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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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und du bist nur einer!«
    »Gedacht war doch, daß er uns etwas nützt«, bemerkte Paul scharf. So von kalter Wut erfüllt hatte Sam ihn bis jetzt noch nicht erlebt. »Dann wär’s langsam an der Zeit, daß es mal dazu kommt. Viel nützen kann er uns eh nicht mehr, wie es aussieht, aber ein paar Aufschlüsse hätte ich trotzdem gern. Über das Betriebssystem – über die ganze Geschichte …«
    Mehrere andere pflichteten ihm bei, und ein immer feindseligeres Raunen erhob sich um das Lagerfeuer. Alle wandten sich Jongleur zu, der ihren Blicken mit seiner üblichen starren, abweisenden Miene begegnete, aber Sam meinte, hinter der Maske noch etwas anderes zu bemerken. Schämte er sich? Hatte er Angst? Er wirkte beinahe … nervös.
    »Komm, mein Freund«, rief der neben Martine sitzende Azador. »Diese Menschen haben Fragen. Du solltest sie zufrieden stimmen.«
    »Und was ist eigentlich in dich gefahren, Azador?« herrschte Paul den Zigeuner an. »Weißt du, wer dein sogenannter Freund in Wirklichkeit ist? Das ist Felix Jongleur, das Oberhaupt der Gralsbruderschaft. Weißt du noch, wie du über die Schweine hergezogen bist, die dich gejagt und deine Leute als Futter für ihre Maschinen mißbraucht hätten? Das ist der Kopf des Ganzen – der Mann da drüben.«
    Sam hielt den Atem an. Ob Azador jetzt wohl Jongleur angreifen würde, wie Paul es vorher getan hatte? Es war geradezu ein Wunder, daß das Stillschweigen, das sie und !Xabbu ganz am Anfang verabredet hatten, noch nicht gebrochen worden war …
    » !Xabbu !« sagte sie unvermittelt. Den hatte sie ganz vergessen!
    Azador beachtete sie nicht. Er blickte lange Jongleur an, dann Paul Jonas. Schließlich zuckte er verlegen mit den Achseln. »Das liegt alles so lange zurück.«
    »Was?« Paul schrie beinahe. »Menschenskind, dieser Kerl hat deine Leute ermordet, und du willst einfach sagen, ach, Schwamm drüber, weil ihr beide jetzt … dicke Freunde seid oder was? Das darf doch nicht wahr sein!«
    »Doch«, schaltete sich Jongleur ein. »Weil es nämlich nie geschehen ist. Da sind ja seine Leute, der Rest, der noch übrig ist.« Er ließ seine Hand über die zertrümmerten Wagen und die verbliebenen Zigeunermänner und -frauen an ihren Feuern schweifen. »Alles andere war Einbildung.«
    » !Xabbu !« wiederholte Sam, lauter diesmal. »Hört mal, ich hab !Xabbu total vergessen – wegen dieser Monster, und Orlando, und … und überhaupt. Er ist in dieses Leuchtwasser gesprungen! Ich bin hinterher, aber es hat mich wieder ausgespuckt, und ich konnte ihn nicht erreichen. Er dachte, Renie ist da unten!«
    Das versetzte die Runde um das Lagerfeuer abermals in helle Aufregung.
    »Dann ist er verloren, Sam«, meinte Florimel schließlich. Ihr Ton war jetzt sanfter und trauriger.
    »Orlando ist doch auch von da zurückgekommen!« widersprach Sam hitzig.
    »Das ist etwas anderes, Sam«, sagte Martine. »Und das weißt du auch.«
    Weil er nicht lebendig ist wie !Xabbu , dachte Sam, aber sprach es nicht aus. Das meint sie damit. Tief im Innern wußte sie, daß Martine recht hatte, auch wenn sie sich noch so sehr dagegen sträubte. Mehrere ihrer Gefährten redeten gleichzeitig auf sie ein. Weil Orlando gar nicht von dort zurückgekommen ist, sondern dort … neu geboren wurde.
    »Das läßt sich leicht feststellen, ob sie wirklich da unten ist«, warf Jongleur ein. Ein säuerliches Lächeln spielte um seine Mundwinkel. »Aber bestimmt seid ihr längst schon selber darauf gekommen und braucht keinen Rat von einem Ungeheuer wie mir.«
    »Treib es nicht zu weit!« warnte ihn Martine. »Wenn du etwas Brauchbares zu sagen hast, dann heraus damit!«
    »Na schön. Hast du dein Sprechgerät noch? Ich war mit deiner Renie zusammen, als du sie das letzte Mal angerufen hast. Warum willst du es nicht nochmal versuchen?«
    »Mein Gott«, sagte Martine. »Im Wirbel der Ereignisse habe ich das völlig vergessen.« Sie zog ein klobiges silbernes Feuerzeug aus der Tasche ihres Overalls.
    »Wo hast du das her?« fragte Sam vollkommen konsterniert. »Renie hatte es doch!«
    »Es ist eine Kopie«, erwiderte Martine. »Ich erkläre es dir später.«
    Sam sah ein Funkeln in den Raubvogelaugen des Mannes – Zufriedenheit? Oder noch etwas anderes? Sie sprang auf und deutete auf Jongleur. »Paß auf, daß er nicht in die Nähe davon kommt!«
    Er spreizte die Hände. »Ich bin auf der andern Seite des Feuers. Und wie ihr selbst gesagt habt, seid ihr viele gegen einen.«
    Martine hielt sich das

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