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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Feuer zurück, wo ihre Freunde warteten.

Kapitel
Tränen des Re
    NETFEED/MODERNES LEBEN:
    Pornostar ignoriert Proteste gegen geplante interaktive Kindersendung
    (Bild: Violet in einem Auszug aus »Ultra Violet«)
    Off-Stimme: Die Interaktivaktrice Vondeen Violet äußert sich erstaunt über die Kontroverse, die sie mit ihrem Vorhaben ausgelöst hat, Kindern unter zwölf Jahren »interaktiven Aufklärungsunterricht«, wie sie es nennt, zu geben.
    Violet: »Kids wollen Bescheid wissen, und irgendwie kommen sie dahinter. Ist es nicht besser, sie machen ihre ersten Erfahrungen in einer gewaltfreien Interaktivsendung, wo sie von ausgebildeten Spezialisten wie mir angeleitet werden, statt daß sie sich ihre Informationen auf dem Schulhof oder auf der Straße holen? Herrje, die Drehbücher werden von einem Kinderarzt geschrieben! Was will man denn mehr?«
     
     
    > »Ich sehe es«, sagte Catur Ramsey, »aber ich kann’s nicht glauben.«
    »Ich stehe direkt davor«, meinte Olga. »Und ich weiß auch nicht, ob ich es glauben soll.«
    Ramsey lehnte sich zurück und rieb sich die müden Augen. Bestimmt wachte er im nächsten Moment auf, und der ganze Irrsinnstag stellte sich als Traum heraus. Doch als er wieder auf den Bildschirm schaute, übertrug Olga Pirofskys Kameraring immer noch die gleichen unfaßbaren Fischaugenbilder.
    »Es ist ein Wald«, staunte er. »Du trittst aus dem Aufzug ins oberste Geschoß und stehst in … einem Wald?«
    »Tot«, sagte sie leise.
    »Was?«
    »Sieh her.« Der Blick ging nach oben, und jetzt erkannte Ramsey, daß die meisten Äste kahl waren. Selbst an den Nadelbäumen hingen nur noch wenige Büschel brauner Nadeln. Der Kameraring senkte sich wieder. Ramsey sah Olgas Beine durch kniehohe Haufen brauner und grauer Blätter stapfen und mit jedem Schritt Staubwolken aufwirbeln. Das Bild hörte auf zu wackeln, als Olga stehenblieb und einen Teil der Laubdecke mit dem Fuß beiseite schob, dann schwenkte die Kamera über eine schwarze Fläche mit weißen Flecken.
    »Was ist das?« fragte Ramsey. »Ich kann es nicht erkennen.«
    »Ich glaube, es war einmal ein Bach«, sagte sie. »Jetzt ist er ausgetrocknet.« Der Blick ging näher heran, bis Ramsey erkannte, daß die weißen Streifen vertraute Umrisse hatten.
    »Sind das Fische?«
    »Es waren welche.«
    Sie klang ruhig und sachlich, doch Ramsey hörte noch einen Unterton, der ihm gar nicht gefiel, einen Ton großer Bedrücktheit. »Komm jetzt, Olga. Beezle sagt mir gerade ins andere Ohr, daß die Evakuierung des Gebäudes so gut wie abgeschlossen ist. Uns bleiben wahrscheinlich nur noch Minuten, um dich rauszuschaffen.«
    »Ich sehe etwas.« Gleich darauf ging die Kamera nach oben. Ramsey sah es jetzt auch. Im obersten Stockwerk eines Wolkenkratzers war es ein noch befremdlicherer Anblick als die toten Bäume und die Fischgerippe.
    »Ein Haus? Ein Haus?«
    »Ich gehe mal schauen.«
    »Ich wünschte, du würdest es lassen.« Ramsey wechselte auf seine zweite Leitung. »Ich kann sie noch nicht zum Weggehen bewegen, Beezle. Wieviel Zeit haben wir noch?«
    »Das fragste mich? Sellars hat dafür gesorgt, daß alles total drunter und drüber geht – falsche Alarmsignale, umgeleitete Verbindungen und dergleichen mehr. Grad geht sogar’n Reaktoralarm los. Kann sein, daß in fünf Minuten die Armee da ist, kann sein, daß sich tagelang kein Schwein in die Nähe traut.«
    »Reaktoralarm? Es gibt hier einen Reaktor? Ach, du Schreck! Sei so gut und halt mich auf dem laufenden, ja?«
    Beezle schnaubte. »Sobald ich was weiß, weißt du’s auch.«
    Der Ausschnitt auf Ramseys Padbildschirm war im Augenblick so wildbewegt, daß er nicht mehr hinschauen konnte: Olga bahnte sich einen Weg durch dichtes Gestrüpp, und ihre Hand schwang auf und nieder. Er schloß die Augen. »Wie groß ist dieser Wald?« fragte er. »Kannst du sonst noch was sehen? Was ist über dir?«
    »Nichts. Nur eine nackte weiße Kuppeldecke in gut fünfzig Meter Höhe.« Sie zeigte mit dem Ring auf das Haus, das jetzt viel größer erschien, und das Bild wurde ruhig. »Kannst du es erkennen?«
    »Du kannst da nicht einfach reingehen, Olga. Was machst du, wenn jemand drin ist?«
    »Du hast offenbar keinen sehr guten Blick darauf«, sagte sie, aber erklärte nicht, was sie damit meinte. Ramsey hielt unwillkürlich den Atem an, während sie durch die traurigen braunen Überreste eines großen Gartens streifte, der einmal sehr schön gewesen sein mußte.
    »Es sieht nicht sehr amerikanisch

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