das bereits versprengte Feuer; er hörte Männer

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