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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Verbindung zum Netzwerk noch bestand, ob er noch Kontakt zu Cho-Cho hatte, und stellte erleichtert fest, daß es so war.
    Aber was hat das Betriebssystem gemacht? fragte er sich. Was hat es gewollt?
    Er stürzte sich auf die riesigen Datenfelder mit Informationsmengen, an deren eingehender Analyse ein Spezialistenteam jahrelang zu tun gehabt hätte. Er aber war allein, und er hatte keine Jahre dafür, nicht einmal Monate. Wahrscheinlich, vermutete er, blieben ihm nur ein oder zwei Tage, bis alles total auseinanderfiel.
    Es dauerte nicht lange, bis er Aufschluß bekam, wenigstens teilweise. Als er die jüngsten Vorgänge im und um das Otherlandnetzwerk überflog, wobei er sich aus Zeitgründen auf das beschränkte, was geschehen war, seit er die Anzapfung geöffnet hatte, und sich dann hastig durch die Dateien der Gralsbruderschaft wühlte, um seinen Verdacht zu bestätigen, entdeckte er, was das Betriebssystem war und was es getan hatte.
    Es war viel schlimmer, als er befürchtet hatte. Ihm blieben keine Tage mehr. Wenn er Glück hatte, blieben ihm drei Stunden, um seine Verbündeten und zahllose andere Unschuldige zu retten.
    Mit irrsinnig viel Glück möglicherweise sogar vier.
     
     
    > Soweit es ging, richteten sie sich zwischen den Trümmern von Azadors Zigeunersiedlung ein. Die zerbrochenen Gerippe der Wagen ragten in dem Halbdunkel auf wie die Skelette fremdartiger Tiere. Zerschmetterte und zerrissene Leichen von Märchenwesen lagen überall herum. Viele der Überreste waren von Freunden geborgen und weggebracht worden, und die Zigeuner hatten ihre getöteten Angehörigen am Rande des Lagers ausgelegt und mit bunten Decken verhüllt, doch viele Leichen waren unbetrauert und unbestattet geblieben. Paul ertrug es kaum hinzuschauen. In gewisser Weise war es ein Segen, daß der Brunnen erstarb, das Licht erlosch.
    Das Meer war mittlerweile fast völlig dunkel, die strahlenden Lichter, die vorher darin getanzt hatten, brachten es nur noch zu einem müden Flackern, das den sich darüber wölbenden grauen Wolkenkokon kaum anzuhauchen vermochte. Selbst die spärlichen Lagerfeuer schienen heller als der Brunnen. Die zunehmende Dunkelheit beiderseits der Barriere hatte noch einen anderen Vorteil: Paul bezweifelte nicht, daß Dread nach wie vor hinter der Wolkenwand lauerte, aber wenigstens mußten sie nicht mehr mit ansehen, wie diese menschgestalte Verkörperung schwärzester Nacht auf der anderen Seite gelassen hin und her patrouillierte.
    Aus seiner Kindheit kam ihm eine Bibelstelle in den Sinn. »Wo kommst du her?« Der Satan antwortete dem Herrn und sprach: »Auf der Erde bin ich umhergestreift und hin und her gewandert.«
    Aber in diesem Universum gibt es zwei Satane, dachte Paul. Und einer von ihnen ist hier. Bei uns.
    Er blickte Felix Jongleur an, der wie Paul ein Stück abseits vom Feuer und den anderen Überlebenden saß. Jongleur erwiderte den Blick. Ihre Gefährten schienen sich viel mehr für Orlando zu interessieren, der noch nicht wieder zu Bewußtsein gekommen war. Aber abgesehen davon, daß er tot gewesen war – ein Zustand, den Paul bis dahin eigentlich für unheilbar gehalten hatte –, schien der Junge an nichts Schlimmerem zu leiden als an Überanstrengung.
    Niemand beachtet mich, dachte er. Außer dem Mann, der mich umbringen wollte. Aber warum sollten sie auch? Sie wissen nicht, was ich weiß.
    Ihm war alles wieder ins Gedächtnis zurückgekehrt, nicht bloß die fürchterlichen letzten Augenblicke im Turm, sondern auch die vielen kleinen fehlenden Stücke, die alltägliche Langeweile und Routine, alles, was ihm durch den hypnotischen Block unzugänglich gewesen war.
    »Sie ist tot«, sagte er zu Jongleur. »Ava war die ganze Zeit schon tot, stimmt’s?«
    »Dann sind deine Erinnerungen jetzt aufgeschlossen.« Jongleur sprach langsam. »Ja, sie ist tot.«
    »Warum war sie dann hier? Warum hat sie nicht aufgehört … mir zu erscheinen?« Er sah sich über die Schulter nach den anderen um, die Orlando umdrängten. Sie waren nur wenige Meter entfernt, aber er fühlte sich so getrennt von ihnen, als wäre es hundertmal so weit. »War mit ihr etwas Ähnliches wie mit dem Jungen da, Orlando Gardiner?«
    Jongleur warf ihm einen kurzen taxierenden Blick zu. Selbst der in seinen Augen funkelnde Feuerschein machte ihn nicht lebendiger. Er sieht aus wie ausgestopft, dachte Paul. Als ob er Glasaugen hätte. Tote Augen.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Jongleur schließlich. »Ich weiß nicht, was mit dem

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