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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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ein Pferd in den Magen getreten.
    »… Vielleicht verstehst du jetzt, warum ich will, daß du hinterher bei ihr bist«, schloß Sellars ein wenig schroff. Er blieb ruhig, doch es kostete ihn spürbar Mühe.
    »Wahnsinn.« Ramsey glotzte auf den Bildschirm, doch er nahm kaum etwas wahr. »O Mann. Wahnsinn.« Olgas Füße waren immer noch im Bild: Sie traten gerade aus dem Fahrstuhl auf einen Teppichboden. »Sie … sie steigt jetzt aus.«
    »Ich weiß«, sagte Sellars, aber diesmal ein wenig sanfter. »Sei so gut und sprich bitte mit den Sorensens, ja?« Und damit war er fort.
    »Wer zum Deibel war’n das?« meldete sich Beezle unwirsch. »Der Saftsack hat mich einfach abgeschnitten. Voll aus der Leitung geschmissen hat er mich!«
    »Ich kann jetzt nicht reden«, teilte Ramsey dem Agenten mit. »Herrje, ich faß es nicht! Bleib in der Leitung. Ich bin gleich wieder da.«
    »Meine Fresse«, knurrte Beezle. »Das war das letzte Mal, daß ich mit Fleisch gearbeitet hab.«
     
     
    > »Können wir denn gar nichts machen?« fragte Florimel grimmig. »Müssen wir schon wieder warten?«
    »Solange wir keinen Weg finden, wie man hier wegkommt«, erwiderte Martine, »bleibt uns kaum eine andere Wahl.«
    Orlando setzte sich auf und streckte seine langen Arme, dann prüfte er mit der Fingerkuppe die Spitze seines Schwertes. Es war eine altvertraute Thargorgeste, und sie lenkte Sam von etwas Wichtigem ab, an das sie sich gerade zu erinnern versuchte. Einen Moment lang fühlte sie sich fast wie in Mittland, in einer Welt, wo man nach festen Regeln spielte. Thargor war hier. Hieß das nicht, daß sie siegen würden? Thargor siegte immer.
    Aber in Wahrheit gibt es keinen Thargor, dachte sie traurig. Es gibt bloß Orlando, und der ist schon einmal getötet worden. Sie blickte zu der unwirklichen grauen Wolkenwand hinüber. Und selbst wenn wir ihn im Augenblick nicht sehen können, ist dieser Dread immer noch da draußen. Sam kam sich vor wie eine von ihrem Loch abgeschnittene Maus, gestellt von einer Katze, die es überhaupt nicht eilig hatte.
    Ich werde sterben, ging ihr auf. Bis jetzt war das nicht richtig zu ihr durchgedrungen – es hatte immer noch Hoffnung gegeben oder wenigstens eine Ablenkung. Jetzt gab es zwischen ihr und dem Tod nichts mehr als die letzten Abwehrmanöver des sterbenden Systems. Ich werde Mama und Papa nie mehr wiedersehen. Meine Schule. Nicht mal mein blödes Zimmer …
    »Was ist mit dem Jungen?« fragte Nandi Paradivasch. »Es hieß, er wäre eine Kontaktperson von diesem Sellars.«
    »Nix Kontakt, vato«, fauchte der kleine Cho-Cho, der so weit von den anderen abgerückt war, daß der mürrische Felix Jongleur ihm am nächsten saß. »Nie nich antatscht ’at er mich, und stech ich ab, wenn wer versucht. Ich tu ihm nur ’elfen, eh.«
    »Genau das meint er damit, Junge«, sagte Bonnie Mae Simpkins. »Eine Kontaktperson ist ein Helfer. Einer, der mit jemand anders in Verbindung steht, Botschaften übermittelt.«
    »Aber was für eine Botschaft?« Florimel hatte sich ein wenig beruhigt, seit die Zwillinge erledigt worden waren, aber sie war und blieb gereizt und konnte sich nur schwer bezähmen. Beim Blick auf die Verwüstung, die die Zwillinge hinterlassen hatten, die Hunderte von Überlebenden, die sich ängstlich am Rand des Brunnens zusammendrängten, und die vielen Opfer, die immer noch dort lagen, wo sie gefallen waren, konnte Sam ihr das nicht verdenken. Jede der geduckten Märchenfiguren konnte Florimels Tochter oder Renies Bruder sein, aber gelegentliche Nachfragen hatten bestätigt, daß keine von ihnen sich an ein früheres Leben erinnerte. »Was für eine Botschaft?« wiederholte Florimel. »Wir wissen nichts. Wir sind nach wie vor so ahnungslos wie am Anfang.«
    »Hat Sellars dir irgend etwas aufgetragen?« fragte Martine den kleinen Jungen. »Kannst du ihn überhaupt hören?«
    »Nix mehr seit der Kotzblocker mit ’undskopf ’at das Dach von den Dings weg«, antwortete Cho-Cho verdrossen. »Abserviert ’at er mich, eh.«
    »Es sieht also so aus, als hätten wir von Sellars nicht viel zu erwarten«, sagte Paul matt. »Was jetzt?«
    Felix Jongleur brach das unbehagliche Schweigen. »Es ist ein Wunder, daß ihr alle so lange am Leben geblieben seid. Wenn man die Demokratie mal aus der Nähe betrachtet, kann man das Grausen kriegen.«
    »Halt’s Maul, Mensch!« fuhr Florimel ihn an. »Du Schweinehund, willst du mal die grausige Seite der Demokratie erleben? Vergiß nicht, wir sind viele,

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