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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Jungen ist, auch wenn ich einen Verdacht habe. Aber meine Avialle, als sie starb … da waren nur noch Kopien von ihr übrig.«
    »Kopien?« Obwohl er es halb erwartet hatte, sandte ihm das Wort einen eisigen Schauder über den Rücken.
    »Aus früheren Versionen des Gralsprozesses. Gehirnscans aus verschiedenen Phasen. Alle nicht voll zufriedenstellend.« Er runzelte die Stirn, als wollte er einen langweiligen Wein zurückgehen lassen.
    »Wie dieser Tinto in der venezianischen Simulation«, meinte Paul. »Ich hatte also recht.« Jongleur zog bei dem Namen eine Augenbraue hoch, sagte aber nichts. »Wie ist die … wie ist Ava … wie sind diese ganzen Avas in das System gelangt? Wieso ist sie mir ständig erschienen?«
    Jongleur zuckte mit den Achseln. »Als ich nach ihrem Tod herausfand, daß diese ganzen gespeicherten Kopien, selbst die von Finney und Mudd, eingespeist worden waren, dachte ich erst an eine Funktionsstörung im Gralssystem. Es ist schließlich ein riesiges und ungeheuer komplexes Projekt.« Seine Augen verengten sich. »Mir war nicht klar, daß der Andere – das Betriebssystem – seine Fesseln gesprengt hatte und aus der Zwangsjacke des Netzwerks in mein privates System gelangt war. Selbst als ich … sie zum erstenmal in einer meiner Simulationen sah, begriff ich noch nicht, wie eine der Kopien sich in das Gralsnetzwerk verirrt hatte.« Sein Rücken straffte sich, und er spannte die Kiefermuskeln an; Paul hatte den Eindruck, daß er entweder großen Schmerz oder Zorn zu verbergen suchte. »Es war auf einem Besuch meiner elisabethanischen Simwelt. Ich sah sie in Southwark, in der Nähe des Globe Theatre, wo sie gerade von zwei Schurken verfolgt wurde, die wie Mudd und Finney aussahen. Ich fing die beiden und immobilisierte sie, um sie später genauer zu untersuchen, doch Avialle entkam. An dem Punkt erkannte ich, daß irgend jemand alle fehlenden Kopien in das Gralsnetzwerk eingeschleust haben mußte, aber ich hatte immer noch nicht das Betriebssystem in Verdacht.«
    »Dann sind … alle Versionen der Zwillinge bloß Kopien?« Es war gräßlich, diesem grausamen Mann, diesem Mörder Informationen aus der Nase zu ziehen, aber sein Verlangen nach Aufklärung war zu stark.
    »Nein, Finney und Mudd gibt es noch. Nach … dem, was mit Avialle geschah, wurden sie bestraft, eingesperrt, könnte man sagen, aber sie arbeiten weiterhin für mich. Sie waren es, die dich nach deiner Flucht durch ganz Otherland hetzten.«
    »Aber warum, verdammt nochmal?« Der Zorn schoß ihm heiß das Rückgrat hinauf und brach wider Willen aus ihm hervor. Mit Mühe und Not gelang es ihm, sitzenzubleiben. »Warum ich? Warum bin ich so verdammt wichtig?«
    »Du? Du bist nichts. Aber meiner Avialle hast du etwas bedeutet.« Der alte Mann zog ein mürrisches Gesicht und senkte den Blick. »Die Kopien von ihr, diese ganzen Phantome, sie wurden von dir angezogen. Erst war mir das gar nicht klar. Nachdem Avialle dahin war, ließ ich dich aus dem Verkehr ziehen und einschläfern. Ich hatte noch viele Fragen zu dem, was vorgefallen war. Ich ließ dir eine Neurokanüle einsetzen und dich in eine meiner Simulationen im Gralsnetzwerk bringen, um … Genaueres zu ermitteln.«
    »Um mich zu foltern«, ereiferte sich Paul.
    Jongleur zuckte mit den Achseln. »Nenne es, wie du willst. Physisch lebe ich praktisch nicht mehr. Ich wollte dich in einer mir genehmen Umgebung haben. Aber bald fiel mir auf, daß du die Aufmerksamkeit von … irgend etwas erregt hattest. Es entzog sich mir immer, aber es gelang mir, Spuren zu sichern. Es war Avialle – oder vielmehr die kopierten Versionen von Avialle. Sie wurden irgendwie von dir angezogen. Sie konnten dir nicht lange fernbleiben.«
    »Sie hat mich geliebt«, sagte Paul.
    »Halt den Mund! Du hast kein Recht, noch von ihr zu sprechen.«
    »Es ist wahr. Und meine Sünde war, daß ich für sie in Wahrheit nur Mitleid empfinden konnte. Aber das ist immer noch mehr, als du von dir behaupten kannst, was?«
    Bleich vor Wut sprang Jongleur auf und hob die geballten Fäuste. »Schwein. Ich sollte dich umbringen.«
    Auch Paul erhob sich. »Versuch’s doch! Na los, alle andern erdenklichen Scheußlichkeiten hast du mir schon angetan.«
    Pauls Gefährten hatten sich zu ihnen umgedreht, als seine Auseinandersetzung mit Jongleur lauter geworden war. Azador eilte zu ihnen. »Aber, aber, meine Freunde, kein Streit mehr! Wir haben bereits einen Feind – meint ihr nicht, daß er für uns alle reicht?«
    Paul

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